Drei und eine Axt – Teil 5

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 5

‚Wir haben eine junge Ziege mitgebracht!‘ meinte Halef und ging in die Vorratsjurte.

‚Ja und der Junge hat sieben Hasen geschossen!‘ berichtete Kejnen.

‚Es waren nur vier, die anderen hat Kejnen erlegt.‘ rief Halef aus der Jurte.

‚Sehr gut, wir sollten heute Nacht drum würfeln, wer ihnen das Fell abzieht morgen früh.‘ meinte Ziska, die immer noch fleißig die Trauben stampfte.

‚Wie viel Wein haben wir noch?‘ fragte Vira, während sie eine kurze Pause einlegte.

‚Das kleine Fass für Notfälle, neun Flaschen und fünf Krüge.‘ berichtete Wena.

Auf dem Tisch stehen aber nur vier!‘ erwiderte Vira mit einer hochgezogenen Augenbraue.

‚Ein Halber ist im Essen und den Rest hab ich fast ausgetrunken, er steht neben dem Feuer.‘

‚Ist schon gut Wena, ich wollte nur wissen, warum du so rote Backen hast.‘

‚Sind die Flaschen nun dicht.‘ fragte Ziska neugierig.

‚Bis jetzt schon!‘ anwortete Wena.

‚Das wäre ja prächtig für meine Liköre zum Umfüllen. Mit meinen letzten drei Glasflaschen komme ich nicht weit.‘ meinte Ziska begeistert und bedrückt zugleich.

‚Hab aus dem restlichen Ton noch welche gemacht, die stehen hinter der Jurte.‘ lächelte Wena. ‚Ich kann sie brennen, wenn das Brot alle ist.‘

‚Wo wir grad bei Brot sind, wie sieht es mit unseren Vorräten aus.‘ fragte Vira.

‚Wir sollten die Tage in die Ebene gehen, weil wir sonst nicht damit auskommen, bis meine Sippe kommt.‘

Kejnen blickte sie fragend an.

‚Meine Sippe tauschen Fleisch und Felle gegen Getreide und sie bringen uns Korn. Im Gegenzug überwintern sie bei uns auf der Ebene.‘ berichtete Wena.

‚Der Khan bringt mir Schnaps und ich mache ihm Medizin.‘ meinte Ziska.

‚Und dann tauschen wir Honig, Wachs, Früchte, Wein und was wir sonst noch so übrig haben, gegen Leder und noch mehr Korn.‘ meinte Vira.

‚Ich bin doch zu weit geritten?‘ seufzte Kejnen.

‚Kejnen, jetzt müsst ihr uns aber erklären…‘ riefen alle drei gleichzeitig.

‚Ich wollte nach dem Krieg einfach nur die Berg meiner Heimat wieder sehen und dann tot vom Pferd fallen, weil wahrscheinlich niemand mehr da ist, den ich noch kenne.‘

Jetzt blickten sie ihn noch verstörter an.

‚Ich habe in meiner Jugend von den Fürsten gehört, die weit im Osten über die großen Steppen ziehen, aber kein Haus ihr Eigen nennen. Wie hat deine Sippe den Krieg überstehen können?‘

Ziska und Vira stiegen gerade aus dem Becken, als Halef nach seiner Mutter rief. Sie stürmte in die Jurte und hinterließ rote Abdrücke auf dem Boden.

Dann schrie Vira laut auf und schließlich lief auch Ziska ihr hinterher. Wenig später kamen sie mit dem Stuhl für Vira aus der Jurte. Kurz nach ihnen trug Halef Kejnens Stuhl heraus.

‚Ich wollte Euer Gespräch nicht unterbrechen, aber ich hab mir schon die Beine in den Bauch gestanden.‘ stammelte Halef und trug den Stuhl auf das andere Ende des Tisches. Seine Mutter saß bereits auf ihrem Stuhl, rieb an den Armlehnen und blickte zufrieden in die Runde.

‚Nachdem es eine ziemlich lange Geschichte ist, sollten wir mit dem Essen anfangen.‘ sagte Vira feierlich.

‚Aber vorher sollten wir unsere Füße waschen, sonst bleiben sie ewig rot.‘ unterbrach sie Ziska und wies auf ihre Füße.

