Drei und eine Axt – Teil 22

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 22

Hustend kamen Lamina und Ziska aus der Jurte gestürzt. Sie hielten sich aneinander fest und schwankten.

‚Was war das für ein Zeugs?‘ hustete Lamina.

‚Eingedickter Mohnsaft, wieso?‘ antwortete Ziska und grinste in die Runde.

‚Hast du da noch mehr davon?‘ frage Kejnen neugierig, der von seinem Fernglas neugierig aufgeblickt hatte. Ainur schnappte sich das Glas und blickte lächelnd hindurch.

‚Wenn wir im Winter völlig eingeschneit und kurz vor dem Verhungern sind, vielleicht.‘

‚Das Zeug hilft hervorragend gegen Schmerzen!‘ meinte Kejnen, hustete und fuhr fort. ‚Hab ich gehört!‘

‚Ich helfe auch hervorragend gegen Schmerzen?‘ meinte sie schnippisch.

Von der anderen Seite des Flusses konnte man den Khan rufen hören. Ainur hob die Hand und fing einfach an zu reden. ‚Also der Khan hat Kel gerade aus seiner Jurte gestiefelt. Könnt ihr verstehen, was er schreit?‘

‚Gib her, oder kannst du von Lippen lesen?‘ rief Kejnen und bemächtigte sich wieder seines Fernglases und plapperte gleich weiter. ‚Du bist nicht mehr mein Sohn!‘ Er machte eine Pause. ‚Und wartet, jetzt geht Orsolya dazwischen, ich kann aber ihr Gesicht nicht sehen. Oh, dass hätte sie vielleicht nicht machen sollen. Ich habe den Khan noch nie mit einem so roten Kopf gesehen. Er sagt: Kümmert euch lieber, um die Kinder und überlasst die Arbeit nicht den drei Huren da oben. Jetzt spuckt er drei mal auf den Boden und…‘ Man konnte einen Pfiff hören, sein Pferd kam angelaufen. ‚Er beleidigt deine eigene Sippe und du nimmst ihn immer noch in Schutz, sagt er und jetzt dreht sie sich in unsere Richtung und sagt: Und doch ist er dein Sohn und er ist verletzt. Damit ist das Gespräch für sie beendet. Der Khan, Elger, ein Paar von den Frauen kommen angeritten.‘

‚Das können wir selbst sehen, jetzt pack das Glas weg.‘ rief Vira.

‚Wollten wir nicht die Jurte abdecken?‘ fragte Ziska. ‚Dann sieht es nicht so aus, als wären wir neugierig. Würdest du nach Halef sehen, Lamina. Der Rauch dürfte sich verflogen haben.‘

Lamina öffnete vorsichtig die Jurtentür und blickte hinein. Halef lag noch genauso im Bett, wie sie ihn vorhin zurück gelassen hatte. Sie atmete nochmal tief ein und lief in die Jurte. Behutsam rückte sie die Decken zurecht. Er fror anscheinend immer noch. Eine der Decken war nass und sie versuchte sie irgendwie freizuwurschteln. ‚Bitte lass mir die Decke, ich hab nichts an.‘ flüsterte er ziemlich leise. Bis jetzt hatte sie die Luft angehalten, musste aber nun doch atmen.

‚Du hast da noch zwei Decken! Deine ist nass und meine wahrscheinlich auch. Ich will sie zum Trocknen aufhängen.‘ platzte es aus ihr heraus.

‚Ich hab aber nichts an!‘

‚Ja, ich hab dich ausgezogen!‘

‚Ich trauere noch!‘ flüsterte er und schloss die Augen.

‚Ich hab nicht hingeschaut!‘ log sie. Natürlich hatte sie hingeschaut.

Er öffnete die Augen, als wäre er gerade von einem Traum aufgeschreckte und blickte verstört unter die Decke. ‚Ich bin ja immer noch… nackt.‘

‚Warte, ich bringe dir was Trockenes zum Anziehen.‘ meinte sie, stand auf und lief kopfschüttelnd zu seiner Truhe.

‚Ja, bitte. Es ist keine gute Idee, wenn du neben mir sitzt, wenn ich nackt bin.‘

‚Keine Sorge, ich fühle mich nicht von dir belästigt.‘ meinte sie lächelnd und kam mit einer Tunika und einer Hose wieder zum Bett zurück. Er hatte die Decke zu seiner Körpermitte hin zusammengerafft und lächelte sie verstohlen an.

‚Komm, ich helf dir eine Tunika anzuziehen. Der Khan wird bestimmt mit dir sprechen wollen.‘

‚Ich kann jetzt nicht mit dem Khan reden!‘ meinte er und blickte nochmal unter die Decke. Sie hielt ihm die Tunika hin und schüttelte wieder den Kopf.

‚Da ist nichts, was der Khan morgens nicht auch hat.‘

‚Woher weißt du das?‘ schrie er fast, riss ihr die Tunika aus der Hand und hielt sie sich schützend vor den Körper.

‚Ein altes Sprichwort sagt, wenn morgens dem Manne…!‘ rezitierte sie.

Er lies die Tunika los und hielt ihr blitzschnell den Mund zu. ‚Ich kenne das Sprichwort und es ist nicht Morgens. Und…und woher kennst du solche Sprichworte.‘

‚Von deiner Tante und sie hat Mohnsaft angezündet und dir unter die Nase gehalten, damit du dich entspannst.‘

‚Aber das da kann doch nicht ihre Absicht gewesen sein. Oder?‘ rief er, dem Wahnsinn anheim fallend und blickte wieder völlig irre unter seine Decke.

‚Vielleicht liegt es ja auch an mir?‘ grinste Lamina. ‚Es ist doch nichts Schlimmes und glaub mir es geht wieder weg.‘

Er schüttelte den Kopf und stammelte: ‚Ziska wird mich nicht Holzhacken lassen.‘

Sie versuchte nicht zu lachen.

‚Komm, zieh wenigstens die Tunika an!‘ redete sie ihm gut zu. Mit zitternden Fingern zupfte er an dem Stoff, also half sie ihm dabei, die Tunika anzuziehen. ‚Und jetzt die Hose!‘

‚Aber das geht nicht…Ich…ich will dir nicht zu Nahe treten!‘ stammelte er.

Sie zog nur eine Augenbraue hoch und blickte ihn ernst an.

‚Bitte tritt mich nicht wieder, mir saust der Kopf immer noch!‘

‚Keine Sorge, ich darf dich heute nicht mehr treten!‘ meinte sie, stand wieder auf und griff nach dem Tee. ‚Komm, trink einen Schluck, ich bring dir nochmal was Wärmeres zu Trinken und du kannst in der Zeit deine Hose anziehen.‘ Sie half ihm etwas hoch und gab ihm gleich aus der Kanne zu Trinken. Dann küsste sie seine Stirn und ging nach draußen.

 

Draußen stand der Khan und Elger vor den Ziska und Vira und sie redeten. Wena half den Frauen die Kinder über den Fluss zu bringen, während Otar, Ainur und Kejnen begonnen, die Jurte abzuwickeln.

Ziska blickte auf: ‚Und…!‘

‚Ich glaub, er braucht ein wenig frische Luft.‘

‚Wenn die Männer so weiter machen, wird es gleich ziemlich frisch da drin.‘ meinte der Khan und lächelte sie an.

Lamina nickte dem Khan kurz zu und fuhr dann fort. ‚Ist noch Tee oder Suppe da? Er hat den ganzen Tag noch nichts gegessen.‘

‚Ich bring gleich was!‘ meinte Vira und drehte sich zum Feuer um.

Elger drehte sich zu den Männern um und entschuldigte sich wortlos. Er wollte sich irgendwie nützlich machen.

‚Ich geh mal rein und warn ihn mal vor, dass er gleich kein Dach mehr über den Kopf hat.‘ rief Lamina. Sie wollte ihm auch jede weitere Peinlichkeit ersparen.

Als sie die Jurte wieder betrat, saß er schwankend auf der Bettkante und versuchte mir zitternden Fingern seine Bruche zu zubinden. So weit sie das beurteilen konnte, hatte er sich wieder halbwegs beruhigt, es zeichnete sich aber immer noch eine deutliche Beule in seiner Hose ab. Lächeln kniete sie sich vor ihn und griff nach seinen Händen.

‚Komm ich helf dir.‘ flüsterte sie und zog seine Hose zu, machte einen einfachen Knoten und eine wunderschöne Schleife.

‚Ich…ich…!‘ seine Stimme brach. Er schluckte. Sie lächelte ihn an und legte einen Finger an den Mund. ‚Ich weiß! Ich dich auch!‘ Liebevoll half sie ihm sich hinzulegen. Dann hob sie seine Beine wieder aufs Bett und deckte ihn behutsam zu. ‚Die Männer wickeln schon die Jurte ab! Und der Khan wartet.‘

‚Vorsicht da drin!‘ konnte man Ainur von draußen rufen hören.

Der Khan kam mit Alur herein. Der Junge lies sich vom Khan zum Dachkreuz hinauf heben, wo Alur sämtliche Verknotungen löste. Und im Nu, stand nur noch das Holzgerüst da.

‚Können wir raus gehen, nicht dass mir noch was auf den Kopf fällt.‘ meinte Halef besorgt. Otar kam mit zwei Stangen in die Jurte und trug die Feuerstelle nach draußen, während Alur immer noch auf dem Dachkreuz saß und mit Ainur die Dachlatten durchzählte.

Lamina half Half hoch, zog ihm seinen Klappenmantel an und der Khan half ihr dabei, den Jungen raus zubringen.

‚Ich hoffe es war nicht Kel, der dich so zugerichtet hat.‘ fragte der Khan, als sie ihn auf Kejnens Stuhl gesetzt hatten.

‚Nein, das war mein Weibchen!‘

‚Hast du es verdient?‘

‚Teils, teils!‘

‚Ich hab schon vernommen, dass sie einen beeindruckenden Aufwärtsschlag haben soll.‘ meinte der Khan und blickte sich nach Lamina um, die wieder in der Jurte verschwunden war. Wo sie ihnen nun den Hintern zu streckte, um in der Kiste etwas zu suchen. ‚Bei der nächsten Zusammenkunft sollten wir sie kämpfen lassen. Das kann uns gutes Geld bringen, weil keiner auf ein süßes, kleines Mädchen setzt.‘

‚Ehrenwerter Khan…!‘ meinte Halef, wurde dann aber von Lamina unterbrochen, die mit einem Fell, einer Decke, seinen Schuhen und Socken aus der Jurte gekommen war und beide nun etwas ungehalten anfunkelte.

‚Bevor ich was Falsches sage, sage ich lieber nichts!‘ sammelte Halef und blickte Lamina verstohlen an.

‚Bei allem gebührenden Respekt, verehrter Khan, ich bin mir nicht sicher, ob die Leute dabei zusehen wollen, wie ein Kämpfer seine edelsten Teile verliert.‘ zischte Lamina und blickte den Khan wütend an.

‚Ich würd ihr glauben!‘ meinte Ziska, die gerade eine Schüssel mit Suppe an den Tisch brachte und sie vor Halef stellte.

‚Weiße Hexe, willst du deinem Khan nichts anbieten?‘

‚Ich bin mir nicht sicher, ob der Khan von unserem kargen Mahl kosten wollt.‘ erwiderte sie schlagfertig, drehte sich aber gleich wieder um und Vira stand schon mit einer weiteren Schüssel da.

Der Khan nahm neben Halef auf der Bank platz und wartete, bis er selbst seine Suppe bekommen hatte. Es wurde noch ein Krug mit Tee und ein paar Becher an den Tisch gestellt, während Lamina Halef die Socken anzog und ihn in die Decke wickelte.

‚Ich hoffe, der heutige Zwischenfall steht nicht zwischen uns Beiden, Halef Aidensohn?‘

‚Es ist alles gesagt worden, was gesagt werden musste. Höre ich diesseits des Flusses noch ein schändliches Wort aus seinem Munde, hetze ich die Hunde auf ihn.‘

‚Und was ist mit der anderen Seite des Flusses?‘

‚Das werden wir dann sehen.‘

‚Was ist mit dem Mädchen?‘

‚Wenn er sie nochmal anrührt, ist es mein Recht ihn in einem Zweikampf zu töten! Und dazu brauche ich meine Hunde nicht!‘

Der Khan war sichtlich schockiert von der Härte der Worte, die aus diesem Jungen drangen.

‚Es war die richtige Entscheidung dich zum Sippenführer zu machen, Halef! Du bist hart, aber gerecht!‘

Halef nickte nur und griff nach dem Löffel.

‚Und er ist genauso stur und zäh, wie sein alter Herr. Nur das mit dem Alter auch manchmal der Weitblick und die Weisheit kommt, die ihm leider im Moment gänzlich fehlt.‘

‚Das habt Ihr schön gesagt, mein Khan!‘ meinte Ziska und grinste. ‚Und nun esst Eure Suppe!‘

‚Die weiße Hexe hat einfach keinen Respekt vor mir!‘ grinste der Khan und lachte dann.

Published in: on 11. November 2012 at 18:25  Kommentar verfassen  
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Drei und eine Axt – Teil 21

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 21

‚Kaum einen Tag Sippenführer und schon liegt er faul in der Sonne, während alle anderen schuften.‘ rief Kel, der gerade mit ein paar seiner Brüder über den Fluss geritten kam. Sie wollten wohl die Kinder holen. Lamina blickte auf und funkelte ihn wütend an. Kel hatte sein Pferd gestoppt und hustete wieder ein: ‚Hure!‘ hervor.

Halef wollte schon aufspringen, doch Lamina war schneller, hielt ihn damit zurück und rief: ‚Bei allem gebührenden Respekt!‘ Sie ging näher an den Gaul heran, packte sich die Zügel und flüsterte: ‚Komm von dem Gaul runter und sag es mir ins Gesicht.‘

Er stieg vom Gaul und meinte nochmal lautstark: ‚Du bist eine Hure und du beschmutzt den Namen meiner Sippe.‘ Halef versuchte taumelnd aufzustehen. Doch Lamina war wieder schneller, sie holte aus und streckte den um zwei Köpfe größeren Kel mit einem Schlag nieder. Dann sprang sie auf ihn und kniete sich auf seine Kehle. ‚Wenn ich eine Hure bin, dann versuch mich anzuspucken.‘

Kel lief Blut aus der Nase, er röchelte und versuchte sich zu wehren. Sie rangelten miteinander, Lamina stürzte von ihm herunter, Kel setzte ihr nach und holte zu einem Schlag aus. Halef ging dazwischen, er kugelte Kel dabei halb den Arm aus, und schrie: ‚Wage es nicht die Hand gegen meine Frau zu erheben. Und wenn ich dein Husten noch einmal auf meiner Seite des Flusses höre, hetzte ich die Hunde auf dich.‘

Die restlichen Reiter waren von den Pferden gesprungen und Vira, Ainur und Otar kamen angerannt. Ziska und Kejnen kamen langsam hinterher.

