Mein zweiter Schultag – Folge 40 ‚Wie war Ihr erster Schultag?‘

Mein zweiter Schultag – Folge 40 ‚Wie war Ihr erster Schultag?‘

‚Mein erster Schultag? Anders als erwartet, mit sehr viel Stoff für mindestens 10 Romane. Ich hab heute sehr viel gelernt und ich hab, glaub ich, neue Freunde gefunden und die Erkenntnis, dass der Berufsberater mich damals im Krankenhaus nicht verarschen wollte, weil es genau das Richtige für mich ist, weil ich hier aktiv helfen kann und wie gesagt es wäre so einfach, man muss es nur tun.‘ fing ich an und blickte dann Heino durchdringend an. ‚Und wie war deiner?‘

‚Ich hab scheinbar auch schon einen Arbeitsplatz, falls ich den Abschluss schaffe, und das ohne eine einzige Bewerbung geschrieben zu haben, ich hab zwei Bücher zu lesen und die Aussicht auf mehr, ich hab mich heute mit Zecke versöhnt und ich glaube jetzt hab ich einen Freund, also meinen Ersten. Also Kumpel, nicht so wie Sie wieder denken!‘ fing er an und blickte mich dann durchdringend an. ‚Und am Ende des Jahres verlier ich vielleicht einen Zweiten, wenn ich beim Narbenspiel gewinne.‘ Danach grinste er mich wieder schelmisch an.

‚Ja, vielleicht, vielleicht aber auch nicht!‘ erwiderte ich daraufhin. ‚Und wenn du mich auf meine Worte weiter so festnagelst, haben wir am Schuljahresende vielleicht sogar ein Date, auch wenn das ganz und gar nicht professionell ist und ich in Teufelsküche komme dafür, und in die Hölle!‘

Ein ‚Wow!‘ stolperte aus seinem Mund und er blickte mich wieder schelmisch an, bevor er weiterredete: ‚Aber ich werde mich bis dahin hier drin trotzdem nach anderen Kerlen umschauen, rein statistisch gesehen…!‘

‚Ich bitte darum! Ich finde es eh schon ziemlich krass, dass Lemke, du und ich…!‘ fing ich an, machte eine kurze Pause, um dann zuversichtlich fortzufahren: ‚Ich hoffe für dich, dass wir auf der Kimmelmann über dem Durchschnitt liegen!‘

‚Ich weiß zumindest von einem weiteren, der es nicht so genau nimmt!‘ stolperte aus Heinos Mund.

‚Red nicht weiter, sonst werde ich noch…!‘ fing ich an, wurde aber wieder von Nancy Reagan und Erich Honecker abgelenkt.

‚…Unnötig geil?‘ stolperte aus Heinos Mund und ich hätte ihm am liebsten den Mund zugehalten, aber das wäre entschieden zu viel Körperkontakt gewesen.

‚Ich wollte natürlich eifersüchtig sagen!‘ berichtige ich und grinste ihn an. Er machte einen Schritt zurück, bis die Hausmauer ihn daran hinderte.

‚Im Dunkeln ist Ihr Grinsen noch gruseliger, Herr Kowalski!‘ meinte Heino und blickte mich seltsam an.

‚Immer wenn ich Spaß habe…!‘ fing ich an. Er lächelte als Antwort und blickte mich wieder eine Weile so schelmisch es ihm möglich war an.

‚Ich möchte nicht, dass Sie eifersüchtig werden, aber ich hab ein Date mit Oliver und Elio! Außerdem sind meine Zigaretten alle.‘ fing er an, machte eine nachdenkliche Pause, um dann hastig fortzufahren: ‚Sie passen heute Nacht auf Miss Abby auf?‘

‚Einer muss es ja machen!‘ rief ich und stand mit der Hilfe des Stockes auf. ‚Und ich mache es gerne!‘

Fortsetzung folgt… vielleicht!

 

Mein zweiter Schultag – Folge 39 ‚Ich habe gar kein Handy!‘

Mein zweiter Schultag – Folge 39 ‚Ich habe gar kein Handy!‘

‚Du hast gar kein Handy! Lass das mal unsere Sorge sein! Aber vielleicht wäre zum Lesen ein Tablett gescheiter. Aber nicht, dass du mir dann anfängst Pornos zu schauen, anstatt deine Nase in die Bücher zu stecken.‘ rief ich gespielt echauffiert.

‚Die Schulbücher für dieses Schuljahr hab ich schon alle durch.‘ meinte er und hob ganz langsam seine Augenbraue.

‚Hast du auch alles verstanden?‘ wollte ich wissen.

