A new Dawn

Manchmal ist es ganz einfach.

Da sieht man einen Weg vor sich, den man geht. Den man gehen muss. Ganz gleich was einen erwartet, was man befürchtet oder was vielleicht passiert. Man muss ihn gehen und das Risiko in Kauf nehmen, das dabei entsteht.

Und dann, fällt man damit ganz furchtbar auf die Schnauze. Liegt knietief im Dreck und fragt sich wie man so blöd sein konnte. Leckt sich die Wunden und fragt sich, warum man es nicht vorher gesehen hat. Warum man sich so viel Mühe gegeben hat, nur um dann zu scheitern.

Und man hadert. Mit sich selbst, mit dem Schicksal, mit Gott – einfach allem.

Aber manchmal, werden einem am Ende dieses Weges auch Wünsche erfüllt, von denen man manchmal gar nicht wusste, dass man sie hegt. Man erreicht Ziele die man vorher gar nicht kannte und geht gestärkt aus der Sache hervor.

Auf einmal kann man wieder aufatmen, freier als zuvor. Und man erkennt, dass es sich gelohnt hat. Jeder einzelne Schritt, jede noch so kleine Anstrengung. Jedes Mal in dem man wieder über den eigenen Schatten gesprungen ist. Jeder Moment in dem man verzweifelt war. Jedes Mal, wo man sich bemüht hat, noch einen letzten, weiteren Schritt zu gehen.

Es hat sich gelohnt. Und wenn man viel Glück hat, merkt man, dass auch das Hinfallen Teil der Übung gewesen ist. Genauso wie das wieder Aufstehen.

Ganz selten fällt man nicht einmal. Man stauchelt, verliert kurz die Kontrolle und dann – dann lichten sich die Wolken und ein neuer Morgen bricht an. Und irgendwie ist alles neu – vertraut aber doch neu. Genauso erging es mir.

Ich schau dir hinterher, wie du gehst. Seh‘ noch einmal die vertane Zeit, seh‘ noch einmal die Möglichkeiten, seh‘ ein „wir“ das nicht mehr ist und niemals war. Doch ich lass dich ziehen. Es hat keinen Sinn mehr.

Unsere Pfade kreuzten sich einst, doch jetzt trennen sie sich wieder. Und ich muss auf meine eigene Zukunft schauen. Keine helfende Hand mehr, kein gutes Wort für dich. Ich kann dir nicht mehr helfen. Ich lass dich gehen. Deinen eigenen Weg. Ganz allein für dich. Denn das ist es, was du wolltest.

Und wie du da am Horizont verschwindest, da drehe ich mich um. Kehre dir den Rücken, bereit für meine eigene Zukunft. Bereit für alles was da noch kommen mag. Mit einem leisen Lächeln. Ich weiß, früher oder später wird einmal alles gut sein – und zwar nicht nur für den Moment.

Du hattest einen Platz in meinem Herzen. Du hast ihn vertan.

Es ist Zeit weiter zu reisen. Wieder meine eigenen Abenteuer zu erleben, ganz für mich und ohne dich.

Der Ort an dem du so lange gewohnt hast, in meinem Herzen, ist verlassen und doch nicht leer. Ich habe ihn zurück für mich und fülle ihn mit allem, was du lange nicht mehr gegeben hast. Schaue voller Liebe auf den Menschen, der ich bin, den ich auch in diesen harten Zeiten nie verloren habe und der in all der Naivität doch noch immer an das Gute glaubt.

Die Erinnerung an dich verstecke ich tief an einem dunklen Ort. Ich möchte sie nicht mehr hervor holen, denn so ist es besser. Allein und ohne dich – aber endlich wieder frei. Das war es wert.

Bald wirst du nicht mehr sein, als blasse Erinnerung…

 

Callingsanity

Published in: on 19. April 2014 at 01:20  Kommentar verfassen  
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Twisted Mind – Wicked Hope

Callingsanity

Sie sieht in ein Gesicht gleich dem ihren und dennoch furchtbar verzerrt. Die Züge hart und unerbittlich. Ein in schwärze getunktes Wesen, dessen zerlöcherte, zerfetzte Kleider sich an ihrem hageren, ausgezehrten Körper schmiegen. Eine kratzende, rauchige Stimme spricht aus einem Mund, der ihrem gleichen würde, wäre er nicht gespickt mit nadelfeinen Reisszähnen. Bei jedem Wort quillt dunkles Blut aus ihm: „Du bist nichts für sie. Du bist nur ihr Wächter. Bedeutungslos, solange sie dich nicht brauchen. Du bist eine Marionette der Götter, ein Spielball des Schicksals. Und sonst gar nichts.“

Große grüne Augen starren die vollkommen Schwarzen ihres pervertierten Selbst. Sie hält stand, während sich tief in ihr die erste Welle aufbäumt, um gegen die Feste ihrer Seele zu branden. Die Fratze verzieht sich zu einem Lächeln. „Du bist nichts, Menschenkind. Du hast keine Heimat. Du bist ein Relikt aus alter Zeit, in ihren Augen. Eine Mär. Ein Ding das man benutzen kann, wie man es will. Etwas das Nutzen hat, solange man es braucht. Und danach gerätst du wieder in Vergessenheit. Oh ja, sie vergessen dich und lassen dich liegen, wie ein ungeliebtes Spielzeug. Nicht mehr bist du, Kind.“

Kälte macht sich breit. Eiseskälte. Sie spürt wie es in ihren Fingerspitzen anfängt und langsam ihre Arme hochkriecht. Noch immer sieht sie das Wesen nur schweigend an. Die zweite Welle schlägt gegen ihr innerstes und bricht erste Risse in den mühsam aufrecht gehaltenen Schutz.

Das Wesen vor ihr stößt ein Lachen aus, geschwängert von Wahnsinn: „Du bildest dir ein, all das hätte einen Sinn. Du denkst irgendwann käme auch deine Zeit. Aber ich verrate dir ein Geheimnis… dein einziger Sinn ist es ihnen den Weg zu ihrem Glück zu ebnen. Du wirst ihnen alles geben, bis du völlig ausgeblutet bist. Bis nichts mehr von dir übrig ist. Du weißt, dass ich Wahrheit spreche.“

Die Kälte erreicht erst ihren Geist, dann bahnt sie sich unerbittlich einen Weg zu dem kleinen Herzen, in ihrem Innersten. Diesem kleinen Muskel, der kraftvoll schlägt. Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen, während erste Splitter unter der Wucht dessen, was in ihr tobt, zu fallen beginnen.