Die Damen gingen sich schnell waschen und der Gong erschall zum Essen. Bis alle Platz genommen hatten, trug Wena die warmen Speisen auf. Während des Essens erzählten die Frauen ihre Geschichte.

Früher zog Großvater Alur mit seiner Frau und seinen drei Söhnen Ulgur, Otar und Aiden durch die Ebene und züchteten Rinder, Pferde und Kleinvieh. Nachdem von Allem reichlich vorhanden war, ging es ihnen nie schlecht. Die drei Söhne arbeiteten hart für die Familie.

Einmal weit im Norden trafen sie auf eine Siedlung, die gerade überfallen worden war. Sie fanden Vira mit einem Jungen. Aiden nahm sie zur Frau und zog den Jungen, wie seinen eigenen Sohn auf. Die Eltern waren nicht begeistert, aber Aiden war ziemlich stur und ihr ältester Sohn.

Wena war die Tochter einer befreundeten Sippe, sie war eigentlich Aiden versprochen. So entschloss Alur, dass Otar sie ehelichen sollte. Alur starb bei einem Überfall marodierender Barbarenstämme. Bei darauffolgenden Rachezug fand Ulgur Ziska und stahl sie dem Barbarenanführer. Der zu allem Glück noch bevor er auf Rache aus sein konnte, bei einer darauffolgenden Schlacht ums Leben kam. Die Zeiten wurden immer schlechter, die Machtkämpfe der Fürsten wurden auf der Ebene ausgetragen und sie zogen sich an den Rand der Ebene zurück. Großmutter wurde immer wunderlicher, die Sesshaftigkeit war nichts für sie. Sie ging irgendwann in den Wald und sie fanden sie erst Tage später, tot. Die Männer waren sehr bestürzt. Die Lage war in der Sesshaftigkeit auch nicht rosig. Immer mehr Barbaren zogen über die Ebene. Das Land war von Krieg überzogen und sie beschlossen sich dem stärksten Fürsten anzuschließen. Die Männer mussten in den Krieg zu ziehen und die Frauen allein zurücklassen. Das war nun vier Jahre her. Halef war damals ungefähr zwölf Jahre alt. Die Sippe von Wena, auch vom Krieg stark geschwächt, blieben öfter mal länger als nur den Winter da, sie brachten immer alle ihre Tiere mit. Nach dem Krieg fanden sich die Männer der Sippe alle wieder und sie zogen wieder über die Ebene. Nur ihre Männer kamen nicht zurück. Die Stimmung der Frauen war nach Beendigung ihrer Geschichte sehr bedrückt und traurig. Wena brachte die Kinder ins Bett und Ziska begann aufzuräumen. Halef legte ihnen die Würfel hin und wollte dann mit seinen Hunden zur Höhle aufbrechen, um eine der letzten Nacht in diesem Jahr dort zu verbringen. Kejnen hatte ihm seinen Reiterbogen mitgegeben und orderte einen Hirschen.

‚Wenn er wirklich einen Hirschen schießt, dann können wir das Fleisch trocknen.‘ meinte Vira und griff sich die Würfel.

Kejnen schenkte allen noch mehr Wein ein, hob seinen vollen Becher und bedankte sich bei den Frauen: ‚Ich möchte mich für eure liebevolle Gastfreundschaft bedanken und ich danke all den Göttern, dass sie meinen Weg hierher geführt haben.‘

‚Wir haben euch anscheinend gebraucht!‘ meinte Wena, die gerade aus ihrer Jurte kam.

‚Wer hätte auch sonst die Tür richten sollen!‘ meinte Ziska.

‚Das hätten wir auch nie alleine gekonnt! Aber für den Stuhl bin ich sehr dankbar.‘ witzelte Vira ernst. Dann musste sie lachen. Alle stimmten ein.

Als es zu regnen begann, räumten sie fertig auf und brachten alles in Sicherheit. Zu guter Letzt trafen sich alle in der großen Jurte. Trotz der Abkühlung waren alle ganz schön betrunken. Kejnen wurde auch sehr melancholisch. Er saß auf einer Truhe und blickte gedankenverloren ins Feuer. Ziska kam zu ihm rüber und setzte ich auf seinen Schoß. Er bedankte sich wieder und wieder, bis sie ihm den Mund mit einem Kuss schloss. Die beiden Anderen schauten interessiert vom Bett und Boden aus zu.