‚Also Französisch ist jetzt nicht so meins, weil ich die Aussprache nicht checke. Informatik wird sich dann im Unterricht schon selbst erklären und bei den Naturwissenschaften hoffe ich darauf, dass der Hansmann mich erleuchtet, naja und Mathe…!‘ fing er an zu erklären und hörte dann abrupt auf zu reden. Ich hakte gleich ein: ‚Ja, Mathe ist wahrscheinlich die Grundlage für deine Probleme in den Naturwissenschaften. Der Rektor macht jetzt die Hausaufgabenbetreuung und ich glaube er würde sich sehr freuen, wenn er was erklären kann, was er liebt. Und bei Französisch, kann ich vielleicht in den Ferien was deichseln.‘

‚Warum sind Sie so nett zu mir?‘ wollte er nun wissen, worauf ich offen und ehrlich antwortete: ‚Einerseits hab ich immer noch ein schlechtes Gewissen wegen vorhin und andererseits, habe ich schon heute nach den ersten zwei Stunden beschlossen, dass es im Grunde genommen ganz einfach wäre euch zu helfen, weil es tatsächlich nur kleine Dinge wären. Also schwimmen oder einfach nur schwimmen lernen, Bücher zur freien Verfügung oder ein Besuch bei der Oma. Man muss nur hinhören und ich hab heute schon so viel rausgehört, ich sollte anfangen alles aufzuschreiben.‘

‚Oder meine Mama finden!‘ stolperte aus Heinos Mund. Mit zitternden Händen zog er nochmal an seiner Zigarette.

‚Und bis dahin kann ich dir Meine ausleihen, sie hat heute Vormittag schon gefühlte 12mal angerufen, um zu erfahren, wie mein erster Schultag war!‘ plapperte ich drauf los, in der Hoffnung ich könnte ihn ein wenig aufmuntern.

Heino blickte mit Tränen in den Augen auf und krächzte dann: ‚Und wie war Ihr erster Schultag?‘

Fortsetzung folgt…vielleicht!

Mein zweiter Schultag – Folge 38 ‚Schäm dich, Erich Honecker!‘

Mein zweiter Schultag – Folge 38 ‚Schäm dich, Erich Honecker!‘

Von drinnen ertönte Lemkes Stimme: ‚Schäm dich, Erisch! Böser Bube!‘

Dann rief der Staatsanwalt: ‚Wie soll ich das nur meiner Frau erklären?‘

‚Nancy Reagan ist doch nicht läufig, oder?‘ wollte Lemke wissen.

‚Woher soll ich das wissen, ich gehe morgens und abends mit diesem Flitscherl Gassi und bezahle das Futter, mehr nicht!‘ rief der Liebermann wieder.

Der Kommissar kam nun auch ans Fenster und blickte auf mich und die Dampfwolke über meinem Kopf, bevor er zu sprechen begann: ‚Wird das dann ein Dadel oder ein Puckel?‘

‚Ich hoff für Sie, dass Ihre Nancy reinrassig ist, sonst versaut es mir den Stammbaum von meinem Erisch!‘

Heino drehte sich zu mir um, während er sich die dritte Kippe anzünden wollte und murmelte mir zu: ‚Genau so hat es damals angefangen mit der Rassenidiotie!‘

‚Und du bist das lebendige Beispiel, dass man sich nicht auf den ersten Eindruck verlassen sollte!‘ raunzte ich ihm zu.

‚Dito!‘ meinte er und betätigte das Feuerzeug. Sein Gesicht wurde von dem Schein des Feuerzeugs erhellt und nur deswegen konnte ich sein schelmisches Grinsen sehen, dass fast schon ein bisschen gespenstisch aussah.

‚Ehrlich ich freu mich schon auf Geschichte mit dir in diesem Schuljahr!‘ meinte ich dann.

‚Ich musste meinem Alten immer aus ‚Mein Kampf‘ vorlesen. Nur dass ich irgendwann verstanden habe, wie krank das eigentlich ist.‘ berichtete mir Heino eher beiläufig.

‚Hast du genug zu lesen? Ich hab Kistenweise Geschichtsbücher zuhause. Die Hälfte hab ich noch gar nicht ausgepackt.‘ wollte ich wissen und blickte ihn eindringlich an.

‚Herr Kowalski, das wäre echt mega! Ich kann nicht immer in der Pause in den Computerraum einbrechen, um alles bei Wikipedia nachzugoogeln.‘ erwiderte Heino und grinste mich wieder an.

‚Wenn du deine Fußfessel loskriegst, ist doch das Handyverbot aufgehoben, oder?‘ wollte ich wissen.

Heino blickte mich an und meinte dann staubtrocken: ‚Ich glaub schon, aber ich habe gar kein Handy!‘

Fortsetzung folgt vielleicht…

Mein zweiter Schultag – Folge 37 ‚Ruf mich bei deinem Namen!‘ 

Mein zweiter Schultag – Folge 37 ‚Ruf mich bei deinem Namen!‘ 

‚Ja, Ruf mich bei deinem Namen, ich freu mich auf das Referat morgen.‘ rief ich leise und grinste ihn an. Er grinste zurück und ging nach draußen, um sich sofort die Zigarette anzuzünden.

Lemke blickte mich nochmal an, grinste dann auch und wollte wohl auch gehen. Ich erhob die Stimme und frug ihn: ‘Wird der Hund mich fressen, wenn ich mir noch einen durchziehe?’

Er drehte sich nochmal um und blickte mich ziemlich verstört an.

‘Ich hab ein Rezept wegen dem Bein!’ meinte ich und zog meinen Verdampfer aus der Hosentasche.

‘Ist schon gut!’ rief er abgeschlagen und ging kopfschüttelnd auf die Terrasse zurück.