Das Wesen vor ihr neigt leicht den Kopf und schenkt ihr ein groteskes Lächeln: „Kämpf nicht dagegen an, du weißt genau, dass ich Recht habe. Recht behalten werde. Deine innersten Wünsche, das wonach du dich am meisten sehnst… ist eine Illusion. Du wirst nichts davon erlangen. Du wirst dein ganzes Leben einem Traum hinterherlaufen, der dir immer wieder durch die Hände rinnen wird. Egal wie sehr du es versuchst. Das einzige was dich erwartet ist der Tod in Einsamkeit. Nichts wird so werden, wie du es hoffst. Du wurdest betrogen. Der Plan der Götter beinhaltet nicht deine eigene Erlösung. Du wirst kämpfen, immer wieder. Für alle anderen. Du wirst dich selbst verlieren, während du versuchst etwas zu werden, was du nie sein kannst. Kind, du bist verloren, seit dem Tag deiner Geburt. Nichts wird bleiben. Und am Ende bleibst du allein, gefangen in den Ketten deiner Bestimmung.“

Während das Wesen sich daran ergötzt ihr die Worte entgegen zu schleudern, zeichnet sich ein Lächeln in ihrem eigenen Gesicht ab, kalt und regungslos. Dann beginnt sie selbst zu sprechen: „Meine Träume mögen nicht in Erfüllung gehen. Mein Herz mag nicht erlangen, zu was es bestimmt ist…“ Die schwarzen Augen ihres Gegenübers beginnen zu glimmen, als das Wesen gierig haucht: „Ja… Du wirst werden was ich bin. Ich bin deine Zukunft, Kind. Ich bin das was übrig bleibt. Nur ich allein. Akzeptiere dein Schicksal. Was bleibt ist Dunkelheit. Verzweiflung. Anhaltende Qual.“

Sie zuckt kurz. Etwas in ihr bricht vollständig. Ihr Kopf sinkt geschlagen auf ihre Brust, als sie mit schwacher Stimme entgegnet: „Ich weiss.“

Das Wesen breitet seine Arme aus: „Sieh was ich bin. Sieh was du werden wirst. Komm zu mir mein Kind. Ich bin dein Schicksal. Du musst es nur akzeptieren, dann hat deine Qual ein Ende. Umarme was du bist. Verstehe und akzeptiere dein unausweichliches Schicksal“

Langsam, wie mechanisch, schreitet sie auf ihr zerschmettertes Selbst zu. Ein kurzer Moment des Zögerns.

Das Wesen flüstert leise, fast zischend: „Komm.“, dann schließt es seine dürren Arme um den kleinen, weißen Körper. „Ja. Ja, so ist es gut.“ summt die Stimme des Wesens in einem wahnwitzigen Singsang.

Langsam hebt sich ihr Kopf. Ein bizarres Lächeln zeichnet sich nun auch in ihren Zügen ab, als sie dem Wesen ins Ohr flüstert: „Dennoch gibt es einen Unterschied zwischen uns…“ Mit einer schnellen Bewegung rammt sie der schwarzen Fey ihren Dolch in den Bauch und führt ihn mit einem entschlossenen Ruck hinauf zum Zentrum seines Lebens.

Die schwarzen Augen weiten sich ungläubig und das Wesen sinkt stumm auf die Knie. Ihre Züge bleiben kalt als sie sich, noch während das Wesen fällt, mit einer geschmeidigen Bewegung über es stellt. Dann greifen ihre  Hände in den Riss in der Brust und mit einem ekelhaft schmatzenden, reissenden Geräusch und ohne jegliche Gefühlsregung bricht sie, Rippe für Rippe, die Brust des Wesens auf.

Für einen kurzen Moment verharrt sie über der Szenerie und beobachtet den schleimigen, halb verkohlten Klumpen der panisch wie ein kleiner Vogel in der Brust ihres dunklen Ebenbilds schlägt. Dann. Langsam, fast genüsslich, schließen sich ihre Finger um das Herz.

Sie sieht mit einem mitleidigen Blick in die noch immer schreckgeweiteten, von Schwärze ausgefüllten Augen. Dann spannt sich ihr Körper und mit einem Ruck reisst sie das Herz aus dem Körper, der sich aufbäumt und den Rücken unnatürlich weit biegt, als ein schrecklich kreischender Schrei die unmenschliche Kehle verlässt. Mit einem Tritt befördert sie den Körper zurück in den Dreck. Das Herz fest von ihrer Faust verschlossen, während dunkle Rinnsale ihre Finger hinabtropfen, sieht sie kalt auf ihr Werk herab, als sie ihren Satz beendet: „… ich bin nicht wie du. Ich bin schlimmer.“

Dann dreht sie sich um, ohne auch nur ein einziges Mal zurück zu sehen. In dem schwarzen Herz zwischen ihren Fingern, beginnen sich glühende Linien abzuzeichnen, erst haarfein, dann immer stärker. Schließlich bildet sich dort, wo ihre Finger das Herz umfassten ein orange, hitzig glühender Klumpen… und noch während sie geht, wandelt sich das schwarze Herz erneut. Es wird zu Asche, die aus ihren Fingern rinnt, vergessen, verloren, unbedeutend…

Shattered

Das Radio ist aus, die Ohren auf Standby. Die Augen starren in den Himmel. Meine Gedanken treiben weit weg, fern und fort von hier. Ich liege leblos da, mein Körper krampft unter Stromstößen. Langsam driftet mein Geist ab. Ich sehne mich nach Ruhe, will fort von meiner gepeinigten Seele, will fort von hier. Raus aus diesem Leben, dass sich in so kurzer Zeit so eng mit dir verwoben hat.

Ich fühle mich an dich gefesselt, an die Erinnerungen. Jeder Ort den ich betrete, trägt deine Signatur. All die Lücken, die es ohne dich gibt, sind Salz in meinen Wunden. Es sind so unzählig viele, dass ich unfähig bin sie zu schließen. Ich habe nicht mehr die Kraft dafür. Ich hab so vieles in uns investiert. Ich hab gekämpft für uns. Hab deinen süßen Lügen gelauscht und deinen verlockenden Versprechungen geglaubt. Hab auf etwas gewartet, das nie kommen sollte. Hab Vertraut, obwohl ich wusste das es gefährlich war. Aber es ging dabei doch um dich? Und jetzt zieht alles noch einmal an mir vorbei…

Und immer wieder drängen sich die Fragen in mir auf. Du sagst, du hast das nie gewollt, du wolltest mir nicht weh tun. Du sagst du hättest nie so gehandelt, wenn du vorher gewusst hättest… Ich höre deine Worte, doch ihr Sinn zieht an mir vorbei. Du hast nicht einmal an mich gedacht. Du hast dir genommen was du wolltest, Verantwortungslos. Du hast die Vorzüge genossen, ohne nach den Konsequenzen zu fragen. Hast mein Herz an dich genommen und lässt es jetzt liegen wie ein vergessenes Spielzeug aus alten Tagen.