Ziska holte eine Flasche hervor: ‚Es ist nicht Schöne Träume, keine Sorge, es ist eine Überraschung…. eine süße Überraschung.‘

Beim Likör trinken landeten alle drei Frauen irgendwann in Ziskas Bett und fingen an sich gegenseitig den verschütteten Likör vom Gesicht zu lecken. Kejnen saß auf einer Truhe und genoss das Zusehen sehr. Vira torkelte irgendwann sich erleichtern, während die beiden übrigen Damen sich langsam entkleideten. Und als Vira wieder zurück kam, blieb sie bei Kejnen stehen und hielt ihm ihre Hand hin.

‚Wir sind nur einmal im Jahr so betrunken.‘ flüsterte sie in sein Ohr. Er zögerte, weil so betrunken war er noch nicht und er wollte auf keinen Fall den Zustand der Damen ausnützen. Vira war aber sehr unnachgiebig und zog ihn hoch, fiel dabei aber beinahe hin. Er sprang tatsächlich auf und stütze sie.

‚Seht Kejnen, ich kann nicht mehr ohne Euch zum Bett gelangen, Ihr müsst mir helfen!‘ sagte sie gespielt und hielt sich die Hand an die Stirn.

‚Sich von einem Krüppel beim Laufen helfen lassen, da müsst Ihr Euch aber mehr einfallen lassen!‘ konterte er ebenfalls gespielt.

‚Aber Ihr steht doch schon, noch ein paar Schritte. Ihr wollt mich doch nicht mit den beiden gierigen Bestien alleine lassen.‘

‚Ich bin ein alter, kranker Mann. Ich habe ein schwaches Herz, ich seh lieber zu.‘

‚Kommt doch näher ans Bett, alter Mann.‘ Sie musste bei diesem Satz kichern. ‚Da könnt ihr besser sehen, im Alter werden die Augen ja immer schlechter.‘ Er grinste, besann sich aber dann seiner Fratze und entspannte seine Gesichtsmuskeln wieder. Mit einem langen Zögern, machte er aber doch einen Schritt Richtung Bett.

‚Vira redet immer sehr viel, wenn sie betrunken ist.‘ lallte Wena.

Ziska stand auf, sie hatte nur noch eine leichte, fast durchsichtige, kurze Tunika an, die von Oben bis zum Bauchnabel geschlitzt war und von Unten an den Seiten bis zu ihren Hüftknochen. Die Einblicke die sie ihm boten, verschlugen ihm für einen Moment den Atem und die Sprache. Er schüttelte den Kopf und fing an zu stottern: ‚Ich seh noch ganz gut, für mein Alter.‘ Bei diesem Satz konnte er den Blick nicht von ihren Bürsten trennen.

Sie torkelte ihm entgegen, packte ihn an seiner Hose, öffnete geschickt den Gürtel, der sogleich scheppernd zu Boden fiel und zog ihn an der Hose zum Bett hinüber. Er humpelte mit ihr mit, um nicht zu stürzen. Während Vira ihn an seinem Hintern zum Bett schob.

‚Meine Damen nicht so stürmisch, ihr könnt doch nicht einen alten, unbewaffneten Krüppel…!‘ und dann fiel er schon mit Ziska zusammen aufs Bett und Vira hinterher. Er landete auf Ziska’s Brüsten. ‚Ich wollte Euch doch nicht zu nahe treten!‘ sprach er mehr zu ihrem Busen.

Vira half ihm aus dem Klappenmantel. Sie balgten noch ein wenig auf dem Bett herum, bis er sich erschöpft gegen den Bettpfosten lehnte. Wena legte sich zwischen seine Beine in seinen Schoss und blickte ihn in ihrem Rausch liebevoll an, während die beiden Anderen ihm aus der Tunika halfen und ihn dann küssten. Ziska nahm ein Fell, hob seinen Oberkörper an und stopfte es zwischen seinen Rücken und den Bettpfosten. Vira und Ziska fuhren mit ihren zarten Fingern an seinen Narben und Bemalungen entlang. ‚Hat das weh getan?‘ fragte Wena und fuhr über die Abbildung einer Kampfszene auf seinem Bauch. Er spannte seine Bauchmuskeln an und schüttelte dann den Kopf. Ziska fuhr ihm über seine Gesichtsnarben. ‚Das hat allerdings schon weh getan.‘ sagte er ruhig und wand wieder sein Gesicht ab.