Bevor ich ihnen folgte, wollte ich nochmal nach Abby sehen. Sie hatte sich umgedreht und zugedeckt. Also humpelte ich mit dem Stock in der einen Hand und dem Verdampfer in der anderen auf die Terrasse.

Heino stand unter der Lampe auf Lemkes Terrasse, las im Buch und zündete sich eine weitere Zigarette an dem glühenden Stummel der Letzten an. Ich ließ mich erschöpft in einen Gartenstuhl fallen und zog an meinem Verdampfer, während ich ihn neugierig beobachte.

Aus meinem Mund kam eine wohlriechende Dampfwolke.

Heino nahm den Rauch war, blickte mich fragend an und fing dann an: ‚Ist es das was ich denke, was ich rieche?‘

‚Es ist das was du riechst, denke ich!‘ meinte ich zwischen zwei Zügen.

‚Lassen Sie mich raten, Sie haben ein Rezept?‘ kam es von Heino.

‚Du hast es erfasst!‘ erwiderte ich und zog nochmal den guten Dampf in mich hinein.

‚Das wird Erich Honecker aber gar nicht gefallen!‘ meinte Heino eher beiläufig.

‚Ist Erich Honecker nicht in Chile gestorben?‘ frug ich, obwohl ich die Antwort schon wusste.

‚Der Hund heißt Erich Honecker!‘ erklärte mir Heino und blickte zur Terrassentür. Erich klebte mit der Nase an der Scheibe und beäugte mich finster.

‚Das lässt tief blicken!‘ flüsterte ich. Heino grinste und blickte wieder ins Buch. Ich wollte ihn nicht dabei stören, wir haben ja schließlich einen Bildungsauftrag.

Ich beobachtete weiter den Köter vom Lemke. Nun kam der Pudel vom Liebermann auch an die Tür und dann glotzten beide Hunde uns an. Dass ich das noch erleben darf, Nancy Reagan und ihre späte Liebe, Erich Honecker. Und genau nachdem ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, begann der Erich Honecker Nancy Reagan zu besteigen. Mein Kopfkino machte in meinem Kopf etwas Widerliches mit der Information und wenn nicht für meine sexuelle Ausrichtung, werde ich wohl für diesen Gedanken wirklich in die Hölle kommen.

Ich muss wohl an Heino vorbei die beiden kopulierenden Köter angestiert haben, was Heino dazu brachte wieder auf die Glastür zu blicken, was ihn das erste Mal, seitdem ich ihn kenne, ernsthaft zum Lachen brachte.

‚Für das Kopfkino komm ich in die Hölle!‘ stolperte über meine Lippen.

Heino lachte wieder und rief dann: ‚Schäm dich, Erich Honecker!‘

Fortsetzung folgt vielleicht… 

Mein zweiter Schultag – Folge 36 Das Narbenspiel

Mein zweiter Schultag – Folge 36 Das Narbenspiel

‚Ich würde sagen, dass wir am Ende des Schuljahres durch eine unabhängige Jury mal durchzählen lassen, wer hier wirklich beim Narbenspiel gewonnen hat.‘ rief ich, bevor sich wieder betretenes Schweigen breit machte und ich versuchte dabei nicht zu grinsen. Doch Heino lächelte mich tatsächlich an.

‚Ich würde dann schon mal Wetten entgegennehmen!‘ rief Lemke, grinste uns beide an und goss sich einen Schnaps ein.

Ich blickte auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits nach Mitternacht war. Mein erster Schultag war nun vorbei und der zweite Tag schien den Ersten bereits in der Nacht toppen zu wollen.

Der Kommissar und der Staatsanwalt hatten nun munter angefangen zu diskutieren, nachdem sie aufgehört hatten Heino Fragen zu stellen.

Es ging jetzt um das ganze rechtliche Zeug, wo ich nur noch bedingt etwas beizutragen hatte, also wurde ich erst ziemlich unkonzentriert, fing an zu gähnen und nickte dann fast ein. Ich schüttelte den Kopf und versuchte dadurch wachzubleiben.

Zumindest schien der Staatsanwalt, der Kommissar, Heino und sogar Lemke an einem Strang ziehen zu wollen und Heino schien mir von Minute zu Minute zuversichtlicher.

Heino blickte aber dennoch mich immer wieder fragend an, worauf ich zumindest versuchte ihn vertrauensvoll zu zunicken oder den Kopf zu schütteln, wenn mir eine Theorie zu hanebüchen vorkam. Heino bemerkte aber, dass ich geistig irgendwie ausgestiegen zu sein schien. Abby war neben Heino bereits eingeschlafen, sie hatten sich noch so halb in einer Umarmung festgeklammert und wenn man bedenkt, was noch vor ein paar Stunden passiert war, kann man nur sagen, dass Reden manchmal echt heilsam sein kann.

Ich beschloss Abby ins Bett zu bringen, also flüsterte ich in die Runde: ‘Tschuldigung, ich bring sie ins Bett! Sie hatte einen harten Tag heute!’

‘Wir müssen bei der Terrasse raus und dann auf der nächsten Terrasse in die Wohnung.’ flüsterte Lemke.

‘Ich helf euch und ich würde jetzt auch wirklich gerne eine Rauchen!’ meinte Heino, dessen Hände zitterten, als er sich fahrig über die Stirn wischte, um dann nach Abby zu schauen, die sich im Schlaf bewegte und dabei halb auf seinen Schoß rutschte.

