Von Eis, Gold und grüner Schlonze
Ferowin, Erzkundiger seines Zeichens, saß in seiner Kammer und blickte durch einen geschliffenen Kristall auf einen Stein, durch den eine dünne, helle Ader lief. Gold so schien es. Er klopfte mit einem kleinen Hammer und eben so kleinen Meißel auf den Stein und spaltete ihn in zwei Hälften. Etwas, dass wie ein goldener Kristall aussah kam zum Vorschein. Er beugte sich über den Stein und leckte daran.
‚Haha, Narrengold!‘ rief er und pinselte mit einem groben Pinsel die Gesteinsreste weg. ‚Der Bolkheimer haut uns Sturmhüter nicht übers Ohr!‘ Sein Tisch war übersät mit allerlei Gefäßen, aus vielerlei Materialien. Überall standen Flaschen, Eimer und Bottiche herum. Es schien so, als könnte sich niemand hier zurecht finden. Außer Ferowin, der bei den Sturmhütern für seine merkwürdige Gabe bekannt war, dass er jedes Gestein am Geschmack erkennen konnte. Doch konnte er bei weitem wesentlich mehr, als nur an Steinen zu lecken.
Ohne darüber nachzudenken, griff er nach einem braunen Fläschchen, auf dem in Runen ‚Felsensalz‘ geschrieben stand. Er nahm ein grobes Glas, streute etwas von dem Felsensalz hinein, verschloss das braune Fläschchen wieder und stellte es an seinen Platz zurück. Dann stand er auf und holte eine Flasche hervor, auf der er mit roter Farbe einen Totenkopf gemalt hatte, öffnete sie und trank einen großen Schluck davon. Dann stellte er die Flasche wieder sorgsam verschlossen an seinen Platz. Nun summte er beschwingt und sang: ‚Am Berge blüht der Enzian so blau…‘ Er kicherte beschwingt und nahm gleich 2 Fläschchen auf einmal. Auf dem Einem stand ‚Alaunpulver‘ und auf dem anderen stand wieder in Runen ‚Wasserkristall‘. Er gab von beiden Pulvern etwas in das Glas und vermengte es mit dem Felsensalz. Dann nahm er eine lange Zange, packte das Glas damit und hielt es über eine kleine geschlossene Feuerschale, in der Steinkohle vor sich hin glühte. Er schwenkte das Glas über der Glut, bis das Glas schon glühend rot war und sich leicht verformte. Die Zutaten hatten sich unter der Hitze verflüssigt und er goss den Inhalt vorsichtig in ein schweres Glasgefäß, dass in einem dampfenden Wasserbad stand. Nach einer Weile holte er das Glas aus dem warmen Wasser, tauchte es kurz in einem Eimer Wasser, der neben ihm auf dem Boden stand und dann stellte er es kurz in einem Bottich ab, in dem tatsächlich Eis lag. Ja, Eis im Sommer. Nach einem Moment hatte sich eine kleine Kuhle in den Eisblock geschmolzen, er zog ein Ledertuch über Mund und Nase und goss den Inhalt des Glases über den Stein, den er ganz zu Anfang gespalten hatte. Es zischte und rauchte. Und als sich der Rauch verzogen hatte, waren die goldenen Einschlüsse aus dem Stein verschwunden. Den Rest von dem Zeug goss er vorsichtig in ein leeres Gefäß, auf dem ‚Säure‘ stand. Mit einem schweren Handschuh bewaffnet verschloss er das Gefäß und schüttelte den Kopf.
Er dachte über seine zurückliegenden Forschungen nach. Die Salgard von Raurikor hatte ihm ein Probe von der merkwürdigen, grünen Masse geschickt, die sie Schlonze nannte und er hatte alles was in seiner Macht stand versucht, hatte aber nichts nennenswertes herausgefunden. Er wiederholte die Versuche, die bereits gemacht wurden und kam zu den selben Ergebnissen wie die Hüterin der Halle, deren Mutter er noch aus Kindertagen kannte. Selbst mit der Säure hatte er der Schlonze nichts anhaben können. Ganz im Gegenteil, er hatte jetzt einen gewaltiges Loch in seinem Tisch und einen Krater in dem Steinboden.