‚Eine Sippe voller Huren hast du da, Halef Hurensohn!‘ spie Kel heraus. Blut und Spucke flog Halef ins Gesicht. Ainur musste Vira zurück halten. Man konnte die Adern auf ihrer Stirn pochen sehen. Ainur krempelte seine Ärmel hoch und legte seinen Gürtel ab. Für diesen Wicht bräuchte er keine Waffen. Als Ainur einen Schritt auf die Beiden zugehen wollte, hielt Elger Ainur zurück und machte selber ein paar Schritte nach vorne. Halef zog Kel an einem Arm hoch, gab ihn einen Tritt in seine edelsten Teile. Kel stürzte in den Fluss und Halef stürmte hinterher. Kel kassierte einige Schläge bis er seinen Dolch zog. Im gleichen Moment kamen die beiden Hunde angesprungen und Róka biss Kel in die Hand, so dass dieser den Dolch ins Wasser fallen lies und Nyúl packte ihn in die Schulter und zerrte ihn weiter ins Wasser. Halef taumelte zurück und Elger half ihm hoch. ‚Würdest du deine Hunde zurück pfeifen, er soll vor Vater nochmal wiederholen, was er gerade gesagt hat.‘

‚Die wollen nur spielen!‘ zischte Halef, spuckte eine Ladung Blut auf den Boden und ging. Er packte Lamina an der Hand und zog sie mit sich. Als er kurz vor der Jurtentür war, pfiff er erst nach seinen Hunden.

Die Hunde ließen nach dem Pfiff sofort von Kel ab und seine Brüder ritten in den Fluss, um ihn heraus zu fischen. Ziska lief ins Wasser, bückte sich und zog den Dolch aus dem Wasser und rannte auf Kel zu. ‚Kel, du schwarzes Schaf, deine Schmerzensschreie werden noch bis zum Vollmond jede Nacht erklingen, dann erst wird die weiße Hure über den Fluss kommen und dich heilen. Du wirst es erdulden müssen von einer Hure geheilt zu werden und du wirst jede darauffolgenden Nacht schreiend aus deinen Träumen erwachen, weil dich mein Gesicht verfolgen wird, jedes Mal wenn du die Augen schließt.‘ Sie spuckte ins Wasser, lachte schrecklich und watete weiter auf Kel zu. Dann schnitt sie sich in den Arm und bespritzte ihn mit ihrem Blut. Zu guter Letzt beschmierte sie sich selbst mit ihrem Blut voll und schrie lachend, wie eine Wahnsinnige, genauso lange, bis der Wahnsinn auf Kel übersprang. Kel schrie und seine Augen traten hervor. Sie zwinkerte Elger zu, der sein Pferd langsam an ihr vorbei durch den Fluss leitete, dann tauchte sie unter und schwamm ans Ufer zurück. Als sie aus dem Wasser kam, konnte sie gerade noch sehen, wie Halef vor der Jurte zusammenbrach. Wena kam angerannt und schrie: ‚Und was ist mit den Kindern?‘

Elger drehte sich nochmal um und blickte seine Schwester an und rief: ‚Ich schick dir die Frauen, geliebte Schwester!‘ Er lächelte tatsächlich und preschte zu den Khansjurten hinüber. Seinen Brüdern überließ er den schreienden Kel zurück zu bringen.

‚Was war denn überhaupt los?‘ fragte Wena und blickte in die Runde, während Ziska schon wieder nach oben rennen wollte. Otar blickte seine Frau ernst an und schüttelte den Kopf. Ainur übernahm das Wort. ‚Ich gebe nur die Worte wieder, die ich eben aus dem Munde des Kel hörte: Eine Sippe voller Huren hast du da, Halef Hurensohn!‘

‚Ich habe Mutter immer davor gewarnt, ihn zu sehr zu verhätscheln. Sie hätte ihn doch nach seiner Geburt den Hunden zum Fraß geben sollen und an seiner statt die Nachgeburt aufziehen.‘ meinte sie, spie dreimal auf den Boden und ging wieder hoch zu den Kindern.

‚Langsam gefällts mir hier, Kejnen.‘ meinte Ainur grinste dreckig und nahm Vira in den Arm.

‚Das Mädchen hat wirklich einen sehr beeindruckenden rechten Aufwärtsschlag!‘ meinte Kejnen und humpelte los.

‚Der Fluch von Ziska war auch sehr beeindruckend, ich habs ihr fast geglaubt.‘ meinte Vira und schüttelte den Kopf. ‚Die weiße Hure kommt über den Fluss…zzz… und das in der Trauerzeit!‘

‚Und ich dachte ich wäre der Verrückte hier.‘ rief Otar und eilte seiner Frau hinterher.

‚Nein, lieber Otar, verrückt sind wir alle, manchmal mehr und manchmal weniger!‘ meinte Vira und lief auch zu den Jurten hoch.

‚Kejnen, ob es auffällt, wenn wir einfach abhauen, ich will mein Ohr an der Khansjurte reiben und Mäuschen spielen.‘

‚Den Khan wird man bis über den Fluss hören, wenn er das erfährt.‘ rief Otar laut, so dass es jeder am Hof hören könnte.

Währenddessen vor der Jurte. Als Halef nach seinen Hunden gepfiffen hatte, musste er sich schon gegen den Türrahmen stützen. Ihm war schwindlig und er hatte das Gefühl als würden kleine Vöglein um seinen Kopf schwirren.

‚Du musst sie belohnen, wenn sie kommen!‘ stammelte er undlies sich am Türrahmen herab gleiten. Er setzte sich mit letzter Kraft auf die Türschwelle. Sein ganzer Körper zitterte und er hatte seine Beine nicht mehr unter Kontrolle. Lamina schaute ihn einfach nur an und schüttelte den Kopf. ‚Komm steh wieder auf. Ich bring dich rein, du bist pitschnass.‘ Als sie ihm hoch helfen wollte, stürzte er ihr entgegen und stammelte: ‚Ein schlagfertiges Weibchen hab ich da gefunden für mein Rudel.‘

‚Du redest wirres Zeug, mein Lieber!‘ flüsterte sie und versuchte ihn festzuhalten und nicht unter seinem Gewicht zusammen zu brechen.

Er war aber so nass und glitschig, dass sie ihn nicht halten konnte und er fiel einfach kerzengerade um. Die Hunde waren bereits angekommen und leckten an seinen Händen.

‚Brav, das hab ihr gut gemacht.‘ sabbelte er, während Lamina ihn umzudrehen versuchte. Alur kam angelaufen und half Lamina Halef in die Jurte zu zerren. Ziska war auch schon bei ihnen angekommen, Wasser und Blut tropfte von ihrem Kleid. Sie rief dem jungen Alur zu: ‚Junge, wirf noch ein paar Scheite ins Feuer. Lauf dann zu deiner Mutter, ich brauch heißes Wasser. Oder heißen Tee, oder beides.‘ Dann half sie Lamina dabei ihn aufs Bett zu hieven. ‚Zieh ihm die nassen Sachen aus, ich muss mir erst mal selber was Trockenes anziehen.‘

‚Du kannst mich nicht ausziehen, ich trauere noch.‘ lallte Halef und wehrte sich gegen Laminas Versuche, ihm die nassen Sachen auszuziehen.

Ziska versuchte sich gerade aus ihrem nassen Unterkleid zu zwängen und rief durch den nassen Stoff. ‚Wie oft hast du ihm gestern auf den Kopf geschlagen?‘

‚Zweimal, wieso?‘

Nun konnte man Ziska nur noch fluchen hören. Sie hatte sich in ihrem nassen Kleid verklemmt.

Lamina lies Halef los, wickelte ihn trotz seinen nassen Klamotten in eine Decke und lies ihn auf dem Bett liegen.

‚Verlass mich nicht, Lamina! Bitte!‘ jammerte er.

Vira öffnete die Tür und hatte eine Kanne mit Tee in der Hand und zwei Becher unter den Arm geklemmt. Ihr bot sich wirklich ein seltsames Bild. Ziska steckte im Kleid fest und Lamina versuchte ihr aus dem Kleid zu helfen, während ihr Sohn gerade vom Bett gefallen war und auf Knien darum bettelte, das Lamina ihn nicht verlassen durfte. ‚Was treib ihr denn hier?‘

‚Hilf mir lieber!‘ rief Ziska, die immer noch im Kleid feststeckte.

Sie stellte die Kanne und Becher ab, half ihrem Sohn sich wieder aufzusetzen und zog ihm die nasse Tunika aus. ‚Zieh die Bruche aus, Junge!‘

‚Ich kann mich nicht vor ihr ausziehen, ich trauere noch!‘

‚Mach doch was du willst und jammere nicht wenn du dich verkühlst. Das tut dir mehr weh, als mir, mein Sohn!‘

Mit zitternden Fingern nestelte er an seiner Hose herum und versuchte sich weiter auszuziehen. Vira war bereits dabei Lamina zur Hand zu gehen. ‚Warum musst du denn auch immer so enge Kleider tragen?‘ rief Vira.

‚Weil ich sonst fett aussehe!‘ rief Ziska.

‚Du bist nicht fett, du bist ein Klappergestell mit riesigen Brüsten. Irgendwann brichst du einfach in der Mitte durch, wenn du nicht mehr isst.‘ zeterte Vira weiter, griff ihr dabei an die Brust und schon war Ziska von ihrem Kleid befreit. Lamina hatte bereits ein Tuch geholt und wickelte sie hinein.

Halef saß mit gesenktem Kopf noch immer an der Bettkante. Blut tropfte wieder aus seiner Nase. Lamina konnte ihn schwanken sehen. Bevor er wieder vom Bett stürzte, fing sie ihn auf und legte ihn aufs Bett. Mittlerweile war er so benommen, dass er sich auch nicht mehr dagegen wehrte und sie konnte ihm die nasse Bruche ausziehen. Sie versuchte gleichzeitig ihm ein sauberes Tuch unter die Nase zu halten und ihn irgendwie zuzudecken. Doch er drehte sich auf die Seite, klemmte die Decke zwischen seine Beine und wurde bewusstlos.

Ziska stand schon neben ihr und blickte sie milde an. ‚Lamina hol schon mal nen Eimer und Vira hast du noch ein paar trockene Decken, hier ist alles nass?‘

Lamina lief aus der Jurte und Ziska öffnete ihm wieder die Augen und blickte hinein. Mit einem Seufzen auf den Lippen, rieb sie ihre Hände, atmete tief durch und berührte seinen Kopf. Er bäumte sich auf und begann zu würgen. Lamina hörte die Würgegeräusche und eilte mit dem Eimer in der Hand wieder in die Jurte.

Und im nächsten Moment hatte sie ihm kurzerhand den Eimer unter den Kopf geschoben und er spie eine Ladung Wasser hervor. Zitternd umklammerte er den Eimer und würgte, während Lamina ihm seine Haare aus dem Gesicht strich, damit sie nicht in den Eimer hingen. Irgendwann brach er zusammen und der Eimer glitt ihm aus der Hand. Lamina stellte ihn neben das Bett und wischt ihm den Mund ab. Schon schreckte er wieder hoch und klammerte sich panisch an Lamina fest.

‚Schon gut, wir sind ja alle da!‘ flüstere sie und grinste beschämt. Ihm war die Decke nun gänzlich vom Körper gerutscht. Liebevoll zog sie langsam die nasse Decke über seinen zitternden Körper.

‚Es tut mir leid, ich will dir nicht zu Nahe treten!‘ meinte er und versuchte sich ebenfalls krampfhaft zuzudecken.

‚Ist schon gut, beruhige dich erst mal.‘ flüsterte sie heiser. Sein Körper bebte unter ihr und er krümmte sich und begann wieder zu würgen.

‚Da kann doch schon gar nichts mehr drin sein?‘ meinte Lamina zu ihm und streichelte ihm über den Nacken.

‚Es hat aufgehört zu bluten!‘ meinte Ziska kurz und ging zum Feuer und zündete irgendetwas an. Vira brachte ein paar Decken und verschwand gleich wieder. ‚Tut mir leid, ich kann anderen Menschen einfach nicht beim Kotzen zusehen, ohne selbst…!‘ Sie beendete den Satz mit einem Würgen und ging rücklings aus der Jurte.

‚Lamina halt mal die Luft an!‘ rief Ziska und kam mit etwas Rauchenden wieder zum Bett getreten. Lamina hatte gerade die beiden Decken genommen und wollte ihn zudecken. Selbst die Luft anhaltend wedelte Ziska den Rauch in sein Gesicht. Langsam beruhigte sich sein Körper und er glitt in einen ruhigen Schlaf über.

Published in: on 7. November 2012 at 22:12  Kommentar verfassen  
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Drei und eine Axt – Teil 20

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 20

Indes saßen die Anderen stumm am Tisch. Das Essen war vorbei und der Khan und seine Leute waren bereits wieder gegangen, nur die Kinder schliefen alle in der Jurte von Otar und Wena. Otar wiegte apathisch vor und zurück, schob aber scheinbar völlig klar seinen Weinbecher zu Wena hinüber, er wollte nichts Berauschendes trinken. Ziska grinste in sich hinein. Nur sie wusste, warum er keinen Wein wollte.

Vira war den ganzen Abend wieder sehr ruhig gewesen. Ainur wich ihr nicht mehr von der Seite, er befürchtete, dass sie jeden Moment zusammenbrechen könnte. Irgendwann musste er sich jedoch erleichtern und ging zum Abtritt. Vira stand lautlos auf und ging in die Jurte. Dort stürzte sie auf ihre Bettstatt und zog sich eine Decke über den Kopf.

Als Ainur zurück kam, sah er dass sie nicht mehr am Tisch saß und ging schnurstracks in die Jurte, um nach ihr zu sehen. Drinnen erblickte er nur ein zitterndes Knäuel unter einer Decke. Leise schlich er in die Jurte, legte genug Holz nach, ging dann zum Fußende und kniete sich nieder. Sie hatte sich nicht mal die Schuhe ausgezogen. Als er ihre Füße berührte, zuckte sie zurück. Dessen ungeachtet zog er ihr einen Schuh nach dem Anderen aus. Dann deckte er ihre Füße zu und legte noch eines seiner Felle um ihre Beine. Er setzte sich neben sie und strich über ihren bedeckten Körper. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie sich unter ihrer Decke regte. Ihre Hand suchte nach seiner Hand.

‚Darf ich dir morgen ein Bett bauen?‘ flüsterte er.

Sie drehte sich um, legte ihren Kopf in seinen Schoß und versuchte seine Taille zu umklammern. Ihre Arme waren zu kurz, oder sein Körper zu mächtig. Die Decke war ihr vom zitternden Körper gerutscht. Er deckte sie liebevoll zu. Sie schluchzte. Er hätte besser den Mund halten sollen.

‚Ich bleibe doch so lange, wie du mich brauchst…ich möchte aber trotzdem nicht, dass du im Winter auf dem Boden schlafen musst.‘

Sie schluchzte noch mehr. Er strich ihr die Haare glatt und hielt jetzt besser den Mund. Egal was er sagen würde, er konnte sie wohl nicht so wirklich beruhigen.

Nach einer langen Zeit hatte sie sich einigermaßen beruhigt und sie lag völlig erschöpft mit dem Gesicht auf seinem Schoß. Er wollte sich zu ihr legen, er musste aber seine Schuhe noch ausziehen. Behutsam versuchte er sie von seinem Schoß zu heben, sie klammerte sich an ihn, als würde ihr Leben davon abhängen.