Lemke machte eine Schublade unterm Tisch auf und holte eine Schachtel Luckys heraus. Mit den Worten: ‘Die hab ich dir eh abgenommen!’ warf er sie Heino zu. Heino schnappte sich die Schachtel und überlegte dann wohl, wie er Abby hinterm Tisch rausheben könne.

‘Du haust mir doch jetzt nicht ab, oder?’ rief der Kommissar so leise wie möglich.

‘Er kommt mit der Fußfessel ni weit!’ erklärte Lemke und warf Heino ein Feuerzeug zu. ‘Wiedersehen macht Freude!’

Heino fing das Feuerzeug mit einer Hand und hielt Abby und die Zigaretten mit der anderen fest. Lemke zog kurzerhand den Tisch zur Seite. Ich stand auf und schon drückte mir Lemke, der alte Quantenmechaniker, meinen Stock in die Hand. Also humpelte ich zur Terrassentür und öffnete sie, während Heino Abby hochhob und über die Terrasse in ihre Wohnung trug. Lemke folgte uns und drückte mir auch meinen Rucksack in die Hand.

In ihrer Wohnung war es stockduster, bis Lemke den Lichtschalter betätigte. Es lag ein großer Raum vor uns. Eine kleine Kochnische und ein Wohnzimmer, in dem unglaublich viele Bücher lagen und in Regalen standen. Die Tür zum Schlafzimmer war offen, hinter der Heino nun verschwunden war und ich humpelte weiter.

‘Herbert?’ flüsterte Lemke. ‘Sie wird heut Nacht ni allein sein wollen!’

‘Da bin ich wohl das kleinste Übel?’ flüsterte ich, als Heino sie vorsichtig auf dem Bett ablegte. 

‘Der Müller-Bub kann auf meinem Sofa schlafen. Morgen früh sehen wir weiter!’ rief er leise. Heino drehte sich zu uns um und zog dann ganz langsam seine Augenbraue hoch.

Lemke räusperte sich und berichtete das eben gesagte: ‚Heino, kann auf meinem Sofa schlafen, die Zimmer sind schon verschlossen und ich hab dem Computer vorgegaukelt, dass er im Zimmer ist und hier kann er nicht bleiben, auf ihrem Sofa wohnen nur Bücher.‘

‚Oh, wo wir bei Büchern sind!‘ rief ich und blickte auf einen der Bücherstapel auf dem Wohnzimmertisch und fand instinktiv das richtige Buch, um es Heino in die Hand zu drücken, während er schon eine Zigarette im Mund hatte und Anstalten machte nach draußen gehen zu wollen.

‚Ruf mich bei deinem Namen, also!‘ las er vor, als er es entgegennahm.

Fortsetzung folgt… 

Mein erster Schultag – Folge 35 Drei Mal tote Tante

Mein erster Schultag – Folge 35 Drei Mal tote Tante

‚Drei Mal tote Tante? Ich sagte doch ohne Alkohol!‘ zickte Abby ihren Onkel an.

Er winkte aber ab, ging nach draußen und überließ es mir, die toten Tanten zu servieren. Wenig später kam er wieder und brachte ein frisches Shirt und einen echt hässlichen Pullover.

‚Da ist die Fundgrube heute ja mal zu was nütze!‘ rief er und übergab Abby die Sachen für Heino, dann räumte er weiter ab und servierte ein paar Cracker, saure Gürkchen und ein paar Dips. Wo er nur immer das ganze Essen herzauberte. Ich muss mir über die Theorie des Quantenmechanikers nochmal Gedanken machen.

Ich nahm Heino sein altes Shirt ab, dass von Tränen und Rotz nur so triefte. Schon war der Lemke wieder neben mir und nahm mir das Rotzeshirt ab.

Abby half Heino sich anziehen und dann flößte sie ihm die heiße Schokolade ein.

‚Die Herren noch ein Kaffee oder doch besser nen Schnaps?‘ wollte Lemke wissen.

‚Ein Kaffee wäre gut.‘ rief der Staatsanwalt, während der Kommissar sich die Flasche Kumpeltod schnappte und sich großzügig einschenkte.

Nachdem der Staatsanwalt seinen Kaffee hatte, räusperte er sich und fing wieder an zu reden: ‚Als Opfer häuslicher Gewalt steht es natürlich völlig außer Frage, dass wir Sie nächste Woche heimschicken. Aber wir nehmen Ihnen die Fußfessel ab. Ich empfehle aber, dass Sie dann bitte auch wirklich hierbleiben. Ich rede morgen gleich mit dem Richter. Rudi kommt morgen wieder und nimmt Ihre Aussage auf. Ich glaub für heute reicht es erstmal, oder?‘

Heino blickte auf und räusperte sich. Ich hatte endlich die Taschentücher gefunden und reichte sie Heino. Er schnäuzte sich erst, bevor er zu reden begann: ‚Herr Dr. Liebermann, danke. Aber es geht schon wieder. Aber ich fang am besten von vorne an. Denn ich hab da noch ein paar Fragen?‘ 

‚Ist es Okay, wenn wir das aufnehmen, dann können wir das morgen abtippen lassen, dann musst du die Aussage nur noch unterschreiben.‘ wollte der Kommissar wissen.