So zerstreut wie er war, nahm er eine Feder, tauchte sie in ein Fässchen und schrieb einen großen Zettel:
‚Werte Gelsa, es ist nicht zu empfehlen das Böse mit noch Böserem zu bekämpfen. Ähnlich wie beim Vermischen mit Wasser, assimiliert die Schlonze, jede andere Flüssigkeit mit dem man sie in Berührung bringt, übernimmt vor allem ihre negativen Eigenschaften und macht alles noch viel schlimmer. Habe die Versuchsreihe mit Säure abgebrochen. Muss mir einen neuen Tisch kaufen. Die Schlonze frisst sogar durch Stein. Ich bin erschüttert! Habe die restliche Schlonze in einem gläsernen Behälter verschlossen und im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis gelegt.‘
Er stand blitzschnell auf, ging zu einer Truhe und öffnete sie. Darin war ein weiterer Eisblock, der in Form geschnitten war. In einer Aussparung stand ein Gefäß mit einer grünen Masse darin. Er nahm das Gefäß hoch und schüttelte es. Es machte ein klirrendes Geräusch, als die Masse gegen die Glaswand des Gefäßes schlug. Er stellte das Gefäß zurück und ging wieder zu seinem Schreiben zurück.
‚Die Schlonze ist gefroren, genauso hart, wie gefrorenes Wasser, also können wir zumindest auf den Winter warten. Dann können wir die verschlonzten Quellen ausheben und die gefrorene Schlonze in die Berge bringen, in der Hoffnung, dass die Lichtfee nicht auch noch das letzte Eis zum Schmelzen bringt. Ich berichte weiter, habe mir überlegt, den Zustand von fest in flüssig hin zu gasförmig zu verändern, dann müssen wir vielleicht nicht auf den Winter warten. Ergebenste Grüße, Ferowin, Erzkundiger der Sturmhüter‘ Etwas abwesend streute er ein Pulver über den Brief, blies dann fast beiläufig den Staub vom Blatt in die Feuerschale, worauf eine Verpuffung stattfand. Dann rollte er ihn und verschloss ihn mit Wachs.
Von draußen konnte er seine Kinder hören. ‚Ulffart stark, der die Göttin mag, bat sie um Rat. Mit Hacke und Hut, ging er mit Mut, weit fort, tat gut. Doch der Ulffart betet sehr. So schenkte ihm die Göttin gehör. Und der Glaube verließ ihn nimmer mehr!‘ Sie sangen wieder dieses Lied. Er musste mit Uadalric, dem Eisträger ein ernstes Wörtchen reden. “Glück auf!‘ auf seinen Wegen! Immer einen Schutz vor Wind und Regen. So gab Nantosvelta ihren Segen. Von ihr berührt und fand, das größte Pfand, obwohl er im Walde stand. So grub er sich sieben Jahr, durch einen Hügel ist doch klar, was da nur in dem Stollen war?‘ Aber die Alderstolzer hatten nun mal den besten Zugang zum Eis des Drachenkamm. Und bevor er seinem Schwager weiter Münzen in den Rachen warf, musste er wohl damit leben, dass seine Kinder nun Alderstolzer Lieder sangen. ‚Und mit einem Flügelschlagen, gab sie ihm viel zu tragen, was soll ich sagen. Des Adlers Stolz, liegt hinterm Holz und nicht nur Gold! Mit Herz und Hand, was Ulffart fand, wird er von nun mehr Ulffart Adlerstolz gena….‘
Als er mit dem Brief in der Hand vor die Türe trat, verstummten seine Kinder sofort und stoben in alle Richtungen davon. Er ging zu seinem Schober und dort saß die weiße Taube, die Gelsa ihm geschickt hatte. Er band ihr den Brief an den Zeh und sie flatterte gen Raurikor.
Später am Tag fand er seine Kammer offen vor und als er hinein stürmte und schon zu schimpfen begann, fand er seinen Jüngsten regungslos in der Kammer liegen. Aus seinem Mund quoll grüne Masse und ergoss über den Steinboden.
Diese Geschichte basiert auf dem Hintergrund der Rauriker und den Ereignissen nach Beltane (http://www.rauriker.de) Ähnlichkeiten von Personen im realen Leben sind völlig ausgeschlossen und somit reiner Unfug. Wir bitten um Verständnis.