‚Darf ich meine Schuhe ausziehen?‘

Sie schnellte hoch, blickte ihn kurz an und kroch wieder ans Kopfende zurück. Er zog sich seine Schuhe, Tunika und seine Hose aus, so dass er nur noch eine Bruche trug. Dann kroch er zu ihr unter die Decken.

Als Halef und Lamina zurückkehrten, saß Kejnen auf seinem Stuhl und Ziska saß auf seinem Schoß und schlief mit dem Kopf an seiner Schulter gelehnt. Er hielt sie liebevoll in seinen Armen. Kejnen schreckte hoch, als die Beiden sich vorbei schlichen. Halef blickte ihn an, er versuchte zu lächeln, es gelang ihm nicht wirklich. Kejnen nickte ihm nur zu und versuchte erst gar nicht erst zu lächeln. Halef brachte Lamina ins Bett. Sie verkroch sich gleich unter den Decken. Er ging zu seiner Mutter hinüber, die soeben aufgeschreckt war. Er nickte ihr zu, sie erwiderte das Nicken. Beide versuchten zu lächeln, es gelang ihnen beiden aber nicht. Er legte noch ein paar Stücke Holz in die Glut, zog dann seine schlammige Hose aus und kroch zu Lamina ins Bett. Er wagte es nicht unter ihre Decke zu kriechen, unter der sie sich verkrochen hatte. Sie zitterte, schlief aber bereits. Sie war wohl mehr mitgenommen von allem, als sie zugab und er, er wusste einfach gar nichts mehr. Sein Gesicht tat ihm weh und sein Herz. Mit der Hand an seiner Brust fiel er in einen unruhigen Schlaf.

Kejnen war auf seinem Stuhl wieder eingeknickt und erwachte erst wieder, als er von seinem eigenen Zähneklappern aufwachte. Er hob Ziska auf und trug sie humpelnd in die Jurte. Sein Knie schmerzte, er war froh, als er am Bett angekommen war und sie ablegen konnte. Er lies sich schwerfällig aufs Bett sacken und rieb sein Knie. Er hatte kaum mehr die Kraft sich selbst zu entkleiden. Völlig erschöpft legte er sich neben Ziska und deckte sich halbscharrig zu. Sie wurde wach und drehte sich zu ihm. Er atmete schwer neben ihr. Sie strich ihm übers Gesicht und küsste ihn. Dann kroch sie kopfüber unter seine Decke und wühlte sich bis zu seinem Knie vor, um es zu küssen. Dann rieb sie ihre Hände und legte sie auf sein Knie. Sein Körper bebte. Nach Vollendung ihrer Heilung brach sie über seinem Knie zusammen. Nachdem sich das Kribbeln in seinem Bein verzogen hatte und er seinen Körper wieder so halbwegs unter Kontrolle hatte, zog er sie zu sich hoch und deckte sie beide so gut es eben ging zu.

Halef schreckte in der Nacht hoch, die Hand auf seine Brust gepresst, blickte er sich um. Erst kam der Schmerz und dann bemerkte er, das Lamina im Schlaf wimmernd um sich schlug. Beruhigende Laute kamen ihm ganz automatisch aus seiner Kehle. Mit zitternden Fingern versuchte er im Dunkeln ihre Hände zu finden. Sie wehrte sich im Traum gegen jemanden. Er griff nach ihrer Hand und wollte sie beruhigen. Ein Schlag in sein Gesicht warf ihn auf sein Fell zurück. Als sein Blut seine Kehle hinunter floss, schreckte er auf und dem Ersticken nahe versuchte er Luft in seine Lungen zu saugen. Er verschluckte sich an seinem eigenen Blut. In einem erstickenden Hustenanfall drehte er sich aus dem Bett und fiel auf die Knie. Im Schein der Glut erkannte er, dass Blut von seinem Gesicht auf den Teppich tropfte. Als er sich aus Reflex an seine Nase griff, konnte er seine Schmerzen besser zuordnen. Sie hatte ihm gerade die Nase gebrochen. Ein erschrockenes, tränenüberströmtes Gesicht tauchte an der Bettkante auf.

Halef aber sprang auf und rannte röchelnd aus der Jurte. Sie blieb völlig verängstigt auf dem Bett sitzend in der Jurte zurück. Wenig später kam er wieder, er hatte ein feuchtes Tuch um seinen Nacken gelegt und ein blutiges Tuch an seine Nase gepresst. Erschöpft lies er sich aufs Bett fallen und blieb in gebeugter Haltung an der Bettkante sitzen. Sie saß immer noch reglos auf dem Bett und reagierte scheinbar nicht. Doch liefen ihr Tränen die Wangen herab, als sie den Rotz hochzog, schreckte sie scheinbar von ihrem eigenen Geräusch aus ihrer Starre.

‚Es tut mir so leid!‘ schluchzte sie. Nun reagierte er scheinbar nicht, ihm sauste der Kopf und als er aufblickte, sah er Sterne um seinen Kopf fliegen. Mit einen leichten Schwindelgefühl in der Magengegend versuchte er sich zu ihr umzudrehen. Sie blickte ihn an und traute sich nicht recht ihn in den Arm zu nehmen. In der Drehung wurde es ihm schwarz vor den Augen, er stützte sich reflexartig mit einem Arm ab. Dieser knickte aber aufgrund seiner nahenden Ohnmacht ein und er stürzte ihr in den Schoß. Beim Sturz nach hinten verlor er beide Tücher. Sie hob erst das feuchte, kalte Tuch und legte es ihm behutsam in den Nacken, dann strich sie liebevoll sein Haar zurück und tupfte das Blut von seiner Nase. Sein hübsches Gesicht sah ziemlich lädiert und geschwollen aus. Mittlerweile waren beide Augen blutunterlaufen und zugeschwollen.

Er blinzelte flüchtig, dann griff er sich wieder ans Herz und atmete tief ein. Dann riss er die Augen auf, um sie gleich wieder zu verdrehen.

‚Halef, nicht wieder fortgehen! Bleib bei mir.‘ flüsterte sie.

Sie versuchte, so vorsichtig wie möglich, ihm gegen die Wangen zu klopfen. Seine Sinne sammelten sich wieder, er griff nach ihre Hand, führte sie an seiner geschwollenen Nase vorbei. Um sie zu küssen.

‚Halt mich fest. Bei mir dreht sich alles!‘ säuselte er.

‚Ja tue ich, ich halt dich doch!‘ sagte sie leise und klammerte sich dann fester an seinen Körper.

Er atmete schwer und griff sich wieder an seine Brust. ‚Wenn du nicht bei mir liegst, dann schmerzt mir das Herz.‘

Irgendwas an seinen Worten sagte ihr, dass es sich nicht um eine Liebesfloskel handelte, sondern dass ihm tatsächlich sein Herz schmerzte. Eine ihrer Hände fuhr unter seine Tunika und sie strich ihm über die Brust.

‚Ich träume schreckliche Dinge, wenn du nicht bei mir liegst!‘ flüsterte sie.

Am nächsten Morgen, erwachte er nur kurz, als er ein nasses Tuch auf sein Gesicht gelegt bekam. Er sah fürchterlich aus. Ziska wurde wach und blickte unter das Tuch. Dann zog sie ihm beide Augen auf und blickte hinein. Sie richtete ihm die Nase und heilte ihn. Dann schwankte sie nach draußen. Da saß Lamina, das Frühstück war schon fertig, die Tiere gemolken und sie saß ziemlich apathisch am Tisch. Ziska musste ihr jedes Wörtchen aus der Nase ziehen, konnte sie aber am Ende beruhigen. Schließlich hatte sie ihn gerade ein bisschen geheilt. So viel es eben ging, der letzte Tag hatte ihr sehr viel abverlangt und jetzt musste sie auch noch hoch zu den Ahnen.

Wena und einige der Kinder kamen aus der Jurte und deshalb nahm Ziska Lamina mit auf den Berg. Die Hunde liefen ihnen nach. So war es Wena die, auf Geheiß von Ziska, Halef etwas Kaltes zu trinken brachte. Sie wechselte den blutigen Lumpen auf seinem Gesicht, gegen einen Frischen und lies ihn weiter schlafen.

Kejnen wurde wach und blickte im Vorbeihumpeln unter den Lumpen. Er stöhnte sichtlich bestürzt und humpelte nach draußen. Beim Frühstück wurde er von den Kinder solange bedrängt, bis er ihnen eine Geschichte erzählte. Und noch eine.

Ainur wurde wach, er lies Vira schlafen, blickte auch unter den Lumpen und drehte Halef auf die Seite. Halef wimmerte und davon wurde Vira wach.

Als Ainur vor die Jurte trat, blickte er fragend in die Runde. Wena zuckte mit den Schultern und rief: ‚Ziska hat nur gesagt, ich soll mich um ihn kümmern und ist mit Lamina zu den Ahnen gegangen.‘

Nach einer Weile kam Vira aus der Jurte getreten und grinste: ‚Lamina hat im Schlaf wohl einen ziemlich kräftigen Schlag.‘

‚Und was ist mit dem Fußabdruck auf seiner Stirn?‘ fragte Ainur und blickte dabei in die Runde.

‚Den hab ich auch verdient!‘ kam es vom Bett her und Halef hustete wieder.

Wenig später kam er auf allen Vieren aus der Jurte gekrochen und schaffte es gerade noch so weit, um sich vor der Jurte zu übergeben. Vira sprang auf die Seite und hielt sich den Magen, sie war drauf und dran daneben zu kotzen. Sie taumelte nach Hinten und Ainur drehte ihren Stuhl so hin, dass sie sich setzen konnte. Dann griff er sich den Jungen und brachte ihn zum Fluss. Kejnen grinste nur und meinte zu Vira, die Anstalten machte hinterher zu eilen. ‚Lass nur Vira, Ainur kennt sich hervorragend mit Schlägereien aus und wie man danach wieder auf die Beine kommt.‘

Nach einer Weile kamen Lamina und Ziska wieder vom Berg zurück und Ainur winkte ihnen vom Fluss her zu. ‚Lamina, da möchte dich jemand sprechen!‘

Lamina lief zum Fluss und erblickte Halef, der im Schatten eines der großen Steine saß. Ein paar nasse und blutige Lumpen lagen neben ihm. ‚Soll ich nicht besser Ziska Bescheid geben!‘ fragte Lamina. Doch Ainur winkte ab, meinte noch: ‚Wir haben noch viel zu tun! Bring ihn hoch, wenn es ihm besser geht!‘ Und schon hatte er sich umgedreht und lief wieder zu den Jurten hoch. Sie wusch erst mal die Lumpen aus, bevor sie sich vor ihn kniete.

‚Es geht schon wieder. Versuch grad mal nicht zu kotzen.‘ flüsterte Halef keuchend und hielt ihr zitternd eine Hand entgegen.

Sie wische sein Gesicht ab und blickte ihn mit Tränen in den Augen an. ‚Es tut mir so leid!‘ wimmerte sie. Er nahm sie kraftlos in den Arm, die üblichen beruhigenden Laute hörten sich leicht gurgelnd an.

Als Ainur zu den Jurten eilte, wand er sich nochmal um und sah wie die Männer des Khan angeritten kamen und die Totenwache ihnen entgegen ritten. Die Männer hatten wohl einen anderen Weg vom Berg hinunter genommen, als Lamina und Ziska. Die Söhne des Khan wollten wohl die Kinder holen.

‚Der Sippenführer kann uns auf Grund seiner Unpässlichkeit leider nicht helfen, begrüßt aber mein Vorhaben.‘ meinte Ainur und keiner Verstand, was er eigentlich wollte. Nur Kejnen stand auf und humpelte an die Seite seines Freundes. ‚Kejnen und ich haben da noch eine Jurtenhaut und ein paar Jurtenstangen übrig und ich habe mir erlaubt ein weiteres Scherengitter, eine Tür, ein paar Bodenbohlen und ein Dachkreuz zu bauen. Ich hoffe unsere flinke Lamina schafft es, an einem Tag das Dach zu reparieren. Ihr werdet euch schon gewundert haben, was wir immer hinter der Jurte zu schaffen hatten, als Halef und Ziska nicht da waren.‘

Er blickte immer noch in ratlose Gesichter. ‚Kejnen, erklär du es ihnen!‘ rief er und eilte hinter die Jurte, wo er Stämme zum Trocknen aufgestapelt hatte.

‚Vira hatte mich beauftragt zur Zusammenkunft zu reiten, um unter anderem eine Jurtenhaut zu kaufen und der werte Khan hat uns ein paar Filzmatten überlassen. Lamina brachte uns darauf, dass man die alte Haut doch nur flicken müsste. Deswegen wollten wir dem Sippenführer heute seine erste eigene Jurte bauen. Und wenn wir sie genau hier aufstellen, müssen wir nicht immer im Zug sitzen, beim Essen!‘

‚Und beim Kochen!‘ rief Wena begeistert.

‚Oh, die Jurtenhaut hab ich ganz vergessen!‘ meinte Vira, stützte sie Arme auf der Lehne auf und lies nachdenklich den Kopf auf Hände sinken. Wena schob ihr eine Kanne Tee rüber und lächelte sie an.

Otar stand lächelnd auf und meinte: ‚Aber morgen bauen wir zwei Betten!‘

‚Auf dein Wort!‘ rief Ainur, der mit einem Stapel Stangen im Arm hinter der Jurte hervor kam. Er blickte Vira entgegen, die irgendwann herzlich zu lächeln begann.

Published in: on 6. November 2012 at 20:06  Kommentar verfassen  
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Drei und eine Axt – Teil 19

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 19

Bis auf die Totenwache versammelten sich alle wieder unten auf dem Hof. Die Töchter des Khan bereiteten Essen für alle und die Männer brachten ein paar Tische und Bänke aus der Khansjurte über den Fluss. Otar und Wena wuschen sich und die Kinder. Und alle Kinder wurden wieder in die Jurte gebracht, sie bekamen zu essen und diesmal war es Orsolya, die ihnen eine Geschichte erzählte. Halef wurden von den Söhnen des Khan zum Fluss gebracht. Es waren Laken am Ufer entlang gespannt worden, damit keiner sah, was hinter den Laken geschah. Sie nahmen den Ritus der Waschungen sehr ernst, schafften es aber nicht ihre Klappe zu halten.

‚Halef als Sippenoberhaupt. Und dann gleich eine Frau. Da wird es in der Jurte heute aber heiß her gehen.‘ meinte Kel, der Jüngste der Khanssöhne. Er war kaum älter als Halef, hatte aber eine riesige Klappe.

Halef schwieg und musste ernsthaft an sich halten, um nicht auszurasten.

‚Aber wenn sie schon zugeritten ist, macht sie dir wenigstens keinen Ärger.‘ lachte Kel. Elger haute seinem Bruder von hinten auf den Kopf. Doch Kel hustete so, dass es sich wie das Wort ‚Hure!‘ anhörte.

Ziska stürmte durch das Laken und blickte sie unwirsch an.