‚Alles klar. Es hat angefangen, als ich 9 oder 10 war. Für jede Fehltat hat er mir nen Denkzettel verpasst. Anfänglich waren es nur Ohrfeigen. Später warf er mir Sachen hinterher oder drückte Zigaretten auf meiner Haut aus.‘ Er musste eine kurze Pause machen, um sich über den Arm zu streichen. ‚Richtig schlimm ist es erst geworden, als meine Mutter verschwunden ist. Er hat gesagt, sie wäre durchgebrannt. Aber sie war hoch schwanger zu dem Zeitpunkt. Ich grüble schon seit Jahren drüber nach, ob sie irgendwo da draußen ist, oder ob er ihr was angetan hat.‘ Heino musste wieder aufhören zu reden, um sich ein paar Tränen von den Wangen zu wischen.

‚Wann war das ungefähr. Ich kann das nachprüfen, wenn sie irgendwo gemeldet ist.‘ rief der Kommissar und machte sich Notizen.

Heino nickte und erzählte weiter: ‚Ich war damals grad 12 geworden, als sie schwanger wurde. Sie muss im 6 oder 7 Monat gewesen sein, als sie verschwand und sie hat nichts mitgenommen. Er hat mich irgendwas Belangloses einkaufen geschickt und hat mir Geld für Eis gegeben. Dass hat er nie gemacht. Als ich zurückkam war sie weg. Ab dem Zeitpunkt hat er mehr getrunken als sonst und hatte dann eine noch kürzere Zündschnur. Er hat mir zum 13. Geburtstag das Brandzeichen geschenkt. Es hat sich entzündet und ich hab gedacht ich verreckt im Fieber. Im Suff hat er mir dann das Hakenkreuz in die Schulter geritzt. Keine Ahnung, wann das war. Aber was das Krasseste war, von den Prügel mit dem Gürtel mal ganz abgesehen, als er mir mit einer rostigen Ledernadel und Farbe versucht hat, das Hakenkreuz in den Bauch zu stechen. Ich hab mich hart gewehrt und ihn mit der Nadel erwischt. Danach hat er mir die Nase mit einer Bierflasche zertrümmert und mich liegen lassen. Die Flasche ist zum Glück heil geblieben, sonst hätte ich heute tatsächlich beim Narbenspiel gewonnen.‘

Fortsetzung folgt bald… 

Mein erster Schultag – Folge 34 Ein Schluck Kumpeltod

Mein erster Schultag – Folge 34 Ein Schluck Kumpeltod

‚Onkel Zwenni, du kannst ihm doch keinen Kumpeltod geben!‘ rief Abby und stand ebenfalls auf, um ihrem Onkel die Decke abzunehmen. ‚Mach ihm lieber eine heiße Schokolade und gib mir den Kumpeltod.‘

Ich schüttelte nur den Kopf, grinste sie an und flüsterte dann: ‚Bert, für dich heute keinen Alkohol!‘

Sie versuchte zu lächeln, beugte sich über den Tisch und legte Heino behutsam die Decke über die Schultern, während Lemke die Flasche abstellte und zum Herd lief, um sich um die Milch zu kümmern.

Lautlos brachte er ein paar Schnapsgläser, um dann wieder zu verschwinden. Er kam wieder mit einer Flasche Amaretto und ging kopfschüttelnd wieder zum Herd.

‚Also, ich hob nie bezweifelt, dass mehr ihn ihm steckt, als er auf den ersten Blick den Anschein macht. Immerhin macht er sich beim Kochen und in der Werkstatt echt gut und ich erwisch ihn immer wieder mit irgendwelchen Büchern beim Rauchen!‘ erklärte Lemke, während er die Milch umrührte.

‚Heiliger Nikolaus und ich denk schon, ich bin komplett bescheuert, weil immer meine englischen Bücher verschwinden und sie dann ein paar Tage später in meinem Fach wieder auftauchen, Onkel Zwenni, ihr steckt zusammen unter einer Decke?‘ rief Abby, dann lief sie um den Tisch und drängelte sich am Staatsanwalt vorbei.

‚Du globst gar nüsch, was ich bei dene alles finde!‘ rief er zu seiner Verteidigung.

Abby setzte sich neben Heino und versuchte vorsichtig seinen Rücken zu berühren. Er zuckte unter ihren Berührungen zusammen, was sie wieder ebenfalls zurückschrecken ließ.

Sie hatte Tränen in den Augen als sie zu flüstern begann: ‚Mensch Heino, warum bist du denn nicht zu mir gekommen? Ich schick doch niemanden weg! Und Bücher hab ich ja wohl mehr als genug! Das ist ja wahrscheinlich auch der Grund, warum mir das nicht aufgefallen ist…!‘

Es brauchte eine Weile, bis er sich rührte. Zuerst blickte er mich an und rückte ein wenig von mir fort, was mir den Raum gab, um in meinem Rucksack nach ein paar Taschentüchern zu kramen. Er zog den Rotz hoch, bevor ich sie fand.