Jetzt sagst du nur, dass es dir leid tut. Flüchtest dich in Ausflüchte. Es habe sich alles für dich geändert, jetzt wo dir klar geworden sei, was wirklich ist. Du verlangst von mir, mich aus einem Netz zu befreien, in das du mich selbst gesponnen hast. Du flüchtest und sagst, du müsstest auch mal an dich denken. Und ich frage mich: Wann hast du das nicht? Hättest du nur einmal an mich gedacht, hättest du dieses Spiel nie mit mir gespielt. Und es war die ganze Zeit kein faires Spiel. Ich hatte nie eine wirkliche Chance. Du hast sie mir nie gegeben und wolltest das auch nie. Denn du kannst noch zurück, doch ich bin hier gefangen.

Jetzt lässt du mich mit den Konsequenzen allein. Kehrst einfach zurück, als wäre nichts gewesen. Erzählst mir, dir ginge es nicht gut, du würdest auch sehr leiden. Deine Worte erreichen mein Gehör, aber sie ziehen wie Nebel an mir vorbei. Du setzt dich einfach zurück in dein gemachtes Nest, wo du dich so wohl fühlst und lässt mich allein. Doch du sagst, du möchtest, dass ich nicht gehe. Doch zeitgleich lässt du mich zurück, mit dem grauen Nebel um mich rum. Du dringst nicht mehr zu mir durch, behandelst mich wie Eis. Und dein Eis greift nach meinem Herzen. Mein Lächeln gefriert mir und wenn ich doch eines zu Stande bringe, so erreicht es doch nie meinen Blick.

Als ich mich entschließe zu gehen, kettest du mich fest. Verlangst von mir, die Uhren zurück zu drehen. Und ich wünschte es wär mir möglich. Ich wünschte all das wäre nicht passiert. Ich wünschte ich könnte vergessen, all die Erinnerungen an die Zeit, in der du meine kleine Hoffnung zu einem stahlenden Leuchtfeuer gemacht hast. In der ich einmal vom Glück kosten durfte. In der du mir so viel bittesüße Lügen erzählt hast. In der du meintest, ich wäre alles was du brauchst und leere Versprechungen machtest, du würdest um mich kämpfen. Und jetzt ist plötzlich alles davon weg. Aus und vorbei. Als hätte es die Gefühle nie gegeben. Doch, sag mir, wie konnte das so plötzlich gehn? Ich versuche nicht daran zu denken, dass von einem Tag auf den anderen alles aus war. Versuche die Zeiten zu verdrängen, in denen du mir versprochen hast, für uns zu kämpfen.

Du hast nichts davon getan. Du bist einfach gegangen und hast die Scherben hinter dir zurück gelassen. Und mich mit ihnen. Hier liege ich nun, zerbrochen im Scherbenmeer, mein Herz durchdrungen von Splittern. Ich versuche nichts zu denken, denn selbst die schönen Erinnerungen an dich bringen nur Leid und Schmerz. Ich versuche nichts zu fühlen, denn die Leere in mir frisst mich sonst auf. Aber du sagst, ich solle bei dir bleiben. Ich soll die Zeit zurück drehen, alles auf Anfang ist, was du dir wünschst. Du bist grausam.

Auf dem Schreibtisch neben mir, liegen all unsere zerstörten Pläne. Liegt unsere gemeinsame Zukunft, von dir gemalt, von dir zerstört, bevor es sie jemals gab. Ich lasse die Kontrolle fahren. Was hat das denn alles noch für einen Sinn? Tröste dich, es war nicht das erste Mal, dass man mir so mitgespielt hat. Tröste dich, du wirst nicht alleine verantwortlich sein. Tröste dich, mein Herz war schon vorher nicht mehr ganz intakt.

Doch ein letztes Mal noch wollte ich vertrauen ohne an ein Scheitern zu glauben. Ein letztes Mal mich gegen mein Schicksal auflehnen. Ein letztes Mal noch wollte ich alles geben. Ein letztes Mal vergessen, wie viele Narben schon geschlagen sind. Dieses letzte Mal hab ich dir geschenkt. Dieses letzte Aufbäumen, der letzte Funke der Hoffnung. Ich habe ihn in deine Hände gelegt, weil ich dich liebe. Weil ich an dich glaubte. Ich habe die falsche Entscheidung getroffen, denn der Funke ist erstickt. Du hast Recht, die Schuld liegt bei mir. Und ich muss nun die Zeche zahlen. Die Dunkelheit hat sich in mir ausgebreitet.

Und nichts ist, was bleibt.

Das Radio ist aus, die Ohren auf Standby. Meine Augen starren in den grenzenlosen, weiten Himmel. Die Ruhe ruft. Meine Gedanken schwinden dahin. Mein letztes Gefühl ist zerfließt. Es ist zu spät um Lebewohl zu sagen. Ich lasse los und lasse mich fallen. Das Licht wird immer dunkler. Mein Herz schlägt immer leiser.  Meine Zeit ist gekommen. Die Leere verschwindet und ich… ich gehe nach Hause

 

Callingsanity

Frei

Allein stand sie auf dem freien Feld. Der Wind zerzauste ihre Haare und spielte mit ihrem Kleid. Ihre Augen geschlossen, die Arme ausgebreitet – so stand sie da und träumte vom Fliegen. Sie spürte das schwere, angenehme Gefühl von Flügeln auf ihrem Rücken, stärker als jemals zuvor. Waren sie früher nur vage Ahnung, unbestimmtes Gefühl, so wurden sie nun Gewissheit.

Ruhe umspülte ihr Innerstes und sie spielte mit dem Wind, ihrem alten Freund. Es gab nichts was sie noch hielt, Gefühle und Ängste lagen in weiter Ferne. Nur die Freiheit, der Wind und sie. Sie konnte gehen wohin sie wollte, wann sie wollte, wie sie wollte. Es gab keine Türen mehr, die ihr offen standen, es gab nur noch das weite Land.

Sie träumte von Freiheit, vom Gefühl der Grenzenlosigkeit. Zu lange war sie eingepfercht gewesen in Normen, Konventionen und „weil man das so macht.“. Zum ersten Mal atmete sie frei. Jeder erdenkliche Weg stand ihr frei. Was einst nur ein Traum war, ein „irgendwann mal“ manifestierte sich zu mehr als nur einer entfernten Möglichkeit.