‚Die Trauerzeit gilt nicht nur für seine Mutter und Ainur.‘ meinte die weiße Hexe und unterbrach das Geplapper. ‚Und Kel, wenn du nicht willst, dass Dich der Fluch der Ahnen trifft, dann hör auf von solchen Schweinereien zu reden! Und wenn du nicht willst, dass dich mein Fluch trifft, dann verschwinde aus meinen Augen.‘

Lamina trat vor das Laken, sie hatte einen Stapel mit Kleidern im Arm und legte sie auf den Boden. Halef sah, dass sie wütend war. Sie atmete tief durch und meinte: ‚Dem letzten Mann, der mich unerlaubt nahm, habe ich den Schwanz abgeschnitten, daran ist er langsam verblutet und damit er nicht so schreit, habe ich ihn damit das Maul gestopft.‘ Schamesröte war ihr ins Gesicht gestiegen und doch blickte sie wütend in die Runde. Als sie eine Augenbraue hob, rief Halef: ‚Lamina, gib den Knochen wieder, wenn es einer von euch drauf ankommen lassen will, noch trauere ich!‘

Die Männer gingen hastig in alle Richtungen davon und Lamina hielt Halef verstohlen ein Handtuch hin. Seine Wangen waren roter als die Ihren, als er sich das Tuch um die Hüften wickelte. ‚Der Knochen liegt unter meinem Kopfkissen, wenn du ihn nimmst, strafen dich deine Ahnen, nicht meine.‘

‚Tante Ziska, sie macht mir Angst!‘

‚Jetzt schon?‘ meinte sie fast beiläufig und zog ihr Kleid aus.

‚Küsst du mich jetzt, ich bin sauber!‘

‚Ich kann dich nicht küssen, wenn du nichts an hast, du trauerst.‘

‚Ich hab ein Handtuch an!‘

‚Jetzt küsst euch schon, ich schau auch nicht hin.‘ meinte Ziska und ging ins Wasser.

Sie küssten sich und er verschwand hastig. Er durfte eigentlich nicht hier sein, während sich die weiße Hexe wusch. Langsam wurde es ihm echt zu viel.

Lamina entkleidete sich und ging ins Wasser. Ziska fragte neugierig: ‚Ist das wahr?‘

Zurecht ertappt, lächelte Lamina gezwungen. ‚Ich habe einen abgebrochenen Dolch benutzt!‘ Sie stockte kurz und schluckte schwer. ‚Ich hab dem Bruder vom Sklaventreiber die Eier abgeschnitten und sie seinen Kötern zum Fressen gegeben. Das war auch ein Grund, warum sie mich so zugerichtet haben.‘

‚Was besseres wäre mir aber auch nicht eingefallen!‘ meinte Ziska und wusch Lamina den Rücken.

‚Wie, den Männern die Geschichte erzählen, oder…?‘

‚Beides, Lamina, beides! Ich war damals nicht so schlau, als ich bei den Barbaren gefangen war.‘

‚Ich habs bitter bereut, als er an seinen Verletzungen gestorben ist und sein Bruder mich halb tot geprügelt hatte.‘ meinte Lamina und drehte sich blitzschnell um, als sie im Augenwinkel einen Schatten am Laken erblickte.

‚Könnt ihr euch beeilen, ich rieche nach dem Erbrochenen der weißen Hexe!‘ rief Kejnen.

‚Ja, sind gleich soweit.‘ riefen beide.

Lamina ging aus dem Wasser und zog sich rasch an, als sie durch die Laken schritt, stand Kejnen immer noch da. Als sie oben angekommen war, sah sie gerade noch, wie Halef sich in Richtung Wald davon machte. Er hatte sogar seine Hunde zurück gelassen. Sie aß rasch etwas, schnappte sich ein Wolltuch, wickelte es sich um ihre Schulter und folgte ihm mit seinen Hunden. Sie hatte ein mulmiges Gefühl allein im Wald zu sein, obwohl die Hunde bei ihr waren. Irgendwann fand sie ihn, wie er auf einer kleinen Lichtung kniete und nach oben starrte. Die letzten Sonnenstrahlen kamen durch die Baumkronen, strahlten ihm ins Gesicht und trockneten seine Tränen. Die Hunde blieben am Rande der Lichtung zurück, während Lamina ihm entgegen ging und vor ihm stehenblieb. Von ihm kam keine Reaktion. Sie griff ihm vorsichtig an den Schultern und nahm ihn dann nach einer Weile in die Arme. Er starrte mit leeren Blick durch sie hindurch. Es dauerte lange, bis er sich regte und sie endlich anblickte. Tränen liefen ihm über die Wangen, dann schlang er seine Arme um ihre Hüften und fing an zu schluchzen. Sie strich ihm übers Haar, er drückte sein Gesicht gegen ihren Bauch und heulte in ihre Tunika. Sie glitt langsam zu ihm herab, sein Kopf lag nun auf ihren Brüsten. Sie strich ihm sein Haar zurück, während er sich immer noch an sie klammerte. Sie lehnte ihren Kopf auf den Seinen. Irgendwann blickte er auf. Über ihm schien nur das in die letzten Sonnenstrahlen getauchten Haar dieses unglaublichen Mädchens. Sie schüttelte ihre Haare aus dem Gesicht und küsste ihn sachte. Er erwiderte den Kuss. Sie zuckte ein Wenig zurück, er hielt sie aber fest und küsste sie erneut, nur gieriger. Sie versuchte sich von seinem Mund zu lösen, als er noch einmal nach fasste, um ihr seine Zunge in den Mund zu schieben. Sie biss vor Schreck zu, riss sich los und stürzte rücklings über den moosigen Waldboden. Mit weit aufgerissenen Augen kroch sie weiter von ihm weg. In dem Moment begriff er erst, dass er zu weit gegangen war, er stürzte ihr hinterher.

‚Es tut mir leid, ich… ich…‘ seine Reaktion verängstigte sie nur noch viel mehr. Sie kroch weiter bis sie mit dem Rücken gegen einen Baum stieß. Leicht panisch kroch er hastiger ihr hinterher, er wollte sie ja nur beruhigen.

Der Ausdruck in ihrem Gesicht hätte ihm allerdings erkennen lassen müssen, dass sie nur noch mehr verängstigt war und eigentlich nur vor ihm flüchten wollte. Er berührte hastig ihren Fuß und umfasste ihren Knöchel. Sie zuckte zurück, und als er nochmal nach fassen wollte, strampelte sie wie verrückt. Ein heftiger Tritt ihres Fußes in sein Gesicht lies ihn zurück taumeln. Er war einen Moment lang benommen. Als er wieder ansetzte sich ihr zu nähern, gingen seine eigenen Hunde dazwischen und knurrten ihn an.

‚Sagt mal, geht’s noch! Ich will…‘ Die Hunde fletschten die Zähne. Nun begriff er. ‚Lamina, bitte, ich wollte …ich will dir doch nichts tun, es tut mir leid!‘

Sie klammerte sich an einen der beiden Hunde und schaute ihn ebenso verwirrt durch einen Tränenschleier hinaus an, wie er entsetzt und verwirrt zurück blickte.

‚Ich wollte dir doch bestimmt nicht zu Nahe treten, auch wenn ich es gerade getan habe.‘

Plötzlich stand er auf, lies die Schultern hängen und war im Begriff sich umzudrehen und zu gehen.

‚Bitte geh nicht…!‘ stotterte sie. Er hatte sich schon umgewandt und war schon ein paar Schritte weiter, als er wie auf ihr Kommando stehenblieb.

Sie wiederholte noch einmal. ‚Bitte geh nicht…! Ich finde ohne dich im Dunkeln nie wieder zurück!‘

Er blickte über seine Schulter, sie hatte sich kniend aufgerichtet und sich das Schultertuch wieder über den offenen Klappenmantel gezogen.

Immer noch von ihr abgewandt sprach er nur so laut, dass sie ihn gerade noch verstehen konnte.

‚Ich bin so verwirrt, ich trauere um einen Mann, der gar nicht mein Vater war, aber einen besseren Vater hätte ich gar nie haben können, wenn er sich uns nicht angenommen hätte…!‘ Seine Stimme brach, er fing sich aber gleich wieder. ‚Und als sie einfach in den Krieg gezogen sind, haben sie mich hier zurück gelassen. Ich wäre jetzt der Mann am Hof! Das war vor vier Jahren! Und jetzt bin ich auch noch der Sippenführer.‘

Es wirkte so, als würde er gar nicht mit ihr reden, sondern mit jemanden, der gar nicht da war. Dann drehte er sich wieder zu ihr um. Sie kniete immer noch am Boden, blickte ihn skeptisch und verwirrt zugleich an und hatte immer noch einen der Hunde ihm Arm.

‚Und dann kommst du in mein Leben gestolpert!‘ Er lächelte sanft und überglücklich zu gleich. ‚Und ich hab mich in deine Augen verliebt, als du mich das erste Mal angeblickt hattest. Und dann der heutige Tag, ich trauere, bin wütend und bin doch unglaublich glücklich.‘ Ihr liefen wieder Tränen über die Wangen und er fuhr fort. ‚Es tut mir leid, wenn ich dir zu Nahe getreten bin, ich wollte es nicht so…ähm…!‘ Er stürzte wieder zu Boden. ‚Bitte…kann ich …lass mich dich…!‘ Die Hunden wichen nicht zur Seite und knurrten wieder. Durch ihre tränenden Augen blickte sie ihn an und erkannte dass auch er weinte. Sie schob die Hunde auf die Seite und sie stützten sich beide in die Arme. Die Hunde blieben wachsam an ihrer Seite sitzen.

‚Es tut mir leid.‘ schluchzte er. ‚Verzeih mir.‘ Weinend kauerten sie auf dem Waldboden und hielten sich eng umschlungen fest. Irgendwann sackte er kraftlos nach hinten weg und sie stürzte ihm hinterher. Mit einen leichten Quietschen blieb sie auf ihm liegen. Die Hunde waren aufgesprungen und knurrten wieder. Lamina zischte ihnen zu und die Hunde verstummten.

‚Jetzt gehören dir auch noch meine Hunde.‘ flüsterte er wehmütig.

Sie strich ihm über die Blessur an der Stirn, die sie ihm vorhin mit dem Fuß verpasst hatte.

‚Mein Herz gehört dir bereits, aber lass mir bitte meine Hunde.‘ jammerte er, während ihm die Tränen von den Wangen tropften.

‚Nimm mein Herz dafür, mehr habe ich nicht zu geben.‘ flüsterte sie.

Er blickte sie wortlos an und traute sich aber nicht mehr sie zu küssen. Dann stotterte er: ‚Ich würde dich gerne küssen.‘

‚Ich will es ja auch, aber nicht so stürmisch… ja.‘ flüsterte sie.

Langsam kam sie ihm näher und fast unmerklich berührten sich ihre Lippen. Er zögere und zuckte schließlich zurück, sie setzte nach und drückte ihm einen festen Kuss auf seine Lippen. Den er, so vorsichtig es ihm auch möglich war, erwiderte. Als sich ihre Zungenspitzen berührten, schnellten sie wieder auseinander und rollten von einander weg und setzten sich wieder auf. Sie blickten sich noch verwirrter an. Die Hunde waren wieder aufgesprungen und wussten nun überhaupt nicht mehr was los war. Nun saßen sie nebeneinander auf dem feuchten Waldboden und blickten sich weiter an. Die Verwirrung verflog langsam.

‚Sei mir nicht mehr böse.‘ sagte er und unterbrach damit die Stille.

‚Wie kann ich dir denn böse sein, ich habe nur dich.‘

‚Ja und meine Hunde!‘ meinte er und rieb sich dabei den Kopf. Sie lehnte sich wieder zu ihm rüber. küsste sein Auge, dass mittlerweile blau anlief. Er zuckte zurück, da es ihm schmerzte.

‚Es tut mir leid, ich hab dich wirklich ganz schön erwischt.‘

‚Ich habs ja auch irgendwie verdient!‘

‚Nein, es tut mir echt leid! Ich, Ich… bin auch so verwirrt. Das war heute wirklich alles zu viel. Ich weiß ja dass du mir nichts böses willst.‘ stotterte sie und schluchzte wieder.

‚Ich bin nur froh, dass du mir nicht meine Hunde auf den Hals gehetzt hast.‘ sagte er ruhig und lächelte sie an. Sie legte den Kopf auf seine Schulter und lehnte kurz darauf seinen Kopf gegen den ihren. Ihre Hand suchte die Seine. Es schauderte sie leicht, da ihr Tuch von ihren Schultern gerutscht war. Er löste sich von ihrer Hand, legte ihr behutsam das Tuch wieder über ihre Schultern und nahm sie in den Arm, um sie zu wärmen. Langsam sackte sie in seine Umarmung, bis er ebenfalls zu zittern begann.

‚Ist dir kalt?‘ fragte sie.

‚Nein, ich kann nur nicht mehr!‘

Sie lehnte sich noch mehr an ihn und er stürzte wieder nach hinten auf dem Boden. Sie folgte ihm auf den Boden und lehnte sich gegen seine Schulter. Sie lagen noch eine Weile da, blickten sich an, und küssten sich. Sie schauderte erneut.

‚Wir müssen langsam zurück, ich lieg schon eine ganze Weile in irgendetwas echt Nassen.‘

Sie nickte nur kurz und stand zittrig und ungeschickt auf. Er rappelte sich ebenfalls auf und putzte über seinen Hintern.

‚In etwas echt Schlammigen!‘ Er putzte seine Finger an seiner Hose ab und schaute sich dann um.

Es war bereits dunkel geworden. Als er los lief, klammerte sie sich ängstlich an seinen Arm. Die Hunde liefen voran und führten sie durch den dunklen Wald nach Hause.

Published in: on 4. November 2012 at 23:24  Kommentar verfassen  
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Drei und eine Axt – Teil 18

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 18

Von draußen konnte man das Pferd in der Höhle ein letztes Mal wiehern hören und dann wurde es still. Sehr still, bis die Frauen wieder mit ihrem Klagegesang anfingen.

Die Krieger brachten Holz und legten es an beiden Seiten der Höhle ab und stapelten es zu zwei Feuerstellen zusammen. Dann kam der Khan und seine Frau. Zwei Speere wurden mit einem Band verbunden und wurde jeweils vor den Feuern in den Boden gerammt. So entstand ein Tor, durch das zuerst Otar und Wena liefen. Beide waren am ganzen Körper mit Blutspritzern übersät. Der Khan trat vor sie und sie knieten sich hin. Mit einem Krug voll Milchschnaps übergoss er Beide und begrüßte sie in ihrer Mitte. Orsolya zückte einen Dolch und schnitt das untere Drittel von Otars Zopf ab und öffnete sogleich sein Haar. Auch Wena öffnete ihre Haare. Dann kamen die Kinder völlig verängstigt und blutig aus der Höhle, auch diese wurden mit dem Schnaps übergossen. Die beiden Frauen öffneten die Zöpfe der Kinder und nahmen sie liebevoll in die Arme. Die Kinder starten stumm vor sich hin.

Halef kam mit Vira aus der Höhle. Das Blut tropfte immer noch von ihm herab und Tränen hatten in seinem blutigen Gesicht saubere Streifen hinterlassen. Er schritt durch das Tor zum Khan, der auch Halef mit dem Schnaps übergoss. Orsolya schnitt ihm den Zopf ab und der Khan drückte Halef den Krug in die Hand und sprach: ‚Als Sippenoberhaupt ist es nun an dir…‘

Halef nahm den Krug und während er sprach, drückte er dem Khan die Hand seiner Mutter in die Hand, er übergoss ihre Hände mit dem Schnaps, wären Orsolya ihr die Zöpfe öffnete.