Eine Träne lief noch aus seinem Auge und rann über seine Wange hinab. Schamhaft zog er die Decke vor seiner Brust zusammen und blickte dann auf meinen Rucksack. Ich fand das Buch zwischen den Falten der Decke und gab es ihm wieder. Blöderweise huschte mir ein Lächeln über die Lippen, was ihn ein wenig zurückschrecken ließ.

Dennoch stolperte ihm ein ‚Danke!‘ über seine Lippen und seine Stimme hörte sich rau und krächzend an. Ein Versuch zu lächeln gelang ihm nicht. Abby fing hinter ihm an zu schniefen und er wandte sich um. Ich konnte noch einen Anflug von Sorge in seinem Blick erkennen, ehe er mir die kalte Schulter zeigte.

Sie fielen sich in die Arme und ich sorgte nun dafür, dass die Decke da blieb, wo sie hingehörte. Er fing an mit ihr zu tuscheln und ich vernahm wieder englisch, aber diesmal aus seinem Mund: ‚Miss Abby, please don’t cry because of me! It was only because of you that I learned skimreading first in English and then in German!’

Und Abby fing an zu schluchzen: ‚Ernie mag nicht, wenn ich englisch rede, er versteht das nicht so gut!‘

‚Ich verstehe jedes Wort, junge Dame!‘ raunzte ich ihnen zu und stand auf. Nachdem ich mir grad irgendwie überflüssig vorkam, fing ich an den Tisch abzuräumen. Lemke warf mir einen Blick zu und widmete sich dann wieder der Milch.

‚Für mich auch keinen Alkohol, aber bei einer heißen Schokolade kann ich einfach nicht widerstehen!‘ flüsterte ich ihm zu.

Er schenkte der Milch ein Lächeln und schaute mich dann kurz an, bevor er mir antwortete: ‚Dü bist mir ja einer. Immer noch ganz die Sportlerseele!‘

‚Mit meinem Bein kann ich mir keine Ausfallerscheinungen leisten!‘ erwiderte ich und holte 3 frische Tassen von einer Anrichte.

Lemke schenkte ein und kippte in eine Tasse einen kleinen Schluck Amaretto, dann führte er den Finger an den Mund und grinste mich dann an: ‚Drei Mal tote Tante!‘

Fortsetzung folgt bald…

Mein erster Schultag – Folge 33 ‚Wie soll man denn über sowas reden!‘

Mein erster Schultag – Folge 33 ‚Wie soll man denn über sowas reden!‘

‚Ernsthaft Herr Kowalski, wie soll man über sowas reden!‘ wiederholte er sich und blickte mich wütend an. Plötzlich ließ er das Buch fallen, riss sein Shirt hoch und klemmte es unter seinem Kinn ein, so dass jeder im Raum einen guten Blick auf das verunglückte Hakenkreuz auf seinem Bauch hatte. Dann stand er langsam auf und zog seine Hose ein wenig runter. Abby schreckte zurück als er den obersten Knopf löste. Wir hatten nun einen noch besseren Blick auf seine verunglückte Parkbank, doch zwischen seinem Lendenmuskel und ein paar Haaren, die sich einen Weg nach unten bahnten, hatte jemand ein Hakenkreuz scheinbar mit einem Brandeisen eingebrannt. Die Narbe schien da schon länger zu sein, denn sie hatte sich im Wachstum bereits verändert. Mir schossen in dem Moment nur die Schmerzen durch den Kopf, die bei Verbrennungen einfach nur abartig waren und vor allem, weil er wahrscheinlich nicht medizinisch versorgt wurde danach.

Durch dass ich neben ihm saß, hatte ich auch einen guten Blick auf seinen verlängerten Rücken. Allerdings musste ich mich von dem Anblick seines Hintern lösen, da ich noch mehr Narben erkennen konnte, um so höher ich meine Augen wandern ließ.

Heino drehte sich um und zog sein Shirt von hinten über den Kopf, dabei flog das Handtuch von seinen Schultern. Auf seinem Rücken waren unzählige vernarbte Striemen und Abdrücke, die scheinbar von einem Gegenstand herrührten, auf dem auch eine Parkbank zu sein schien.

Er stürzte mit dem Knie auf die Sitzfläche und drehte sich zu mir. Auf seiner Schulter war noch etwas mit dem Messer eingeritzt worden. Ich konnte im Augenwinkel sehen, wie sich Abby die Hand vor den Mund nahm und erschrocken aufstöhnte. Heino kam ins Straucheln und musste sich an der Rückenlehne abstützen. Er rang heftig mit seiner Fassung und knickte im nächsten Moment völlig ein.

Während er sein Gesicht in seinem Shirt zu verbergen versuchte, kippte er auf die Seite und stürzte auf mich zu. Ich fing ihn auf und versuchte ihn festzuhalten. Sein Körper zitterte vor Anstrengung verbergen zu wollen vor uns zu heulen.