Es gab niemanden mehr, der sie zurück halten konnte, keine Vorschriften mehr. Sie spürte wie das Band, das sie immer wieder fest gehalten hatte, mit einem lauten Knall riss. Sie spürte, dass sie sich fortan nicht mehr für andere sorgen musste. Sie spürte das ihre Pflicht endlich getan war.

Und mit den Ketten um ihr Herz, schwand auch die Last auf ihren Schultern. Ihre Tränen versiegten, ihr Schmerz verließ mit seinem letzten Seufzer ihren Körper. Sie spürte nicht mehr das Leid anderer, sie hörte nicht mehr die Hilferufe.

Zum ersten Mal hörte sie nur sich. Ihren Herzschlag, ihre Atmung. Sie spürte nur ihr eigenes Innerstes, nicht mehr das chaotische Wirrwarr der Gefühle um sie herum. Die Sehnsucht umarmte sie zärtlich und sie wusste, dass sie ihr endlich nachgeben durfte. Zum ersten Mal, war ihr Blick frei von Störungen und es gelang ihr, sich endlich selbst zu sehen.

Die Erde zwischen ihren Zehen war warm und weich – und langsam, zaghaft machte sie einen Schritt nach dem anderen. Die Sonne hinterließ ein sanftes Prickeln auf ihrer Haut.  Jeder Schritt war eine Erkenntnis. Tief empfundene Liebe für das, was vor ihr lag. Jeden einzelnen Pfad, jede einzelne Möglichkeit. Erneut breitete sie ihre Arme aus, tänzelte beinahe statt zu gehen und sog die Schönheit in sich auf, die vor ihr lag.

Nie wieder Dunkelheit, nie wieder Abhängigkeit, nie wieder Kraftlosigkeit, nie wieder Lähmung. Das alles lag hinter ihr.Dies war der Lohn für ihre Mühen. Der Preis für all die Dinge, die sie getan hatte. Für alles was sie gegeben hatte. Für jede unbezahlte Rechnung. Jede Narbe auf ihrer Seele. All den Schmerz.

Ungesehen verstarb die Verzweiflung und auch die Hoffnung wandelte sich in Gewissheit. Ihr Herz begann ruhiger zu schlagen. Es war zu Ende.

Und hinter ihr lagen die Trümmer der Zivilisation…

Calling Sanity II

Published in: on 8. Februar 2014 at 20:53  Kommentar verfassen  
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Brotherhood

Wären wir in einem anderen Leben geboren, wären wir Waffenbrüder. Wir scherzen herum, dass wir zusammen niemals einen gemeinsamen Feind haben dürften. Man müsste dann mit einer Stoppuhr die Zeit stoppen, bis derjenige zu weinen beginnt, sagst du. Ich lache. Einer der wenigen Momente in letzter Zeit, die so herrlich schwerelos und frei sind.

Eigentlich ist gerade nichts für uns leicht. Ironisch, dass wir uns gerade in diesem Moment gefunden haben. Ironisch, dass mich an jenem Tag mein Weg zu dir führte. Ironisch, dass ich mich entschloss, dich ins Vertrauen zu ziehen. Ironisch, dass auch deine Welt gerade in Aufruhr geraten war. Letztlich haben wir wohl im richtigen Moment erkannt, dass manche Wege nicht alleine gegangen werden können.  Und so saß ich müde auf deiner Couch und fing an zu erzählen…

Seitdem fängst du mich auf, hältst mir den Rücken frei und machst mich stark. Stark einen Weg zu gehen, den ich ohne dich nie so weit geschafft oder gar verfehlt hätte. Du richtest mich immer wieder auf, sprichst mir Mut zu und wäschst mir den Kopf, wenn die Verzweiflung mich überspült. Findest immer die richtigen Worte, die mich beruhigen, wenn ich aufhöre rational zu sein. Wenn die Angst sich um meine Brust schlingt und mir das Atmen verbietet. Dann stehst du da, gibst mir deine Hand und sagst mir, dass vielleicht nicht alles gut wird, aber meine Angst mir nicht helfen wird. Schubst mich sanft wieder auf den Weg zurück und ermutigst mich weiter zu gehen, egal wie steinig. Denn du verstehst, warum. Du weißt, dass die Aussicht auf Erfolg nicht garantiert ist. Doch verstehst du, dass ich es versuchen muss. Du bist mein wohlmeinender Schatten, der mich vor dem Dunkel in mir selbst beschützt.

Und ich stehe dir als Ratgeber zur Seite. Versuche dir klar zu machen, dass nicht alles deine Schuld ist. Das nicht du das Problem bist. Helfe dir, taktisch vor zu gehen. Akzeptiere, dass du glaubst, alles sei vorbei. Hoffe es eigentlich auch, denn dieses „alles“ tut dir nicht gut. Doch ich weiß, dass es auch noch Hoffnung gibt. Auch wenn ich nicht sagen kann, ob mir das gefällt, aber mir ist klar, dass du es dir ein wenig wünschst. Du verlierst gerade sehr viel, Bruder. Geborgenheit, Ruhe und Zuflucht. Ich weiß, dass schlimme Zeiten hinter dir liegen. Oft, viel zu oft für meinen Geschmack, standest du Machtlos vor den Ereignissen. Wusstest nicht was tun. Wusstest nicht, wie reagieren. Konntest nichts ausrichten und deine Machtlosigkeit ließ dich zweifeln. An dir selbst.

Aber Bruder, du bist ein starker Kämpfer. Du bist wie ich, Waffenbruder. Du wirkst wie ein Fels, doch für dich allein bist du nur ein kleiner Kiesel im riesigen Flussbett das sich Leben heißt. Denn du bist Blind für dich selbst. Du verkennst deinen eigenen Wert. Lieber Igelst du dich ein und zeigst nur mehr deine Stacheln. Hältst Menschen fern von dir. Sähest du die Welt einmal durch meine Augen, wüsstest du, dass du stärker bist, als du glaubst. Besser bist als du weisst. Größer bist als du dich fühlst. Weiser als du denkst und edler als du erahnst. Du liest diese Zeilen und bist geschmeichelt. Aber du kannst sie nicht annehmen, zu schwer wiegen alte Vorwürfe, zu sehr brennen alte Narben.  Doch sei beruhigt, Bruder. Weil du bist wie du bist, bin ich da und werde dir mit meinem Rat zur Seite stehen, bis auch deine Schlacht geschlagen ist.