‚Mein Khan, als Sippenoberhaupt dieser Familie bitte ich Euch zu bezeugen, dass ich die Hand meiner Mutter freigebe. Mein Herz und meine Hand haben die Götter zu den bernsteinfarbenen Augen dieser jungen Schönheit geführt und mehr vermag meine Liebe nicht.‘ Er ging nun zu Lamina hinüber, um sich vor ihre Füße zu knien und ihr die Füße mit dem Schnaps zu übergießen und ihr seinen Geburtsritusknochen vor die Füße zu legen.

‚Ich will gerne Euer Zeuge sein, aber gibt es jemanden, den ich in die Hand deiner Mutter versprechen kann?‘ rief der Khan und drehte sich zu den Anderen um.

Ainur stürzte auf die Knie, blickte gen Himmel, erhob die Arme und spie ein Dankgebet hervor.

‚Mein Herz und meine Hand gebe ich für diese Frau.‘ rief er laut und machte Anstalten auszustehen, doch der Khan war schon bei ihm angekommen und blickte ihn ernst an. Halef war aufgestanden und lies die völlig verwirrte Lamina einfach stehen.

‚Schmied schwöre, dass du die Sitten unserer Ahnen ehrst und ihre Seele nach ihrem Tod für ihre Pflichten im Jenseits freigibst.‘

Halef wusch Ainur die Hände.

‚Ich schwöre!‘ rief Ainur und der Khan legte Viras Hand in die von Ainur und Halef goss den Rest des Inhalts über ihre Hände.

Dann zückte Halef einen Dolch, ritzte sich in die Hand. ‚Bei meinem Blut segne ich diese Verbindung.‘ Er träufelte sein Blut über die verschlungen Hände seiner Mutter und Ainur.

Orsolya schritt an ihnen vorbei und murmelte zu ihrem Mann: ‚Die Trauerzeit!‘

Der Khan murmelte ungehalten etwas Unverständliches in sich hinein und räusperte sich: ‚Es ist dir nicht erlaubt sie innerhalb der Trauerzeit…‘ Er räusperte sich wieder und wurde von der puren Anwesenheit der weißen Hexe unterbrochen. Sie war blutüberströmt aus der Höhle getreten, blieb zwischen den beiden Feuern stehen und schrie wieder. Dann brach sie zusammen. Ihr Körper bäumte sich auf und sie zitterte am ganzen Körper und wälzte sich über den Boden.

Kejnen, der sie Szenerie gespannt verfolgt hatte, löste sich aus den Reihen und humpelte in Richtung Ziska. Als er bei ihr ankam, lief ihr blutiger Schaum aus dem Mund und röchelte nur noch. Der Khan und seine Frau drehten sich um, ließen sich einen weiteren vollen Krug geben und eilten Kejnen hinterher.

Die völlig verdutzte Lamina stand immer noch mit offenen Mund da und starrte abwechslungsweise auf Halef und auf den verzierten Unterschenkelknochen eines Schafes, der immer noch vor ihren Füßen lag. Vira und Ainur waren sich mittlerweile in die Arme gestürzt und küssten sich. Halef blieb neben ihnen stehen und flüsterte ihr ins Ohr. ‚Mutter, ich hoffe du verzeihst mir, dich überrumpelt zu haben.‘ Die Beiden blickten auf und starrten ihn fragend an. ‚Ich hab gestern euer Gespräch mit angehört. Ich wollte es nicht, aber man konnte kaum weg hören.‘

‚Dummer Junge, wie kann ich denn böse auf dich sein. Los geh zu deinem Mädchen!‘ meinte sie und blickte zu Lamina hinüber, die bereits Tränen in den Augen hatte und Anstalten machte auf die Knie zu sacken. Hastig drehte er sich um und konnte Lamina gerade noch auffangen, bevor sie umstürzte. Er stürzte selbst auf die Knie und hielt sie ihm Arm.

Kejnen hatte sich unter Schmerzen vor Ziska auf den Boden gekniet und berührte ihre Füße. Der Khan goss den Schnaps über Ziska und schüttete den Rest über Kejnen. Was das nun wieder zu bedeuten hatte, wusste Kejnen nicht, hatte aber auch keine Zeit sich darüber zu wundern, denn Ziska lief bereits blau an. Blitzschnell zog er sie zu sich heran und drehte sie auf die Seite. Er packte sie am Kinn und schob ihren Kopf zurück. Beherzt griff er in ihren Mund und befreite ihn von dem Schleim, er ihren Rachen verstopft hatte. Einen schrecklich langen Moment geschah nichts. Kejnen griff tiefer in ihren Rachen und sie würgte endlich. Orsolya schnitt blitzschnell die Zöpfe an den Enden auf und hielt ihr die Haare hoch. Ziska erbrach literweise Blut und Schleim vor Kejnen auf den Boden, der nicht im Mindesten von ihr abrückte, sondern weiter ihr Kinn hielt und ihren Rücken streichelte.

‚Dummes Kind, Pferdeblut auf nüchternen Magen zu trinken!‘ flüsterte Orsolya und öffnete langsam ihre Zöpfe. Kejnen kniete immer noch auf einem Knie vor Ziska und versuchte sie zu beruhigen. Er würde ohnehin nie wieder hochkommen, sein Knie schmerzte und sein Bein war mittlerweile taub.

‚Ich wusste nicht, dass deine Haare einst rot gewesen sind, Kejnen.‘ raunte Ziska und machte Anstalten aufzustehen. Die weiße Hexe war wie der Khan, eben noch völlig am Ende aller Kräfte und im nächsten Augenblick wieder das blühende Leben. Verstehe das wer will, Kejnen schüttelte nur verdutzt den Kopf und stöhnte eine Antwort hervor, während er versuchte sich unter Schmerzen aufzurappeln: ‚Bevor meine Haare grau geworden sind, war ich eben so ein roter Bengel, wie der neue Sippenführer!‘

Der Khan blickte Beide mit einem milden Lächeln auf den Lippen an.

‚Die Seele des großen Kriegers ist rein und hat den Geist der weißen Hexen den bösen Geistern entrissen. Er gehört jetzt Euch, weiße Hexe! Macht mit ihm, was ihr wollt.‘ meinte der Khan fast schon eifersüchtig, lachte dann ziemlich grausam und ging ohne ein weiteres Wort.

Die Reiter des Khan kamen und knieten sich vor die weiße Hexe und erbitterten ihren Segen für die Totenwache in dieser Nacht.

‚Was kniet ihr vor mir herum. Bringt mir lieber meinen Korb.‘ meinte sie unwirsch. Einer stürmte sogleich los und brachte ihr den Korb, in dem immer noch Kräuter lagen und übergab ihn der weißen Hexe. Sie zog eine Flasche heraus und gab Kejnen den Korb. Mit zitternden Fingern öffnete sie die Flasche und trank. Sie musste fast wieder würgen und gab die Flasche Kejnen und nahm den Korb, um den wiederum an die Krieger zu reichen. ‚Nehmt die Kräuter und legt sie in die Glut, sobald das Feuer erloschen ist. Dann nehmt einen Stock und legt die Knochen der bösen Hexe auf die Glut. Ihr dürft die Knochen auf keinen Fall berühren.‘ meinte sie verheißungsvoll und ihre Stimme schwoll an, als sie fortfuhr. ‚Nehmt von dem Fleisch des Gaules, aber nur so viel, wie ihr in dieser Nacht verzehren könnt. Nicht mehr und nicht weniger. Euer Geist ist stark, ihr werdet den bösen Geistern trotzen. Am Morgen werde ich zu euch kommen und wir verschließen die Ahnenhöhle.‘

Kejnen hatte nun auch getrunken und Ziska gab ihm den Korken. ‚Ach, gegen die Kälte!‘

Und Kejnen überließ ihnen den Schnaps.

Ainur und Vira wurden von Wena, Otar und den Kinden nach unten begleitet, während Halef immer noch am Boden kniete und Lamina gegen die Wangen tätschelte.

‚Lamina, auch dich wollte ich nicht überrumpeln.‘

Sie blinzelte nur und kam langsam wieder zu sich. Mit Blick auf den Knochen, der immer noch auf dem Boden lag, schossen ihr die Tränen in die Augen.

‚Es tut mir leid, langsam wird es selbst für mich zu viel. Aber der Khan meinte, es wäre die einzige Möglichkeit den Frieden auf dem Hof nicht zu stören, den Ahnen genüge zu tun und es trotzdem jedem Recht zu machen.‘

‚Was ist, wenn ich den Knochen nicht aufhebe.‘

Nun schossen ihm die Tränen in die Augen. Sie blickte ihn erschrocken an, weil sie nicht mit so einer Reaktion gerechnet hatte. ‚Ich will dich schon, sehr gern sogar, aber nicht jetzt, zu diesem Zeitpunkt ist es zu früh.‘

‚Selbst für mich ist es zu früh, Lamina! Ich will dich zu nichts drängen, was du nicht bereit bist zu geben, ehrlich! Aber ich will, dass jeder weiß, wem mein Herz gehört und dass du zu mir gehörst.‘

‚Aber jeder kann doch sehen, wie unzertrennlich wir sind.‘

‚Wenn du den Knochen aufhebst, kann keiner der Krieger schlecht über dich reden, wenn sie dir hinterher schauen…‘ stammelte er unsicher, bis er von Lamina unwirsch unterbrochen wurde.

‚Tun sie das denn?‘

‚Schon! Und das ärgert mich!‘ rief Halef.

‚So kenn ich dich gar nicht.‘

‚Ich mich auch nicht, Lamina! Du hast mir den Kopf verdreht. Ich bin…krank um Sorge, wenn du nicht bei mir bist. Ich will dich beschützen. Ich… Ich liebe dich!‘ Sein Kopf wurde schlagartig rot, als sein Geständnis herausplatzte.

Sie stockte einen Moment und stammelte dann. ‚Wenn ich den Knochen aufhebe, soll er zwischen uns liegen, bis ich soweit bin.‘

‚Und ich fange morgen ein Schaf und werde es füttern, bis es soweit ist, unseren Knochen zu entnehmen.‘ rief er.

Sie stand auf, um sich nach dem Knochen zu bücken, doch sie stockte in der Bewegung und verharrte. Er kniete immer noch vor ihr und blickte sie erwartungsvoll an, bemerkte aber den inneren Disput, den sie mit sich selbst auszufechten schien.

‚Du hast noch was auf dem Herzen?‘ stotterte er unsicher. ‚Sag es mir!‘

‚Und was ist, wenn ich den Erwartungen nicht gerecht werden kann?‘

‚Den was?‘ stieß er verwirrt hervor.

‚Man wird erwarten, dass ich dem Sippenführer einen Nachfolger gebäre.‘

Er stöhnte erschrocken auf und stammelte Unverständliches.

‚Was ist, wenn ich keine Kinder gebären kann?‘ fragte Lamina mit erschreckend ruhiger Stimme.

Er brauchte einen Moment bis er seine Stimme wieder fand, kniete immer noch vor ihr und griff nach ihren Händen.

‚Lamina. Wenn du Kinder kriegen willst, dann werden die Götter dir Kinder schenken. Und wenn nicht, dann gehören wir beide doch zusammen.‘

Sie hangelte nach dem Knochen.

‚Bist du dir sicher?‘

Als Antwort nahm sie den Knochen.

‚Gut!‘ meinte er erleichtert.

‚Soll ich ihn wieder hinlegen?‘

‚Nein, bloß nicht.‘

Er versuchte sie zu küssen, doch sie wich zurück. ‚So, küss ich dich nicht.‘

Sie nahm einen Finger und wischte über sein Gesicht.

‚Ich sollte mich besser erst waschen!‘

‚Mit samt deiner Kleidung!‘ meinte sie und stand auf. ‚Und meiner!‘ Sie putzte über ihr Kleid. Alles war voll Blut.

Ziska wurde von Kejnen den Berg herunter geführt und zischte ungehalten: ‚Sich von einem Krüppel führen zu lassen, dass sieht der weißen Hexe ähnlich.‘

‚Ich habe wieder den Allghoi Khorkhoi gesehen!‘

‚Der Todeswurm schon wieder!‘

‚Ja, der Todeswurm!‘

‚Ich habe eigentlich aufgegeben Fragen zu stellen, aber was meinte der Khan vorhin…?‘

‚Er wird sich, der Sitten und Gebräuche wegen, nicht weiter einmischen, er hat Angst vor meinem Fluch.‘ meinte Ziska, kreuzte ihre Finger und machte ein merkwürdiges Geräusch.

‚Ah, und das heißt nun!‘

‚Dass er dir nicht deinen Schwanz abschneiden wird, wenn du weiter in meinem Bett schläfst.‘

‚Ich kann auch auf dem Boden schlafen, wenn die weiße Hexe dies wünscht.‘

Ziska blieb schlagartig stehen, stoppte ihn mit ihrem Körper und griff Kejnen in den Schritt. ‚Kejnen, wenn dir dein kleiner Krieger lieb ist…!‘

‚Ich hab vorhin was von einer Trauerzeit gehört, weiße Hexe! Du darfst mich nicht anrühren, solange du trauerst.‘

Als Antwort kniff sie nochmal zu, dann hakte sie sich wieder ein und sie humpelten weiter.

Published in: on 2. November 2012 at 20:50  Kommentar verfassen  
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Drei und eine Axt – Teil 17

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 17

Am nächsten Morgen erwachte Ainur, Vira lag in seinen Armen. Sie hatte wieder schlecht geträumt und wollte nicht aufstehen. Er lies sie weiterschlafen, wollte sie aber auch nicht alleine lassen. So war es Lamina, die zuerst aufstand und Feuer machte, Wasser holte und dann das Morgenmahl bereitete. Wena wurde wach und entdeckte, noch bevor Lamina sie warnen konnte, die Gebeine der beiden Männer. Otar wurde wach und bemerkte gleich, dass Etwas nicht stimmte. Er ging in die Viehjurte und kam rücklings wieder heraus. Wortlos stolperte er zum Gatter, kniete sich vor das Pferd seines Bruders, stand auf und nahm seinen eigenen Gaul. Wie ein Wahnsinniger ritt er durch den Fluss zu den Jurten des Khan hinüber. Wena wollte ihn nicht hindern, also tat sie es auch nicht. Die Tiere plärrten, weil sie gemolken werden wollten, aber die beiden Frauen trauten sich nicht in die Jurte zu gehen. Von dem Lärm wurde Kejnen wach und humpelte aus der Jurte. Er erkannte gleich, wie verängstigt die beiden Damen waren.

Aber zuerst musste er zum Abtritt und als er wieder kam, meinte er nur kurz: ‚Ich werd sie melken, wenn ihr mir erklärt, was ich da machen muss.‘ Schlussendlich gingen sie alle drei in die Viehjurte. Die Kinder wurden wach und saßen bereits am Tisch, als die Drei mit dem Melken fertig waren. Ainur kam aus der Jurte, er blickte Kejnen nur mürrisch an und ging dann zum Fluss hinunter. Er musste ein Wenig runter kommen, bevor Vira erneut wach wurde. Halef kam aus der Jurte und blickte Lamina entgegen, die am Tisch stand und den Kinder Brote schmierte. Obwohl ihm bei ihrem Anblick sein Herz aufging, gelang ihm sein Lächeln nicht wirklich. Ohne ein Wort zu sagen, ging er grübeln zum Fluss, er wollte sich waschen.