Aber es half nichts, es musste raus und das war auch gut so. Ich nahm ihn so väterlich wie möglich in den Arm und versuchte ihm irgendwas Beruhigendes zuzumurmeln. Der Staatsanwalt war es, der das Handtuch aufhob, dass eben noch von seinen Schultern gerutscht war, um es ihm wieder über die Schultern zu legen, während ich weiter auf ihn einredete: ‚Bei der Bundeswehr haben sie uns gesagt, dass wir unsere Narben mit Stolz tragen sollen, aber wie soll man das mit Stolz tragen. Uns bleibt nur die Gewissheit, dass man sie nicht mehr loskriegt und das Narbenspiel!‘

Ich versuchte mir den Steckbrief von Heino wieder in Erinnerung zu rufen, der im Lehrerzimmer hing und dann stieg die Wut in mir hoch, als ich mich erinnerte was da alles stand und mal definitiv nicht stimmte. Tief Luft holend versuchte ich die richtigen Worte zu finden, beim Ausatmen war es mir aber egal, also fing ich an, mich bei den Anwesenden zu beschweren: ‚Ehrlich mal, wie lange ist er jetzt hier und wie lange war er vorher in der Obhut der Polizei? Ein, zwei Jahre? Oder länger? Und keiner hat mitbekommen, dass er offensichtlich von seinem Vater misshandelt wurde. Körperlich und psychisch. Was habt ihr alle geglaubt, dass er sich das selbst zugefügt hat! Keiner, der noch halbwegs bei Verstand ist, will ernsthaft selbstverschuldet beim Narbenspiel gewinnen!‘ 

Ich war echt sauer, während sich der halbnackte Heino zitternd an mich drückte und flennte. Ich war heilfroh, dass mein Rucksack zwischen uns war und dass im Moment sich keiner darüber Gedanken machte, wie das nun wieder aussah.

‚Es ist nicht immer alles Schublade auf, den Müller-Bub rein und zu ist die Nazischublade. Echt, ich hatte es in der zweiten Unterrichtsstunde schon raus, dass da was nicht stimmt.‘ schimpfte ich weiter und blickte erst Abby und dann Lemke an.

Lemke war aufgestanden und lief aus der Küche, als er wiederkam, hatte er eine Decke und eine Flasche unter dem Arm und dann rief er: ‚Jetzt wird’s aber Zeit fürn Schluck Kumpeltod!‘

 Fortsetzung folgt… 

Mein erster Schultag – Folge 32 ‚Wir hatten damals nicht mal Pfirsiche!‘

Mein erster Schultag – Folge 32 ‚Wir hatten damals nicht mal Pfirsiche!‘

‚Wir hatten damals nicht mal Pfirsiche?‘ wollte der Kommissar wissen. Er stand wohl schon eine Weile in der Tür.

‚Rudi, mir bleibt irgendwann einfach das Herz stehen, wenn dü dich immer so mir nüschts dir nüschts von hinten an mich ranwanzt.‘ rief Lemke und presste seine Hand gegen seine Brust.

Der Kommissar schüttelte nur den Kopf und machte grinsend einen Schritt in den Raum. ‚Ich wollte eure Hausaufgabenbesprechung gar nicht stören?‘

‚Heino, drüben habe ich die deutsche Version davon und wenn du beide durchhast, können wir in Englisch gerne darüber besprechen, wie schlecht die deutsche Übersetzung ist!‘ rief Abby und blickte Heino dabei durchdringend an.

Heino nickte und beobachtete den Kommissar, wie er sich durch den Raum bewegte. Erst als der Kommissar wieder Platz genommen hatte, fing er an zu reden: ‚Also, der Begeisterungssturm ist so groß, dass mein Schwager sich ins Auto gesetzt hat…!‘ Die Türklingel unterbrach ihn bei seiner Ansprache. ‚Da ist er schon!‘

Lemke sprang auf und ging zur Tür. Wenig später kam er wieder und brachte einen kleinen, hageren Mann herein, der einen Jogginganzug und einen Parker trug und eine Leine in der Hand hielt: ‚Guten Abend, entschuldigen Sie die späte Störung. Ich bin Dr. Thomas Liebermann, der zuständige Staatsanwalt. Es tut mir leid, dass wir Sie damals anklagen mussten, Herr Müller!‘

Lemke bot ihm einen Stuhl an und übernahm die Leine.

Der Staatsanwalt grinste Lemke an und murmelte: ‚Danke Herr Lemke! Nancy Reagan ist ne ganz ne Liebe!‘ Dann wandte er sich zu uns und begrüßte uns: ‚Frau Miller. Freut mich sehr, mein Schwager hat mir schon viel von Ihrer aufopferungsvollen Arbeit hier erzählt! Und Herr Kowalski, es ist mir wirklich eine Ehre!

Lemke fing augenblicklich an mit der süßen Pudeldame zu murmeln und sie seinem Köter vorzustellen. Die beiden Hunde schienen sich auf Anhieb zu verstehen, was mich einen Moment abgelenkt hatte, denn der Staatsanwalt hielt mir seine Hand hin, nachdem er Abbys Hand bereits geschüttelt hatte.

Heino hingegen blickte den Staatsanwalt abschätzig an und seine Miene verfinsterte sich.

Der Staatsanwalt redete einfach weiter: ‚Aber durch die Änderung Ihrer Aussage könnten wir alles wieder in Ordnung bringen. Naja, die Jugendstrafe haben Sie jetzt eh abgesessen. Und nochmal können Sie nicht für dieselbe Tat verurteilt werden, aber Ihr Vater schon, der hatte ja von Ihnen ein Alibi, dass er nicht am Tatort war. Aber das ist ja jetzt wohl obsolet?‘

‚Es war für mich in dem Moment die einzige Möglichkeit, ihn von mir fernzuhalten.‘ verklärte Heino ziemlich ruhig. 