Und wenn es vorbei ist, werden wir darüber lachen. Werden uns zunicken und uns davon erzählen. Wie albern wir waren, wie schwer alles wog und wie leicht es im Retrospekt doch war. Dass wir viel zu verkopft waren, zu viel Angst hatten und wir es uns schwerer gemacht haben, als es wirklich war. Weil wir so sind. Weil wir genau das brauchen. Unsere Wege können nicht einfach und gradlinig sein. Wir brauchen die steinigen Wege, die schweren Aufstiege, damit wir uns selbst immer auf’s Neue übertreffen können. Doch für diesen Moment, lass uns Inne halten. Lass uns Kraft tanken. Lass mich dir danken und sagen:  unsere Zeit wird nicht kommen, Bruder. Unsere Zeit hat längst begonnen.

Callingsanity

With great power…

Callingsanity

Sie hält die Kaffetasse knapp vor ihrem Mund mit zwei Händen und wärmt ihre kalten Finger daran. Gemütlich sitzt sie in einem der bequemen Sessel, die sie sich ans Fenster geschoben hat. Um sie pulsiert das Leben, doch hier ist sie völlig für sich allein und isoliert. Still betrachtet sie die Straße unter sich durch die großen Fenster. Menschen laufen in beide Richtungen, teilweise hektisch, teilweise gemütlich. Sie sitzt nur da und schweigt.

Ihre Augen folgen einzelnen Menschen und sie denkt sich Geschichten zu ihnen aus. Das junge Paar dort hinten, ist sicherlich frisch verliebt und genießt die Aufregung des Anfangs. Der Mann im Anzug dort eilt gerade nach Hause zu seiner Familie, wo er den Anzug von sich wirft um endlich er selbst werden zu können, keine seelenlose Anzugmaschine. Die Frau dort hinten mit dem leeren Blick hat wahrscheinlich schlimmes erlebt und bringt dennoch ein Lächeln zustande…

So viele Menschen, so viele Geschichten. Doch lange kann sie dieses Spiel nicht spielen, dann kehrt sich ihr Blick wieder nach innen. Der ewige Tanz beginnt von neuem. Sie zweifelt an sich selbst. Doch nicht an Schwächen oder Fehlern. Nein, an etwas tieferem. Würde hier eine akkurate Darstellung ihres Selbst sitzen, säße sie wahrscheinlich hier in einem albernen Anzug mit einem Cape. Überlegt sie, was andere ihr sehen, fällt ihr eine schier nicht enden wollende Liste ein: Glücksverbreiter, Seeleneimer, Müllschlucker, bester Kumpel, Pferdestehler. Sonnenstrahl, Fels in der Brandung und die ewig starke Schulter zum Ausweinen. Zugpferd, Frau mit den verrückten Ideen, Aufmunterungskommando, offenes Ohr und  Mensch der jedem Sturm trotzt. Ein glorreiches Symbol für unerschütterliche Stärke, wenn andere sich schwach fühlen. Retterin in der Not.

Sie seufzt leise und pustet kalte Luft in ihren Kaffee. Was ist nur aus ihr geworden? Andere hätten längst kapituliert, hätten sich längst weinend zu Hause vergraben und mit ihrem Schicksal gehadert. Oder würden verzweifelt heulend eine Freundin anrufen, das Gefühl haben lieber tot sein zu wollen, als alles andere und sich Löffelweise Eis in den Rachen stopfen. Und sie? Sie hatte nicht einmal Sahne auf dem Kaffee.

So  sitzt sie hier, innerlich ruhig. Natürlich schmerzt was passiert ist. Natürlich ist es alles andere als schön. Aber sie trägt es. Mit Würde? Sie weiss es nicht, aber sie trägt es. Natürlich kann sie fallen. Auch sie ist nicht Unsterblich, auch sie kann hart auf dem Boden der Realität aufprallen. Doch bleibt sie nie lange liegen, sie steht nahezu gleich wieder auf klopft sich den Staub aus der Kleidung und läuft weiter. Die Nase in den Wind erhoben, im Gedanken ein: „Jetzt erst recht!

Ist es Kälte? Ist es Gleichgültigkeit? Trotz? Verdrängung? Stolz? Oder tatsächlich diese unheimliche Stärke? Dieses Phänomen, immer wenn sie das Gefühl hat völlig am Ende zu sein, dass irgendwoher doch noch eine ihr bisher unbekannte Quelle der Kraft zu aufbricht sprudeln beginnt. Ein beneidenswerter Zustand. Das letzte Mal, als sie so tief gefallen ist, wie heute… Sie erinnert sich noch allzu gut daran.

Sie erinnert sich an die verzweifelten Blicke ihrer Freunde und Mitmenschen. Das ungläubige, verunsicherte in ihren Augen, als sie realisieren, dass diese uneinnehmbare Festung auch nur ein weiteres Kartenhaus war. Und dann diese Worte: „Ich hätte nie gedacht, dich einmal so am Boden zu erleben.“ Kein Wort des Trostes, keine Hilfe, keine Umarmung in stillem Verständnis. Nur diese Worte. Niederschmetternd. Wie ein Schlag durch den Boden ins Endlose nichts. Das Gefühl enttäuscht zu haben und das Bedürfnis um sich zu schlagen und alles und jeden anzuschreien, ob sie Blind seien? Schließlich ist sie keine Maschine. Schließlich hat auch sie Gefühle. Schließlich ist auch sie verletzbar. Auch die stärkste Mauer erzittert unter Kanonenschlägen.

Sie fasst ihre Tasse fester, bevor sie einen Schluck nimmt. Die warme Flüssigkeit rinnt ihr in den Bauch und lässt dort ein angenehmes, warmes Gefühl entstehen, welches sie jedoch nicht wahrnimmt. Gedanklich ist sie noch immer tief in sich selbst. Was hat sie nur zu so einem Monster werden lassen? Ihr fällt keine bessere Bezeichnung ein, als sie sich fragt: Kann man auch zu stark sein?

Wut steigt in ihr auf. Verdammt nochmal, die Bibel und Spiderman waren sich da echt einig: „Von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden; und wem viel anvertraut worden ist, von dem wird man um so mehr fordern. “ – oder das berühmte Zitat von Onkel Ben. Aber bei allem was ihr heilig war, hatte bei diesen klugen Sprüchen auch jemals irgendjemand an die Verletzlichkeit der betreffenden Personen gedacht?

Nur weil man nicht gleich aus den Latschen kippt, heisst das doch nicht, dass man nicht auch ein lebendes, fühlendes Wesen ist, das Schmerz empfinden kann!? War denn die ganze verdammte Welt blind? Emotional verkrüppelt? Oder einfach beim Anstehen für die Verteilung der emotionalen Intelligenz die Geduld verloren, oder was?