Als Ziska im Jurteneingang stand, kamen Ainur und Halef gerade vom Fluss. Ihre schlechte Stimmung konnte man von ihren Gesichtern lesen. Ziska winkte Ainur zu sich und blickte dann wieder in die Jurte. Auch Ziska konnte ohne zu reden, sich sehr gut verständlich machen. Er ging in die Jurte, Vira warf sich im Schlaf hin und her. Vorsichtig setzte er sich zu ihr und versuchte sie, so behutsam es ihm möglich war, zu wecken.

Ziska packte Wena und ging mit ihr in Wenas Jurte. Wenig später kamen sie wieder. Wena war ziemlich blass und musste sich setzen. Ziska nahm Kejnen seinen Becher ab und trank ihn aus, dann packte sie sich Halef und die Schaufel und blickte zum Berg. Er schnappte sich ein Stück Brot und steckte es in den Mund. Dann ging er zur Jurte und holte eine Hacke. Wena stand auf, nahm sich einen Krug mit Wasser und folgte den Beiden, die bereits den Berg hinauf stiegen.

Ainur war sehr niedergeschlagen, aber er versuchte Vira irgendwie zu trösten. Liebevoll wiegte er sie im Arm. Sie weinte im Halbschlaf. Völlig hilflos hielt er sie weiter im Arm und es kamen ihm unkontrolliert beruhigende Laute über die Lippen.

Irgendwann blickte sie ihn an und krächzte leise: ‚Versprich mir, dass du mich nicht verlassen wirst.‘

Er stockte und blickte sie entschuldigend an. Das war Antwort genau. Sie verschluckte ein weiteres Schluchzen und rückte von ihm ab.

‚Ich… ich…will dich nicht verlassen. Dass musst du mir glauben!‘ Er versuchte sie wieder in den Arm zu nehmen, sie wehrte sich aber dagegen. ‚Aber…aber ich habe noch eine alte Schuld zu bereinigen.‘ Er schluckte schwer. ‚Ich habe als junger Hitzkopf einen schlimmen Fehler gemacht, seither trage ich das mit mir herum, wie einen schwarzen Fleck auf meiner Seele. Ich muss es bereinigen.‘ Sie blickte ihn neugierig an, hatte aber Tränen in den Augen. ‚Ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich es dir sagen soll. Aber ich muss es aus der Welt schaffen, bevor ich…‘

‚Bevor was?‘ schrie sie fast.

‚Bevor ich…!‘ Er stockte und überlegte kurz, wie er sich erklären sollte. ‚Wenn ich gehe, dann werde ich wieder kommen und bleiben, bei dir! Wenn es der Khan erlaubt.‘

Sie nahm ihn an beiden Wangen und küsste ihn. Als sie sich wieder löste, flüsterte sie nur: ‚Gehe aber nicht gleich, bitte! Ich werde deine Schulter die nächsten Tage noch brauchen.‘

‚Ja, natürlich. Ich bleibe solange, bis mein Pferd nicht mehr lahmt und bis sich hier alles wieder beruhigt hat, aber ich möchte vor dem Wintereinbruch… !‘ Sie stoppte ihn mit einem weiteren Kuss.

‚Wenn du gehst, komm bitte wieder, ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll.‘ Er schloss sie in die Arme und so saßen sie noch eine Weile still da. Bis er die Stille brach.

‚Lamina hat Frühstück gemacht, magst du nicht aufstehen?‘

‚Ja, doch. Bringen wir es hinter uns.‘

Otar kam wieder, mit dem Khan und einigen seiner Töchter. Wie ein wild gewordener Stier sprang der Khan vom Pferd und lief auf den Tisch zu. Die Kinder bekamen es mit der Angst zu tun und wichen zurück.

‚Wo ist die weiße Hexe?‘ schrie er.

‚Oben bei den Ahnen!‘ stotterte eines der Kinder und brach in Tränen aus.

‚Ich werde zu ihr gehen, allein!‘ plärrte er. Seine Töchter kümmerten sich sogleich um die Kinder. Der Khan stieg ohne ein weiteres Wort zu den Ahnen hinauf.

Sie kamen erst nach Stunden wieder herunter. Vira hatte indes die Gebeine der Toten bekleidet. Plötzlich stand Wena in der Jurtentür und blickte auf sie herab. Vira blickte sie flüchtig an und sie richteten gemeinsam die Grabbeigaben, während der Khan mit Otar in seine Wohnjurte ging. Wenig später stürmte Otar mit Einzelteilen seines Bettes wieder heraus und warf sie in den Hof und spuckte dreimal darauf.

Der Khan tauchte in der Tür auf und rief Ainur zu sich. ‚Schmied!‘ Der Khan atmete einmal tief durch, schluckte und fuhr etwas ruhiger fort. ‚Ich würde Euch bitten, die Einzelteile des Bettes meiner Tochter zu den Ahnen zu tragen. Otar wird das Bett seiner Schwägerin nehmen.‘

Ziska hatte Lamina gepackt und verschwand mit ihr in ihrer Jurte. Der Khan pfiff nach seinem Pferd, schwang sich drauf und ritt durch die Furt zu seinem Lager zurück.

Nahezu alle sammelten sich am Hof. Die gesamte Sippe des Khan und seine Reiter warteten auf ihren Khan. Der gerade wieder über die Furt ritt, mit seiner ersten Frau an seiner Seite.

Die weiße Hexe trat vor die Jurte. Als Zeichen der Trauer hatte sie auf den Kopfschmuck verzichtet und ihr Haar war in vielen Zöpfen geflochten. Lamina schritt hinter ihr her, sie hatte einen Korb mit Kräutern im Arm.

Halef kniete vor dem Gatter, er hatte das Pferd seines Vaters gesattelt. Lamina ging zum Gatter, zog einen Dolch hervor und übergab ihn Halef. Kejnen wurde von einigen Töchtern begleitet und jede der Frauen hatte ein Kind auf dem Arm. Lamina gesellte sich unsicher zu Kejnen. Die Söhne des Khan nahmen die Gebeine der Toten und brachten sie auf den Berg. Halef brachte das Pferd aus dem Gatter und lief hinterher. Die Frauen stimmten ein Klagelied an. Und die restlichen Männer entzündeten Fackeln, packten sich ihre Speere und gingen hinter den Frauen her. Oben am Berg angekommen nahm jeder, je nach Stand und Verwandtschaftsgrad, seinen Platz ein. Kejnen wurde neben Ainur gestellt und Lamina wurde zu einem Steinkreis gebracht, in dem die Einzelteile der Betten lagen. Otar und Halef standen vor der Ahnenhöhle und nahmen die Toten entgegen, um sie in die Höhle zu bringen. Der Junge Alur kam angerannt, um das Pferd seines Onkels zu halten. Wena, Vira und die Mädchen brachten die Grabbeigaben und gingen ebenfalls in die Höhle.

Ziska stand auf dem höchsten Punkt des Berges und betete, dann schritt sie herab und blieb vor dem Steinkreis stehen.

Sie reinigte den Kreis, in dem sie drei Hühner opferte. Ohne mit der Wimper zu zucken, schnitt sie den drei Hühnern einfach den Hals durch, warf die Köpfe auf die Erde und versprühte das Blut auf den Steinen. Der Gesang der Frauen schwoll an. Der Khan brachte eine verzierte Axt. Ziska weihte die Axt in dem sie der Ziege den Kopf abschlug. Während sie die Köpfe der Tiere in den vier Himmelsrichtungen im Kreis ausstellte, ging der Khan in den Kreis und hackte die Balken in zwei.

‚Verflucht sei der Fluch!‘ rief er laut und trat mit der Axt in der Hand wieder in die Reihen der Seinen zurück. Einer der Söhne des Khan reichte Ziska eine Fackel und eine Schale mit Pech. Sie vergoss das Pech, stellte die Schale ab und Lamina reichte ihr den Korb mit Kräuter. Lamina ging zu Kejnen und Ainur.

Ziska zündete das Holz an und warf dann einzeln die Kräuter in die Flammen. Sie murmelte dazu. Das Klagelied verstummte, als der Rauch aufstieg. Der Rauch zog nach oben und die Frauen drehten dem Rauch den Rücken zu. Die Männer warfen eine Fackel nach der Anderen ins Feuer. Ziska hingehen schrie markerschütternd, schnitt sich mit ihrem Dolch in die unverletzte Hand und spritzte ihr Blut in die Flammen, dann wand sie sich um, packte den Körper der Ziege und ging in die Höhle. Drinnen stimmten Wena und Vira den Klagegesang an. Man konnte Stein brechen hören und Ziska schrie wieder. Ein menschlicher Schädel und ein Beckenknochen flog im hohen Bogen aus der Höhle. Der Beckenknochen zersprang auf dem harten Steinboden. Der Klagegesang der Frauen schwoll wieder an und die Geräusche, die sie machten, nahmen einen schrillen Ton an. Ziska kam aus der Höhle gestolpert und hielt auf den brennenden Kreis zu. Sie schien gar nicht mehr auf dieser Welt zu wandeln. Ohne vor dem Feuer zurück zu zucken holte den Ziegenschädel aus den Flammen. Mit brennenden Ärmeln hielt sie ihn hoch und jeder konnte die Flammen sehen, wie sie aus dem Maul des Tieres züngelten. Unverständliche Beschwörungsformeln brabbelnd trug sie ihn zur Höhle hinüber, dann legte sie ihn an der Stelle ab, wo der menschliche Schädel lag. Sie nahm die Knochen auf, die aus der Höhle geworfen hatte und brachte sie zum Feuer, dort stellte sie die Knochen an die Stelle, wo der Ziegenkopf vorher lag. Geistesabwesend ging sie wieder zum Ziegenschädel und brachte ihn in die Höhle. Halef kam aus der Höhle getreten und nahm dem jungen Alur die Zügel ab. Alur ging voraus und Halef brachte das Pferd in die Höhle.

Drei und eine Axt – Teil 16

Eine Axtgeschichte – Drei und eine Axt – Teil 16

Der Sturm trieb die Wolken über den nächtlichen Himmel. Die Luft war für die Jahreszeit viel zu kalt. Blätter wehten auf Augenhöhe an ihm vorbei. Er zog den Umhang hinten über seinen Kopf und blickte auf den Fluss. Er machte sich Sorgen, obwohl er eigentlich nicht wirklich Grund dazu haben sollte. Sie werden sich schon zurecht finden und solange Nachts kein Bodenfrost ist, werden sie schon nicht erfrieren. Er würde trotzdem kein Auge zu machen, bis sie wieder da waren.

Sie waren nun schon über zehn Tage fort. Er hätte sie nicht gehen lassen sollen oder mit ihnen reiten sollen. Aber Ziska hatte sich durchgesetzt. Sie nahm die Vision sehr ernst und bestand darauf nur mit dem Jungen zu reiten. Und was sollte sie auch mit einem humpelten Trottel, er war ihr keine Hilfe. Er war niemanden eine Hilfe.

Die letzten zehn Tage mussten sie sich am Hof eine Menge über Brauchtum und Sitte anhören, erst von Wena, dann von Otar, der mittlerweile wieder auf den Beinen war und zu guter Letzt auch noch vom Khan, der wiedergekommen war, um das Winterlager zu beziehen.

So war es alter Sitte Brauch, dass die Frauen eines verstorbenen Kriegers an den leiblichen Sohn übergingen, weil ihre Seelen auch nach dem Tod des Mannes weiter verbunden waren und nach ihrem eigenen Tod würde sie ihrem Mann im Jenseits wieder dienen.

Nun waren die Familienverhältnisse eh nicht ganz einfach, weil Halef nicht der leibliche Sohn von Aiden war und Ziska keine Kinder hatte. Otar wollte als nächst ältester Bruder von keinem seiner Rechte Gebrauch machen, da er seines Erachtens bei den Ahnen in Ungnade gefallen sei und ging zum Khan und bat um Rat und um eine Entscheidung. Der Khan jedoch redete sich raus, da er nicht über den Kopf der weißen Hexe hinweg eine Entscheidung treffen wollte. Nachdem aber Aiden den Jungen an Sohnes statt angenommen hatte, war die Erbfolge eigentlich klar. Halef erbte den Hof und hatte für seine Mutter zu sorgen, solange Otar keinen Einspruch einlegte. Vira schüttelte über die Entscheidung nur den Kopf, da es nicht ihr Brauch war, sie sich aber der Sippe fügen musste. Ainur seine Stimmung war mal wieder jenseits von gut und obwohl Vira jede Nacht zu ihm unter seine Felle kroch, wurde seine Stimmung von Tag zu Tag eisiger. Mal ganz abgesehen davon, dass Kejnen seine Stimmung auch nicht recht viel besser war. Sein Knie tobte wieder und sein Herz schmerzte bei jedem Atemzug. Was muss er sich auch in die weiße Hexe verschauen. Was sie in ihm sah, war ihm immer noch völlig rätselhaft. Weil gerade ansehnlich war er ja nicht gerade. Was wollte sie nur von einem alten Krüppel.

Er blickte über das Rauschen des Flusses hinweg. Die Jurten des Khan standen nun in Sichtweite. Er konnte die Feuer sehen und die Tiere plärren hören. Der Khan war sehr ruhig und nachdenklich gewesen, seit dem er von der Vision der weißen Hexe hörte. Die Sonne würde bald aufgehen und er beschloss nicht mehr zu grübeln.

Irgendwann war Kejnen doch neben dem Feuer eingenickt. Und erst als seine Sonne ihm ins Gesicht strahlte, öffnete er seine Augen wieder. Ziska stand vor ihm und blickte ihn milde an. Ihr jugendliches Gesicht war von tiefen Sorgenfalten überzogen und ihre Augenringe ließen ihr Antlitz älter wirken, als sie eigentlich war. Halef schloss gerade das Gatter. Ein Pferd mehr als sonst. Sie hatten das Pferd seines Vaters tatsächlich gefunden und mitgebracht. Der Junge schlich geknickt an ihnen vorbei und verschwand in der Jurte. Dort kroch er zu Lamina ins Bett und wühlte sich durch die Decken bis zu ihrem warmen Körper. Er hatte nur seinen staubigen Mantel und seine Schuhe ausgezogen, die nun im Eingang der Jurte lagen. Lamina nahm ihn im Halbschlaf liebevoll in den Arm und säuselte ihm etwas Unverständliches ins Ohr. Er begann zu weinen, sie schloss ihre Arme fester um seinen Körper, daraufhin brach er völlig zusammen. Seine Mutter lag auf dem Boden bei Ainur. Kejnen wurde von Ziska in die Jurte gezogen, dort stolperten sie über die Schuhe und schob sie beiseite. Vira wurde wach, nach einem kurzen Blickwechsel mit Ziska, sprang sie auf und stürmte zur Stalljurte hinüber. Die Jurte war halb abgedeckt und das Scherengitter war wieder verschlossen worden, nachdem sie die toten Körper hineingelegt hatten. Vira schritt durch die Tür und stockte. Dort lagen zwei in Leinen gebundene Körper auf der Erde. Der Gestank der Leichen lies sie würgen. Ziska hatte Windlichter aufgestellt und hatte verschiedene Harze angezündet. Das machte zwar den Gestank nicht besser, aber erträglicher. Um den Hals des einen Körpers hatte Ziska den Ritusknochen ihres Ehebundes mit einer ihrer Hochzeitsborten gebunden. Dann musste der andere Körper ihr Ehemann sein. Hastig wickelte sie den Kopf der Leiche ihres Mannes frei und erstarrte. Ein blanker Schädel starrte sie aus den leeren Höhlen an. Um den Hals des Skeletts hing ein Stein an einer schweren Kette, in dem ein Mondsymbol eingeritzt war. Sie griff sich an die Brust und stürzte nach hinten um, schnappte nach Luft und würgte zugleich. Hastig versuchte sie nur noch von dem Leichnam fortzukommen. Sie erbrach sich auf dem Weg durch die Jurte. Das Vieh wurde durch ihr Würgen und Stöhnen aufgeschreckt und lief durcheinander und plärrte.