‚Sie sind nur haarscharf am Jugendknast vorbeigeschrammt!‘ rief der Staatsanwalt aufgebracht.

‚Ich hab ihn daran gehindert den armen Kerl totzuprügeln, dann waren auch schon die Sirenen zu hören. Er ist abgehauen. Dann hab ich Erste Hilfe geleistet und mich ergeben, als die Polizei eintraf!‘

‚Und nur durch dein beherztes Eingreifen und dem Druckverband, den du improvisiert hast, ist der Mann wieder vollständig genesen und erfreut sich seiner vielen Kinder!‘ rief der Kommissar und lächelte Heino an.

‚Ja und wir hätten dem guten Riecher des alten Schnüfflers vertrauen sollen!‘ meinte der Staatsanwalt resigniert und blickte seinen Schwager an. Der Kommissar nickte grimmig, lächelte aber dann.

‚Tatsächlich war es nicht das Schlechteste meine Zeit hier abzusitzen. Weg von den Nazi–Erziehungsmethoden…!‘ fing Heino an, bis seine Stimme brach. Er hatte wieder Tränen in den Augen und klammerte sich nun an das Buch, wie ein Ertrinkender an den Rettungsring.

‚Wir müssen eh eine detaillierte Aussage aufnehmen und nachdem du Minderjährig bist, muss der Vertrauensmann dabei sein und wenn du es wünschst auch die Schulpsychologin!‘ erklärte der Kommissar so einfühlsam wie möglich.

Heino schüttelte nur den Kopf und ich spürte, dass er sich in die Ecke gedrängt fühlte, also beugte ich mich langsam über meinen Rucksack zu ihm hinüber und raunzte ihm zu: ‚Heino, ich weiß es ist schwer darüber zu reden, aber es wird jedesmal ein bisschen besser, um so öfter du es erzählst!‘ 

‚Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!‘ platzte es aus ihm heraus. ‚Wie soll man denn über sowas reden!‘

Fortsetzung folgt… 

Mein erster Schultag – Folge 31 Die heiligen Hallen

Mein erster Schultag – Folge 31 Die heiligen Hallen

‚In die heiligen Hallen, jetzt übertreib‘s mal nüscht!‘ rief Onkel Zwenni.

Ich zog das Buch aus der Tasche und grinste in die Runde: ‚Call Me by Your Name!‘

‚Ruf mich bei deinem Namen! Das läge auch ganz oben auf dem Stapel in meinem Wohnzimmer, den ich extra für die Schüler zusammengesammelt habe, die sich kein eigenes Buch kaufen können und / oder keinen Zugang zur Stadtbibliothek haben!‘

‚Deutsch oder Englisch?‘ wollte ich wissen.

‚Ist es schlimm, wenn ich beide lesen wollen würde?‘ gab Heino zu.

Ich schlug das Buch auf und mein Herzschlag schien sich zu überschlagen, also schloss ich es wieder und presste es an meine Brust. Dieser elendige Schweinehund. Ich trug es schon ewig mit mir herum, ich hatte es so oft gelesen, aber schon länger nicht mehr reingeblickt. Und nun, wo ich es doch wieder getan hatte, war es im wahrsten Sinne des Wortes als hätte ich die Büchse der Pandora wieder geöffnet, obwohl ich sie schon lange im Wüstensand begraben hatte. Das Buch war von ihm, meinem unaussprechlichen Ex-Freund, er hatte es mir bei den Sommerspielen geschenkt, weil mein Englisch damals echt furchtbar war. Die Erinnerungen an unsere Vergangenheit erschlug mich fast. Es war für uns auch wie im Paradies, wir dachten es könnte uns nichts und niemand je trennen, bis uns die Realität echt Blöd erwischt hatte. Er war jetzt schon lange nicht mehr in meinem Leben, aber das Buch war noch da und nun war es an der Zeit, dass ich es für eine gute Tat weitergeben sollte. Ich seufzte, legte es auf den Tisch und schob es zu Heino hinüber, bevor ich ihm zuzischte: ‚Meine Anmerkungen dazu sind gratis, keine Witze über Pfirsiche und kein Wort zu niemandem über die Widmung!‘

Er nahm es ehrerbietig entgegen und konnte nicht umhin hineinzublicken. Er las die Widmung und lächelte mich zuckersüß an. Nun waren es genau drei Personen, die wussten, was auf der ersten Seite stand: ‚Für Ernie, morgen wieder zur selben Zeit? Ich kann es kaum erwarten…! Von Bert.‘ Darunter hatte er einen angebissenen Pfirsich gemalt, an dem ein Tropfen herabrann.

‚Niemand, der dieses Buch je verschlang, hat die Absicht Witze über Pfirsiche zu machen!‘ erklärte Abby und grinste ihren Onkel an.

Lemke atmete tief ein und seufzte dann: ‚Wir hatten damals nicht mal Pfirsiche!‘

Fortsetzung folgt…