Haha, ja. Sie lächelte bitter. Boxen wir der Starken mal ordentlich in den Bauch, sie merkt ja nichts. Schichten wir unsere Probleme auf ihre Schultern, sie kann doch gerade unter ihren eigenen kaum noch stehen – die schafft das schon, die ist ja Stark. Scheisse verdammt, sie war kein verfluchter Mutant! Oder doch?

Was hatte sie also stark werden lassen, überlegte sie weiter, während ihre Finger langsam die Wärme der Tasse in sich aufnahmen. Sie überlegte lange, bis sie verstand.

Es war das unerschütterliche Wissen, dass jedes noch so große Unglück einen Funken Glück in sich barg, der nur darauf wartete entdeckt zu werden – und den Blick für die kleinen Dinge, beherrschte sie mit schlafwandlerischer Sicherheit.

Es war das Wissen, dass liegen bleiben zwar eine normale Reaktion war, aber das Aufstehen nur heraus zögerte und damit auch die schönen, glücklichen Zeiten verkürzte. Und sie tat nichts lieber als Lachen.

Es war das Gefühl lieber den schönen Momenten Raum geben zu wollen, als den schlechten. Denn sie liebte ihr Leben, sogar an den schlechten Tagen.

Es war das Vertrauen in sich selbst und darin, dass sich jeder Weg den sie nahm zu etwas gutem wandeln würde, wenn sie ihn nur bereit war auch an nebligen, trüben Tagen zu gehen. Eigentlich war es pur rational und logisch und doch mit einem Bein und dem Kopf in den Wolken.

Ein leises Lächeln stiehlt sich langsam und zaghaft auf in ihre Züge und endlich spürt sie die Wärme in ihrem Bauch die sich langsam auf den ganzen Körper ausbreitet. Alles war gut. Immer. Auch wenn das Leben ihr vielleicht gerade übel mitspielte. Der nächste Sonnentag kam bestimmt, sie musste nur warten und sich darauf vorbereiten ihn in vollen Zügen zu genießen. Das Leben genießen, auch für seine schlechten Tage.

Sie sieht auf den Grund ihrer Tasse. Es ist wohl Zeit wieder zu gehen, wieder eins mit der Masse zu werden. Aber diesmal, mit einem guten Gefühl. Und dann steht sie wieder auf.

… comes great responsibility.

Published in: on 8. Januar 2014 at 22:23  Comments (1)  
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Drei und eine Axt – Teil 32

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 32

reiter_neuAm nächsten Morgen war das Lager des Khan bis auf eine Jurte abgebaut und sie waren weitergezogen. Und als Wena vor die Jurte trat, stand Merle und Elger mit ihren Kindern auf den Armen vor ihr. Merle war ziemlich blass um die Nase und sie schien geweint zu haben.

‚Der Khan hat es vorgezogen weiterzuziehen und es auf den Fluch der weißen Hure ankommen zu lassen. Ich widersprach ihm und da unten steht alles was ich noch besitze.‘

‚Was ist denn nur in ihn gefahren?‘ rief Wena aufgebracht.

‚Mutter ist dem Wahnsinn anheim gefallen und vergiftet alle mit ihren Lügen!‘

‚Dann kommt erst mal rein! Ich wecke Halef und unsere weiße Hure!‘

Wenig später saßen sie alle in der Jurte des Sippenführers und hielten Rat, während sie aßen und Tee tranken.

‚Macht es Sinn die Jurte rüberzuholen?‘ fragte Halef.

‚Wir sollten es gleich tun, bevor der Schnee zu hoch wird.‘ stammelte Otar und blickte Elger an, der ihm freundlich zunickte.

‚Haben wir genug Vorräte, um alle durch den Winter zu bringen?‘ fragte Vira nachdenklich.

‚Ähm… ich hab die letzten Tage damit verbracht, Vorräte in unserer Jurte zu verstecken.‘ beichtete Merle.

‚Ihr habt das schon kommen sehen?‘ fragte Wena.

‚Ich hab das schon kommen sehen!‘ rief Merle. ‚Als Elger und der Khan fort war, wurde mir verboten zu euch zu gehen und da hab ich angefangen Vorsorge zu treffen.‘

‚Eine schlaue Frau hast du da!‘ grinste Wena und schloss Merle in die Arme.

‚Mein Anteil an der Rinderherde habe ich heute Nacht schon über den Fluss getrieben und sie im Wald gelassen! Dein Hund war so nett mir dabei zu helfen.‘ berichtete Elger.

‚Und ich hab mich schon gewundert, wo dieser Köter sich schon wieder herumtreibt.‘ lachte Halef erstickt.

‚Na dann mal los, wir haben noch viel zu tun.‘ rief Vira und stand auf.

‚Wenn mir jemand aufs Pferd helfen könnte, kann ich nach der Herde sehen!‘ meinte Halef. Er stemmte sich hoch und humpelte durch die Jurte.

‚Alur wird dir helfen. Die Kinder sollen sich anziehen und den Schnee wegräumen.‘ meinte Otar und eilte aus der Jurte.

Elger folgte ihm und meinte: ‚Ich hab ein paar Hühner, 12 Pferde. Eine Herde Schafe und Ziegen habe ich auf der Steppe gelassen. Zum Glück hatte ich genug Seil.‘

Ziska nahm Merle auf die Seite und zischte ihr zu: ‚Wie lang weißt du schon, dass du schwanger bist?‘

‚Bitte was?‘ riefen Vira und Wena.

Merle kam ins Straucheln und Lamina konnte sie gerade noch festhalten, damit sie nicht hinfiel.

‚Ups, du wusstest es gar nicht? Herzlichen Glückwunsch.‘ rief Ziska überrascht.

‚Woher weißt du es?‘ stammelte Merle, während sie sich an Lamina klammerte.

‚Übertriebener Nesttriebbau!‘ rief Wena und grinste über beide Ohren. ‚Na dann lasst uns mal ein Nest für euch bauen.‘

‚Ja und du steigst mir auf kein Pferd mehr…!‘ meinte Vira ernst.

Dann gingen die Frauen nach draußen und machten sich ans Werk.

Am Ende des Tages waren alle völlig geschafft und saßen ums Feuer in der Jurte des Sippenführers.

‚Wir sind schon so ein Haufen!‘ rief Kejnen. Er hatte zu viel vom Likör erwischt, den Ziska zur Feier des Tages aufgemacht hatte. ‚Ein Krüppel und eine H…!‘ Er räusperte sich und meinte dann: ‚H… Hexe!‘

‚Ich dachte ich bin der Krüppel!‘ meinte Halef und lachte bitter.