Kejnen, Ziska und Ainur waren ihr gefolgt und versuchten sie zu beruhigen.

Sie war völlig hysterisch und schrie: ‚Das ist nicht mein Mann! Das kann nicht mein Mann sein.‘ Kopfschüttelnd kam sie an der Jurtenwand zum Stillstand, aber nur weil sie nicht weiter kriechen konnte. Ziska hielt etwas in der Hand, dass sie ihr nun in die Hand legte. Ohne hinzublicken erkannte sie, was es war. Es war der Ritusknochen ihrer eigenen Verbindung.

‚Die Ahnen schickten die Geier und erwiesen ihnen eine Himmelsbestattung. Die Geier waren noch am Werk, als wir eintrafen. Sie hatten nur das Pferd in Ruhe gelassen.‘ erklärte Ziska ruhig.

‚Warum dann der Gestank?‘ stotterte Vira, die wieder zu würgen begann.

‚Die Schädel sind ungebrochen, daher der Gestank!‘ würgte Ziska hervor. ‚Die Ringe waren an ihren Fingern, ihr Seelen warten auf das Bett der Ahnen.‘

Vira kroch wieder zum Leichnam, riss sich den Anhänger von ihrem Hals, der das Sonnensymbol trug und band ihn mit dem knochen um den Hals des Leichnams. Nun brach sie vollends zusammen. Ainur nahm sie in den Arm, hob sie hoch und brachte sie zurück in die Jurte. Ziska bedeckte kahle Antlitz ihres Schwagers wieder und ging würgend an Kejnen vorbei, der ihr sogleich humpelnd folgte.

Als Ainur Vira aufs Bett legen wollte, klammerte sie sich panisch an seinen Hals und weigerte sich lauthals sich aufs Bett legen zu lassen. Ziska wurde langsam misstrauisch. Sie hatte schon bemerkt, dass Vira oft schlecht schlief, vor allem seit dem Kejnen da war und seit dem Ainur hier war schlief sie anscheinend noch viel schlechter. Mit erhobenen Händen und summend ging sie schnurstracks aufs Bett zu, drängte dabei Ainur auf die Seite und griff am unteren Balken entlang. Ainur begriff gar nicht mehr, was um ihn herum geschah. Er hielt die weinende Vira immer noch im Arm und stand mitten in der Jurte und beobachtete das skurrile Geschehen. Schreiend hob Ziska das Bett hoch, während Kejnen mit einer Kerze zu ihr rüber humpelte. Im Kerzenschein konnte man Fluchzeichen an der unteren Seite des Bettes erkennen, die in das Holz gebrannt worden waren.

Ziska fluchte lautstark: ‚Dieser Bastard!‘

Halef setzte sich blitzartig auf und blickte sie böse an. Dann ging ihr sichtlich ein Licht auf.

Halefs Miene entspannte sich wieder ein Wenig. Wie von einem Schlag getroffen, ließ sie den Rahmen fallen und lief kopfschüttelnd zu ihrem Bett hinüber, um auch unter ihrem Bett nach zu sehen. Dort waren keine Fluchzeichen, erschöpft sank sie aufs Bett und grübelte fluchend weiter. ‚Diese alte verbitterte Hexe…!‘

‚Ziska, hast du dich nun entschieden, ob du lieber meinen toten Vater beleidigen willst oder Großmutter?‘ sprach Halef mit einer erschreckend ruhigen Stimme. Ziska blickte ihn entschuldigend an, denn sein Blick verriet ihr seine Wut. Seine Augen funkelten böse zu ihr hinüber.

‚Kejnen kannst du den Rahmen noch einmal hochheben?‘ sprach sie ruhig.

Kejnen stellte die Kerze am Boden ab und hob den Rahmen hoch und lehnte ihn gegen die Jurtenwand. Im Kerzenschein konnte man die Fluchzeichen erkennen.

Dann schluchzte Vira: ‚Aiden, war des Schreibens gar nicht mächtig und er hätte mir nie misstraut!‘

Dann sprang Ziska auf und rannte aus der Jurte, um wenig später wieder zu kommen.

‚Bei Wena ist es auch.‘ sprach sie ruhig.

‚Nur Großmutter hatte die Möglichkeit und die Macht auch über den Tod hinaus, einen Fluch zu festigen.‘ meinte Vira erschreckend gefasst. Sie hatte sich aus Ainurs Umarmung gewunden und er lies sie sachte auf den Boden gleiten. Ziemlich wackelig auf den Beinen stolperte sie zum Bett von Halef hinüber und stürzte. Halef fing sie auf, schloss sie ihn die Arme und schon war ihrer beider Stärke wieder verflogen. Sie schluchzen sie gegenseitig an. Lamina deckte sie Beide liebevoll zu. Doch Vira hielt sie fest, als sie sich entfernen wollte.

Ainur zerlegte kurzerhand das Bett und brachte es raus. Kejnen schob die Decken zur Seite und half Ainur soweit er konnte.

Ziska lief ihnen schreiend hinterher und kam dann wieder. Sie riss den Jurtenstoff neben der Tür auf und schob das Scherengitter zur Seite. Dann ging sie durch die Öffnung und schloss die Jurtentür. Hastig zündete sie einige Kräuter an, die an einer Leine zum Trocknen hingen. Damit wedelnd ging sie durch die Jurte und murmelte Unverständliches, dann schrie sie wieder und lief zum offenen Scherengitter. Dann schnitt sie sich mit einem kleinen Messer in die Hand, Blut quoll hervor. Sie beträufelte die Fläche der Öffnung und ging dann an die Stelle, an der bis eben noch das Bett gestanden hatte und lies das Blut auf den Boden tropfen.

Als Ainur und Kejnen verschlossen die Jurte und betraten sie dann durch die Tür. Sie stand immer noch völlig in sich gekehrt an der Stelle und murmelte. Kejnen erkannte, dass ihr Blut von der Hand rann und auf den Boden tropfte. Er humpelte zu ihr hinüber, zog ein Tuch von einer Leine und wickelte es um ihre Hand. Sie rückten einige Truhen auf den Platz, wo das Bett gestanden hatte und bauten aus allen Fellen und Decken eine Bettstatt, an einer anderen Stelle der Jurte. Ainur stand gebückt in der Jurtentür. Er war zu Recht verwirrt, Ziska hatte alle seine Felle zum Bettenbauen verwendet. Er wusste nicht, was alle davon halten würden, wenn er nun ‚offiziell‘ bei Vira schlafen sollte. Er hatte immer noch die Worte des Khan im Ohr, die jedliche neue Verbindung vorerst untersagte.

Vira löste sich aus der Umarmung der beiden Kinder und setzte sich auf. Ziska kam zu ihr hinüber und zog eine Flasche aus ihrem Korb. Mit zitternden Fingern zog sie an dem Korken. Sie nahm einen tiefen Schluck und gab die Flasche an Vira weiter. Sie schluchzte noch einmal und nahm auch einen kräftigen Schluck. Keuchend zog sie gleichzeitig den Rotz die Nase hoch. Halef nahm ihr die Flasche ab und nahm auch einen anständigen Schluck. Auch er zog keuchend die Luft ein und schlug sich auf die Brust. Lamina nahm die Flasche an sich. Schüchtern nippte sie nur daran. Sie kroch aus dem Bett und drückte sie Ainur in die Hand, der wie zu Stein erstarrt noch immer in der Jurtentür stand. Kejnen humpelte ihm entgegen und nahm ihm die Flasche ab, als Ainur zu einem zweiten Schluck ansetzte.

‚Warum war mir klar, dass es dich nicht mal beutelt, bei dem Teufelszeug.‘ krächzte er kopfschüttelnd und humpelte mit der Flasche in der Hand zum Bett hinüber. Als Vira aufstehen wollte, strauchelte sie. Ainur fing sie auf und trug hinüber, um sie zu betten. Ziska holte sich noch einmal Kräuter von der Leine, zündete auch diese an und ging summend noch einmal durch die ganze Jurte. Kejnen hatte sich erschöpft aufs Bett gesetzt, trank einen kräftigen Schluck und zog seine Schuhe aus. Ziska kam zu ihm hinüber, warf die restlichen Kräuter ins Feuer und legte einige Scheite nach. Als sie den nächsten Schritt in Kejnens Richtung tat, brach sie lautlos zusammen.

Er konnte sie gerade noch auffangen. Umständlich bugsierte er sie aufs Bett, zog auch ihr die Schuhe aus und deckte sie und sich irgendwie zu.

Ainur saß eine Weile völlig mit den Nerven am Ende an der Bettstatt und strich Vira mit zitternden Händen übers Haar. Nach einiger Zeit öffnete sie die Augen und sah wie er zusammengesunken neben ihr kauerte. Wortlos zog sie ihn zu sich unter die Decken.

Verhalten nahm er sie in den Arm und seufzte schwer. Sie flüstere mit zitternder Stimme in sein Ohr. ‚Mein halbes Leben beruht auf einen bösen Fluch einer verbitterten, alten Frau.‘

‚Aber du bist du, Fluch hin oder her.‘

‚Ich weiß nicht mehr wer ich bin.‘

‚Du bist eine wunderschöne, starke Frau und ich, ich…‘ Seine Stimme brach. Dann fing er sich wieder. ‚Ich habe es gar nicht verdient und vor allem nicht das Recht, bei dir liegen zu dürfen.‘

‚Brauchtum und Sitte und Anstand verbieten es.‘ meinte Vira bitter.

‚Und der Khan und vor dem langen Arm seiner Worte habe ich mehr Ehrfurcht, als vor den Bräuchen einer mir völlig fremden Welt.‘

Sie drückte sich fester an seinen Körper und suchte seine Hand, um sie im nächsten Moment zu ihrem Mund zu führen. Sie zögerte kurz, dann küsste sie seine mächtige Pranke. ‚Doch Ihr habt Euch mein Herz bereits am ersten Tag verdient. Des Khans Wort hin oder her.‘

‚Waren wir nicht bei du und du?‘ meinte er in ihr Haar, seine Lippen zitterten, als er ihre Stirn küsste. Und er hoffte inständig, dass sie den Stein nicht hörte, der so eben von seinem Herzen herabfiel.

‚Mein Herz hat mein ganzes Leben lang auf dich gewartet.‘ flüsterte er in ihr Haar. Sie schluchzte, als sie die Worte vernommen hatte. Er küsste ihr die Tränen vom Gesicht und wiegte sie in seinen starken Armen. ‚Du bist so eine starke Frau und doch so zerbrechlich. Ich möchte dir dienen und dein starker Arm sein.‘

‚So lange ich mich an deiner Schulter anlehnen und aus heulen kann, darfst du alles…!‘

Diesmal stoppte er sie mit einem Kuss. Sie erwiderte ihn.

Steter Tropfen höhlt den Stein 2

Steter Tropfen höhlt den Stein 2

Es war bereits dunkel geworden, als wir im nächsten Lager ankamen. Morgen müssen wir zeitiger aufstehen. Meine Männer hatten das Lager in einer Senke eines kleinen Waldstücks aufgeschlagen. Herankommende würde die Feuer kaum sehen können, bevor wir die Herankommenden sehen würden. Den ganzen Ritt hindurch ging mir diese Frau nicht mehr aus dem Kopf. Wie auch, ich ritt ja meist neben ihr. Von Moment zu Moment, den ich neben ihr ritt, wurde mir ihr anmutiger Körper gewahr, wie sie dort hinter dem Jungen auf dem Rücken des Pferdes thronte, wie als hätte sie nie etwas anderes getan. Ihre roten Locken tanzten um ihr Gesicht und sie strahlten ihm Sonnenlicht wie Feuer. Die Jade ihrer Augen blitzten immerzu zu mir herüber. Ich hätte sie am liebsten im schnellen Galopp aus dem Sattel gerissen und sie auf dem dreckigen Waldboden vor meinen ganzen Männern genommen. Doch das dämliche Grinsen des alten Mannes hatte mich daran gehindert. Langsam glaube ich wirklich, dass er jeden meiner Gedanken lesen kann. Ich erkannte mich selbst kaum wieder. Mein Schamane hatte heute Morgen wirres Zeug geredet, aber er hatte sie dazu bewegt, bei uns zu bleiben. Ich habe mich nie in meinem Leben mehr über etwas gefreut, als dass diese Frau an meiner Seite bleiben würde.

Sie bringen gerade ihr Pferd sicher den Hügel hinunter. Sie macht sich wirklich gut im Sattel, als wäre sie eine von uns. Hm. Ein Abgesandter von Fürst Bathai wartet bereits auf mich. Er will irgendwas furchtbar wichtiges mit mir besprechen. Egal.

Einer meiner Krieger drückte mir ihre Zügel in die Hand, er meldete sich bei mir ab und lief wieder auf den Hügel zu seinem Wachposten. Elen schaute mich lächelnd an. Sie hatte den Jungen im Arm und hielt sich am Zaumzeug fest. Er schlief tief und fest. Sie gab mir zu verstehen, dass ich den Jungen nicht wecken sollte. Ich führte das Pferd zu einem nahe gelegenen Feuer und drückte ihr die Zügel in die Hand, dann hob ich den Jungen vom Sattel und legte ihn am Feuer nieder. Auf einen Wink hin, brachten einige meiner Leute Decken, Wasser und etwas zu Essen. Ich half Elen beim Absteigen und führte sie zum Feuer. Mit Händen und Füßen ersuchte ich ihr zu verstehen zu geben, dass ich zu einer wichtigen Besprechung müsste. Ich glaube nicht, dass sie mich verstanden hatte. Was bei meinen Ahnen machte ich da eigentlich, ich bin der Fürst. Ich muss mich doch nicht erklären, oder? Gedankenversunken ging ich zu dem Abgesandten. So wichtig war es nun auch wieder nicht, was er mit mir zu besprechen hatte. Wir treffen auf Fürst Bathai im Osten. Genaueres konnte er mir auch nicht sagen, aber wir ziehen dann weiter zum großen Treffen. Was interessiert mich Fürst Bathai, ich freue mich auf ein Wiedersehen mit meinen großen Bruder, noch bevor er Großfürst wird. Fürst Bathai ist nur Dreck unter den Stiefel meines Bruders. Aber das wird er noch früh genug erfahren.