‚Jedes mal, wenn ich in Euer Gesicht blicke und ihr Euer Antlitz vor Scham vor mir abwendet, dann kann ich Euren Schmerz spüren.‘ flüsterte Ziska in sein Ohr, seine Brustwarzen stellten sich auf, als sie dabei sein Ohr mit ihren Lippen streifte. Vira rieb ihm über die Brustwarzen und meinte: ‚Wenn ich in Euer Gesicht blicke, dann stellen sich mir nicht nur die Nackenhaare auf, aber wenn Ziska Eure Gesicht glatt zieht, dann erkennt man, dass ihr mal ein hübscher Mann gewesen sein musstet.‘

‚Der Krieg hat uns alle verändert, Vira!‘ meinte er zu ihr, nahm sie dann am Nacken und zog sie zu sich, um sie in den Arm zu nehmen. ‚Wir haben alle gelitten und leiden immer noch, auf die ein oder andere Weise!‘ Er ahnte nur ansatzweise, was in ihr vorging. Aber ihr trauriger Blick sagte mehr als tausend Worte, als sie ihm unter Tränen gerührt einen Kuss auf seine Narben drückte. Ziska nahm noch einen Schluck von ihrem Likör, küsste dann Vira und lies ihr den Schluck beim Küssen in den Mund laufen. Als sie sich nach einen wunderschönen und langen Moment wieder trennten, grinsten sie ihn neckisch an.

‚Ich will nicht wissen, was du da alles in den Likör gemischt hast.‘ meinte Vira mit gespielten Misstrauen.

‚Ich ahnte nicht, dass er so enthemmend wirken würde.‘ grinste sie und führte die Flasche an seinen Mund. ‚Aber ich hoffte es…ein wenig!‘ Der Schluck blieb ihm fast im Halse stecken, als er ihre Worte vernahm. Das Grinsen was sich nun in ihrem Gesicht ausbreitete, war gleichermaßen wollüstig wie berechnend, aber keineswegs bösartig.

‚Ziska du bist unaussprechlich…!‘ meinte Vira, bis sie von Ziska hektisch unterbrochen wurde.

‚Ich mag vielleicht unersättlich sein und unaussprechlich meine Schnäpse, aber ich bin nur um Euer aller Wohl bemüht.‘ meinte Ziska entschuldigend mit den Schultern zuckend.

‚Da hast du recht, ich brauche es genauso wie du!‘ meinte Vira und schnappte ihr die Flasche aus der Hand. Dann blickten beide zu Wena, sie war bemerkenswert still gewesen. Wena war mit verschränkten Armen auf seinem Bauch und mit dem Gesicht auf seinem Gemächt eingeschlafen.

Er konnte einerseits kaum an sich halten, aber er war ein Wenig durch den Wind, vom Rausch und von der Gesamtsituation. ‚Ich komme mir ein Wenig benützt vor!‘ meinte Kejnen.

‚Aber Meister Kejnen, den Likör habe ich schon vor Monaten angesetzt und ich würde mich ohne sonst nicht trauen, euch Freude zu bereiten.‘ Ihr liefen die Tränen aus den Augen. ‚Aber ich dachte nicht das er gleich so knallt.‘ Er nahm sie am Kinn und zog sie auch zu sich in die Arme.

‚Ihr glaubt gar nicht, wie ihr drei mir allein mit eurer Anwesenheit Freude bereitet.‘ Er küsste Beide und drückte sie noch fester an sich. Dabei verschüttete Vira etwas von dem Likör über Kejnens nackte Brust. Sie leckten beide die Tropfen von seinem Körper, während Kejnen sich die Flasche schnappte und einen großen Schluck davon trank. Er zog die Luft zwischen seinen Zähnen ein und meinte leicht lallend. ‚Ich befürchte ein bisschen, dass wir morgen alle blind sind oder wir uns an nichts mehr erinnern können.‘