‚Nein, mein Sohn. Wenn sie die Hexe ist, dann bin ich wohl die Hure.‘ meinte Vira ernst. Auch sie hatte etwas zu viel getrunken.

‚Nein, nein. War ich nicht die Hure?‘ meinte Lamina und grinste über beide Ohren.

‚Wenn hier einer das Wort ‚Hure‘ im Titel trägt, dann bin ich das, Halef Hurensohn!‘

‚Da blickt doch keiner mehr durch!‘ meinte Otar. ‚Ich bin der Schwachkopf, soviel ist mal klar.‘

‚Ja, aber mein Schwachkopf.‘ rief Wena. ‚Und ich bin die Glucke!‘

‚Und ich bin wohl die diebische Elster!‘ rief Merle und gab die Likörflasche an ihren Mann weiter, ohne zu trinken. ‚Und schwanger!‘

Elger lies fast die Flasche fallen. Er stotterte vor sich hin und brachte doch kein Wort heraus. Dann versuchte er seine Frau in die Arme zu schließen und selbst das schaffte er nicht. So rutschte Merle näher zu ihm hin und nahm ihn liebevoll in den Arm und küsste sein Stirn.

‚Gut, mein Bruder ist der Schwachkopf!‘ meinte Wena und lachte laut.

Drei und eine Axt – Teil 31

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 31

reiter_neuDie ersten Schneeflocken tanzten vom Himmel und der Khan und Elger kamen wieder. Seine Laune war nicht viel besser, als die Stimmung in seinem Lager. Aber das Leben ging wieder seinen gewohnten Gang, irgendwie. Der Khan war still und alle kuschten vor ihm. Keiner wagte es ihm in die Quere zu kommen. Auch Elger erzählte nichts von dem, was sie in den letzten Tagen erlebt hatten. Und Merle schien ständig von den anderen Frauen beschäftigt zu werden, so dass sie nicht mal den Blick über den Fluss werfen konnte. Wena litt darunter, dass ihre eigene Familie kein Wort mehr mit ihr wechseln wollte. Und vor allem wusste sie nicht wieso?

Mittlerweile hatte der Winter das Land in seiner Gewalt und Ziska entschloss sich dem Schweigen ein Ende zu bereiten. Sie kleidete sich in ihr Festtagsgewand und schritt barfuß über den zugefrorenen Fluss hinüber zum Lager des Khan.

Keiner wagte es, sich ihr in den Weg zu stellen und so ließ man sie in die Jurte des Khan.

‚Auch wenn du einen Sohn schon vor Jahren verloren hast, rechtfertigt es nicht, dass du deine Tochter mit Missachtung strafst. Sie trifft keine Schuld, nur weil sie ihr Leben auf der anderen des Flusses führt.‘

‚Wir haben viel zu tun, der Winter hat uns überrascht!‘ erwiderte der Khan.

‚Wie kann etwas überraschen, was doch jedes Jahr zur selben Zeit daher kommt.‘

‚Du beschämst deinen Khan!‘ rief der Khan ungehalten.

‚Der Khan beschämt sich selbst. Wenn der Khan uns überdrüssig ist, warum seid ihr dann noch hier auf dem Land des Sippenführers.‘ spie sie ihm förmlich entgegen.

Der Khan war das erste Mal in seinem Leben wirklich sprachlos.

Sie riss sich den Kopfschmuck vom Kopf und warf ihn dem Khan vor die Füße. ‚Wenn das so ist, braucht der Khan auch keine Hexe, die für ihn zu den Ahnen betet.‘

Dann spie sie den Wachen des Khan vor die Füße und verließ die Jurte mit einem grimmigen Ausdruck auf dem Gesicht. Und als sie draußen war, fing sie an zu fluchen. ‚Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt, wenn eure Kinder krank werden und euer Samen verdorrt und eure Frauen unfruchtbar werden, dann kommt bloß nicht zu mir. Weil ich bin ja nur die weiße Hure. Ich gehe jetzt wieder zu dem Bastard, den euer Khan zum Sippenführer gemacht hat und auf dessen Land ihr euer Lager aufgebaut habt.‘

Ihre Worte hallten noch über die Ebene, als sie schon längst wieder über die Eisfläche des Flusses schlitterte.

Als sie die Jurte des Sippenführers betrat, blickten sie alle fragend an.

‚Sag mal, meinst du, dass es so schlau war…!‘ fing Vira an.

‚Ihr habt doch wieder Mäuschen gespielt…Wir kommen auch ohne dem Khan aus.‘ zischte Ziska. Sie war immer noch ziemlich wütend und strafte Kejnen mit ihrem Blick, der hastig sein Fernglas wegpackte. Dann tapste sie zum Feuer, setzte sich hin und wärmte ihre Füße.

‚Nein, die weiße Hure hat schon recht. Sie lagern auf unserem Land. Ein bisschen Höflichkeit kann man schon erwarten.‘ grinste Halef grimmig.

‚Was nutzt eine Familie, die kein Wort mehr mit uns wechselt. Wenn sie morgen weg sind, dann ist es nicht unsere Schuld.‘ flüsterte Wena traurig.

Drei und eine Axt – Teil 30

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 30

reiter_neuAinur war nun schon ein paar Tage fort und Viras Laune war so wie der Winter, der nun schon bald kommen sollte. Die Nächte waren kalt und frostig. Der Khan und Elger war immer noch nicht wieder zurück gekehrt und die Stimmung seiner Frauen war genauso eisig, wie das Wetter. Nichtmal die Söhne des Khans kamen auf ein Schwätzchen vorbei. Ziska wartete inständig darauf, dass der Khan wieder zurückkehrte, weil sie konnten ja wohl nichts für die Gesamtsituation. Also war Ziskas Laune auch dementsprechend schlecht. Kejnen versuchte mit Otar zusammen die ganze Arbeit zu machen und sie konnten dem fehlenden Ainur bei Weitem nicht gerecht werden. Halef ging es einen Tag gut und einen Tag schlecht. Heute war ein schlechter Tag, er hatte wieder Fieber.
Lamina machte ihm kalte Wickel. Sie hatte den ganzen Tag beim Holzmachen geholfen und war dementsprechend fertig. Sie schlief nur in einer leichten Tunika bekleidet am Bett sitzend ein.
Er wurde wach, weil sie zitterte. Doch er konnte sie nicht aufwärmen. Da er sich nicht anders zu helfen wusste, stand er auf, humpelte unter Schmerzen zur Feuerstelle und legte genug Holz nach, dann stolperte er zum Bett zurück und kroch wieder zu ihr. Liebevoll deckte er sie beide zu und rieb über ihren Rücken. Sie hustete im Schlaf. Er war der Meinung, dass sie Fieber hatte.

Mitten in der Nacht kam seine Mutter herein, um nach ihm zu sehen. Sie machte Tee, flößte ihn ihnen Beiden ein und schürte das Feuer hoch genug, dass sie es bis zum Morgen warm hatten.

Am nächsten Morgen ging es ihm soweit gut, dass er sich zumindest um Lamina kümmern konnte. Als sie irgendwann endlich wieder wach wurde, sah sie wie Halef ein paar Scheite ins Feuer warf. Er bemerkte, dass sie sich regte und humpelte zum Bett zurück.
‚He, meine Schöne!‘ flüsterte er ihr zu und half ihr hoch, dann versuchte er ihr Suppe einzuflößen. ‚Du hast dich erkältet!‘
Sie hustete erstickt. Er half ihr sich wieder hinzulegen und sie schlief gleich wieder ein.
‚Jetzt kann ich mich ein Bisschen um dich kümmern, meine Schöne!‘ Als er ihr mit einem feuchten Lappen über die Stirn stricht, schien sie zu lächeln.

Drei und eine Axt – Teil 29

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 29

reiter_neuAinur ritt im Morgengrauen fort und lies Vira in der Jurtentür stehend zurück. Er trieb die Pferde über den Fluss und blickte nicht zurück. Sein Herz war ihm so schwer und er befürchtete nicht gehen zu wollen, wenn er sie sah, wie sie in der Tür stand. Vira liefen ununterbrochen die Tränen übers Gesicht und sie klammerte sich selbst an ihrem Klappenmantel. Als er außer Sichtweite war, fasste sie sich ein Herz, lief zum Gatter hinüber und nahm sich Wenas Pferd. Sie ritt ihm hinterher, so schnell sie konnte. Weit entfernt vom Lager des Khans konnte sie ihn einholen.

‚Ainur warte!‘ rief sie aufgeregt.

‚Vira, mach es mir doch nicht so schwer.‘ meinte er, als er sich endlich umdrehte.

‚Du kannst noch nicht gehen.‘

‚Wieso?‘

‚Die Trauerzeit!‘

‚Wäre das mit Halef nicht passiert, wäre ich bis zum Ende der Trauerzeit wieder da gewesen!‘

‚Bitte geh nicht bevor…!‘ rief sie, schwang sich vom Pferd und ging die letzten paar Schritte zu Fuß. Sie klammerte sich an seinen Arm und versuchte ihn vom Pferd zu ziehen. Dabei ging ihr Klappenmantel auf und er hatte einen angenehmen Blick auf ihren üppigen Brüste.

‚Sag mal, hast du nichts drunter?‘ fragte er verdutzt und lies sich langsam vom Pferd gleiten. Sie fiel ihm in die Arme und küsste ihn stürmisch.

‚Bitte Vira, beginne nichts, was wir nicht beenden dürfen.‘

‚Die Trauerzeit ist vorbei!‘

‚Sagt wer?‘ fragte Ainur verdutzt.

‚Sag ich!‘

‚Aber ich kann dich doch nicht mitten in der Steppe nehmen.‘

‚Im Dreck, wenn es sein muss.‘ meinte sie ernst.

Er grinste nur und das war ihr Antwort genug.

Während die Pferde zu grasen begannen, ließen sich die Beiden in den Staub sinken und küssten sich wild und unnachgiebig. Sie schälte ihn aus seinen Klamotten, während er ihr genüsslich den Klappenmantel auszog. Mit einer geschickten Handbewegung öffnete sie seine Hosen und hatte im nächsten Moment schon seinen geschwollenen Schaft in Händen. Er küsste sie weiter und drängte sie auf den Rücken. Sie kam auf ihrem Klappenmantel zu liegen, während er ihre Brustwarzen mit den Lippen umschloss, um genüsslich dran zu knabbern und zu saugen.

Dann blickte er auf und flüsterte ihr zu: ‚Bist du dir sicher, dass es willst?‘

‚Du sollst wissen, warum du zurück kommst.‘ meinte sich schnippisch und griff zwischen ihren Beinen hindurch und packte seinen Schwanz. Sie drängte ihn in ihre Richtung und führte seine Schwanzspitze an ihr Allerheiligstes.

‚Wenn du so herrisch bist, wird es wahrscheinlich ein eher kurzes Vergnügen.‘ meinte er, während er ihre Hand von seinem Schwanz löste und die Sache dann selber in die Hand nahm. Langsam schob er seine Schwanzspitze in ihre Pforte, zog sie wieder heraus und lies sich verdammt viel Zeit. Das machte sie halb wahnsinnig. Sie war so feucht, dass es ihr schon heraus floss, bevor er einen weiteren Versuch anstrebte. Ihr ganzer Körper schrie: ‚Bitte!‘

Und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, gab er der Bitte nach und schob ihr seinen steif geschwollenen Speer langsam in den Leib. Ihr Körper begann bereits zum Zucken, dabei hatte er noch nicht mal richtig angefangen. Langsam begann er in ihr zu arbeiten und treib sie dabei von einem Höhepunkt zum Nächsten. Sie schrie und stöhnte, bis ihr nur noch ein Krächzen und Wimmern aus der Kehle kam. Ihr ganzer Körper zitterte unter ihm und sie war völlig außer Stande, sich seinen harten Stößen entgegenzustemmen. Also hielt er ihren Körper fest und hämmerte weiter seinen zum Bersten gespannten Schwanz in sie ein.

‚Damit du nicht vergisst, auf wen du wartest!‘ schrie er, kurz bevor er seinen Samen in ihr entlud. Er bewegte sich weiter, gönnte ihr keinen Moment der Ruhe.

Erst als die Sonne schon längst über den Hügel gekrochen war, lies er von ihr ab. Ihr Körper bebte immer noch, als er sich erhob.

‚Ich muss…!‘ fing er an, bis seine Stimme brach. Rasch zog er sich wieder an und pfiff nach den Pferden. Sie rappelte sich ungeschickt auf und streifte den Klappenmantel über ihren nackten Körper.

‚Komm wieder, schöner Mann!‘ schluchzte sie noch, dann stieg sie auf ihr Pferd und ritt wieder zurück, ohne sich auch nur einmal nach ihm umzudrehen. Der verdutzten Ainur blieb allein in der Steppe zurück und blickte ihr noch einen Moment hinterher. Dann ritt auch er davon.