 

Als ich wieder zum Feuer kam, lag Ellen mit dem Jungen im Arm in Decken gehüllt da und sie schliefen beide tief und fest. Ich wickelte sie aus den Decken und hob sie in meine Arme. Der Junge drehte sich im Schaf und deckte sich ganz automatisch wieder zu. Ellen klammerte sich an mir fest und ich ging zu meinem Zelt. Vor meinem Zelt saß mein Schamane und braute irgendwas zusammen.

‚Nein, nein, Utem, du machst dich nicht zum Affen, wenn du dich um diese Frau bemühst.‘ Ich hasse es wenn er Fragen beantwortet, die ich nie zu stellen wagen würde. Der alte Mann rappelte sich auf. ‚Sie ist eine gute Frau und du wirst noch sehen, sie kann mehr als nur dich zu verhexen.‘ Er drückte mir eine Flasche in die Hand. ‚Sie muss dass trinken! Aber nicht alles auf einmal!‘

Dann ging er faselnd in seinem Zelt. ‚Es wird ja langsam mal Zeit, dass der Junge sesshaft wird. Sie wird ihn aber noch ganz schön zureiten müssen…‘ dann lachte er. Ich konnte dem alten Mann keineswegs böse sein, er hatte eh immer recht. Ich hasse es, aber ich kann es auch nicht ändern.

In meinem Zelt war das Feuer halb runter gebrannt und der alte Mann hatte wieder Kräuter hinein geschüttet. So sanft wie möglich legte ich sie aufs Bett. Ihr Haar und ihre Kleidung war ganz staubig vom langen Ritt und weil sie vorhin wohl im Dreck gelegen hatte. Hm.

Ich machte mich daran ihre Füße zu Waschen und ihre Hände. Nein, nein, ich mache mich keineswegs zum Affen, nein, nie. Der alte Mann hatte auch irgendetwas Öliges in mein Waschwasser geschüttet. Ich muss ihn mir morgen mal zur Brust nehmen, langsam glaube ich, dass er der Fürst sein will und ich sollte nur seine Handpuppe sein? Hm. Irgendwie versuchte ich sie aus ihrer Reisekleidung zu wickeln, ohne sie zu wecken. Es gelang mir nur bedingt.

 

Ich erwachte und lag wieder auf dem Bett des Fürsten. Ich konnte mich nicht erinnern, wie ich hier her gekommen war. Der Fürst war gerade vom Bett aufgesprungen und entkleidete sich, um sich zu waschen. Meine Gürtel war offen, aber ansonsten war ich noch vollständig bekleidet. Ich streife das Übergewand ab, stand auf und ging zu ihm hinüber, um ihm beim Waschen zur Hand zu gehen. Er war ziemlich überrascht von meiner Geste, lies es aber bereitwillig über sich ergehen. Behutsam strich er mir mit seinen nassen Fingern durchs Haar, küsste mir auf die Stirn und setzte an zu sprechen. Doch ich kam ihm zu vor und sagte: ‚Danke!‘ auf seiner Sprache. Das erste Wort, dass nicht völlig krächzend aus meinem Mund kam. Er stutzte und erwiderte einen Satz, den ich nur halb verstand: ‚Ich habe zu Danken!‘

Er nahm mir den Schwamm ab und zog seine Hose auf, ich schnappte mir eine Bürste, die neben dem Waschbecken lag und zog mich aufs Bett zurück. Ich versuchte irgendwie meine Haare zu kämmen. Ein sinnloses Unterfangen.

 

Ich wickelte mir ein Tuch um die Hüften und drehte mich zum Bett um. Da saß sie, das Unterkleid war an einigen Stellen nass geworden und war nun fast durchsichtig und sie kämmte ihre Haare. Ich biss mir auf die Zunge, weil mich ihr Anblick so erregte, dass sich das Tuch bereits ein wenig anhob. Sie blickte auf und winkte mich zu sich her, dabei rutschte sie mit ihrem nackten Hintern auf mein Kopfkissen. Ich setzte mich auf die Bettkante und seufzte. Sie nahm meine Hand und zog mich mit dem Kopf auf ihren Schoß. Bevor mein Kopf ihre weiche Haut berührte, zog sie meinen zerzausten Zopf heraus. Sie fummelte ihn auseinander und kämmte mein Haar.

 

Er war irgendwann eingeschlafen, noch bevor ich seine Haare, so kunstvoll es mir möglich war, wieder zusammen gebunden hatte. Ich rutschte vom Kissen, legte mich lautlos zu ihm und deckte uns beide behutsam zu. Im Schlaf legte er die Arme um mich und hielt mich einfach nur fest.

 

Ich muss wohl eingeschlafen sein und ich musste geträumt haben, meine Haare fühlten sich so an, wie sonst auch. Nein, ich hatte nicht geträumt, sie lag in meinen Armen. Mit einer Hand hielt ich eine ihrer Brüste, bloß schade, dass sie dieses Unterkleid noch an hatte. Mein Zeigefinger kreiselte um ihre Brustwarze, die sich langsam unter dem Stoff aufrichtete. Die andere Hand hatte ich im Schlaf auf ihren Hintern gelegt und da war das Unterkleid nicht mehr. Ihre Haut war so weich und mein Schwanz war schon wieder hart. Sie hatte mich wirklich verhext. Meine Hand glitt zwischen ihren Arschbacken hindurch und bei allen Ahnen. Sie war so feucht, dass meine ganze Hand völlig von ihrem Saft benetzt war, als ich sie wieder herauszog. Ich wühlte mich mit dem Kopf an ihren Locken vorbei und küsste ihren Hals. Sie regte sich und öffnete ihre Augen. Ich bewegte meine Finger von vorne zwischen ihren Beinen, während sie ihr Bein an hob und ihren Fuß hinter meinem Oberschenkel abstellte, um mir den Weg zu erleichtern. Sie war so unglaublich feucht, ich konnte mich kaum mehr zurückhalten. Als ich meine Finger wieder aus ihrem Loch ziehen wollte, kniff sie die Beine zusammen und spreizte sich mir ihrem Fuß in meiner Kniekehle ein. Ich bewegte meine Finger weiter in ihr. Sie packte sich das Tuch und zog es von meinen Hüften. Mein Schwanz klatschte ihr gegen den Hintern und ich hätte ihr dabei beinahe über den Arsch gespritzt. Sie macht mich wirklich wahnsinnig. Mit einem zielsicheren Griff packte sie meinen Schaft und öffnete wieder ihre Beine, dann führte sie ihn an ihrem Hintern vorbei in ihre feuchte Grotte. Sie presste ihren Hintern an meinen Bauch, ich wurde halb wahnsinnig von ihrer Enge. Der Schweiß stand mir auf der Stirn, während sie versuchte meinen Schwanz immer weiter in sich hinein zu zwängen. Ich versuchte an das Gefasel des alten Mannes zu denken, damit ich nicht gleich meinen Samen in sie verspritzten würde, noch bevor mein Schaft ganz in ihr drin war. Dem Wahnsinn anheim fallend, konnte ich es trotzdem kaum erwarten ganz in ihr zu sein. Ich drängte sie auf den Bauch und stieß ihr meinen Geschwollenen so tief ich auch nur konnte in den Leib. Sie war so feucht, dass das Hineingleiten so einfach hätte sein können, wenn sie nicht so eng gewesen wäre. Ich stützte meine Hände oberhalb ihrer Schultern in die Kissen und penetrierte sie weiter. Sie klammerte sich mit beiden Händen an meinen Handgelenken fest, stöhnte in die Kissen und irgendwann verbiss sie sich an meinem Arm. Ihr Inneres zuckte und pumpte meinen Schaft noch weiter in sie hinein, so dass ich einen Moment inne halten musste, damit ich sie nochmal an die Spitze treiben konnte. Ich zog meinen Schwanz halb aus ihr heraus, sie löste ihren Mund von meinem Arm. Blut rann herab. Sie wehrte sich nicht, als ich ihren Körper packte und ihn drehte, damit sie mich anblicken konnte, wenn ich meinen Schaft erneut in ihren Körper bohren würde. Ich trieb sie bis zum Kopfende des Bettes, ihre Finger krallten sich in das Holz. Ich hämmerte weiter meinen Schaft in sie hinein. Mit einer langsamen Bewegung ihres Körpers bäumte sie sich unter mir auf und legte erst ihre Beine auf meine Schultern, dann überschränkte sie ihre Beine und legte eines ihrer Beine quasi neben ihrem Hintern ab. Das machte sie noch enger. Das andere Bein verblieb auf meiner Schulter. Ich stieß in ihr enges Loch, als müsste ich jeden Moment sterben, dabei drückte ich ihr Knie gegen ihre Brust. Sie blickte mich unverwandt an und biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufstöhnen zu müssen. Ihr ganzer Körper zuckte und zitterte unter mir, das Bein rutschte irgendwann von meiner Schulter, weil sie ihren Körper kaum noch unter Kontrolle hatte. Ich löste ihren Beinknoten und brachte es zu Ende. Als es mir kam, zog ich sie hoch und presste mich noch einmal ganz fest in sie hinein und drückte mit einem Arm ihre Hüfte noch mehr auf mich drauf. Sie verbiss sich in meine Schulter, während ich laut aufstöhnend den letzten Tropfen meines Saftes in sie hineinpresste. Völlig erschöpft musste ich mich seitlich abstützen. Ihr Körper zuckte immer noch in meinen Armen. Irgendwann flutschte mein immer schlaffer werdender Schwanz aus ihr hinaus. Ihr Unterkleid war zerrissen und hing ihr von der Schulter. Sie löste ihren Biss von meiner Schulter und ich sah, dass ihr Mund voller Blut war, mein Blut. Ich küsste sie und konnte mein Blut schmecken. Sie küsste mich gierig, dann glitt ihre Zunge aus meinem Mund und sie widmete sich meinen Brustwarzen. Ihr Hände hatte sie in meinen Schoß gelegt und ihre Fingerspitzen spielten mit meinem Gemächt. Ihr Mund glitt weiter hinunter und dann nahm sie meinen schlaffen Schwanz in den Mund. Ich war zuerst sehr irritiert, aber dann erschwoll er wieder und ich bemerkte dass sie ihn nicht beißen würde. Sie saugte an ihm und leckte daran, als wäre es das, was sie zum Leben brauchen würde. Ich gab mich ihr völlig hin und lies mich weiter auf das Bett sinken. Sie saugte mich förmlich aus. Meine Kräfte schwanden und konnte nichts dagegen tun, als ich ihr nach einem Moment einfach in den Mund spritze. Es war mir unheimlich peinlich, aber es was so unglaublich gewesen, dass selbst die Stimme des alten Mannes in meinem Kopf nicht dagegen half. Ich versuchte mich bei ihr zu entschuldigen, aber sie schaute mich nur lächelnd an, während ihr mein Saft aus dem Mund ran. Sie schluckte und dann rieb sie sich mit dem Handrücken den Mund sauber. Meine Irritation war mir wohl anzusehen. Sie hangelte nach meinem Weinkrug und bot ihn mir an. Ich aber lies sie zuerst trinken. Dann nahm ich auch einen großen Schluck von meinem Wein und meine Lebensgeister kamen wieder. Ich küsste sie, dann sprang sie auf, hielt sich die Hände zwischen die Schenkel, tänzelte durch das Zelt und lief hinaus. Sie wollte sich hoffentlich nur erleichtern. Das war eine sehr gute Idee, ich stand ebenfalls auf, hob das Tuch auf, wickelte es erneut um meine Hüften und trat zum Zelteingang, in dem Moment als sie wieder herein gelaufen kam. Sie drückte mir lächelnd einen Kuss auf die Lippen und schlängelte sich an mir vorbei. Ich konnte sehen, dass den beiden Wachen vor meinem Zelt die Schamesröte im Gesicht stand und wahrscheinlich noch etwas anderes auch. Beschwingten Schrittes ging ich mich erleichtern. Und als ich wieder in mein Zelt trat, wusch sie sich genüsslich. Ich trat von Hinten an sie heran, küsste ihren Hals und sie wusch mich erneut, überall. Meine Scham ihr gegenüber war nun völlig verflogen und ich hoffte inständig, dass es ihr auch so ging bei mir.

Steter Tropfen höhlt den Stein 1

Steter Tropfen höhlt den Stein 1

Als ich am nächsten Morgen erwachte, lag sein Kopf auf meinen Brüsten. Wir lagen beide auf der Seite und er hatte beide Arme um meinen Körper geschlungen. Seine Umarmung war fast schon liebevoll. Ich strich ihm behutsam ein paar Haarsträhnen glatt.

Wir lagen noch eine Weile so da, bis eine ältere Frau gebückt das Zelt betrat. Sie brachte einen Krug mit einer dampfenden Flüssigkeit herein und goss den Inhalt in eine große Schüssel. Dann verließ sie rückwärts laufend das Zelt, in der selben gebeugten Haltung, wie sie vor wenigen Momenten hereingekommen war. Ich schlüpfte aus seiner Umarmung.

Als die alte Frau erneut das Zelt betrat, saß ich völlig außer Atem und schweißgebadet an der Bettkante und stierte Löcher in die Luft. Sie stellte ein Tablett mit Essen und heißem Gebräu auf einen Hocker ab, der neben dem Bett stand. Dann nahm sie mich bei der Hand und zog mich zu dem Becken, ohne mich auch nur einmal direkt anzublicken. Sie half mir beim Waschen und hüllte mich in frische Kleider. Bevor sie wieder verschwand, wies sie noch auf das Tablett. Ich setzte mich an die Bettkante und probierte das Gebräu und aß etwas.

Als ich erwachte, sah ich sie mit dem Rücken zu mir an der Bettkante sitzen. Sie schreckte hoch und drehte sich gleichzeitig zu mir um. Mit ihren großen Augen schaute sie mich erschrocken an, dann bot sie mir mit zitternden Händen das Stück Gewürzbrot an, von dem sie gerade essen wollte. Ich machte wohl eine zu hastige und abweisende Bewegung, als ich zu ihr hin rutschte und ihre Hand weg schieben wollte. Wenn der Bettpfosten sie nicht aufgehalten hätte, wäre sie vor Schreck wahrscheinlich aus dem Bett gefallen. Ihr standen Tränen in den Augen, als sie aufblickte und mich völlig entsetzt anstarrte. Sie hatte beide Hände mit samt dem Stück Gewürzbrot an ihre Brust gedrückt.

‚Sch…sch…sch… hab keine Angst!‘ So sanft ich auch nur konnte, versuchte ich sie zu beruhigen. ‚Du bist hier in Sicherheit, es wird dir hier niemand etwas zu Leide tun!‘

Der Klang meiner Stimme versetzte sie aber nur noch mehr in Unruhe. Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass sie mich nicht nur überhaupt nicht verstand, sondern dass sich unsere Sprache für sie mehr als bedrohlich anhören musste. Plötzlich wurde mir gewahr, dass ich nicht nur völlig nackt war, sondern dass mir auch eine beachtlicher Morgenlatte vorstand. Ich sprang aus dem Bett und pfiff nach meinem Laufburschen. Ich wusch mich und zog mir zumindest eine Hose an. Der Junge kam ins Zelt geeilt. Ich erklärte ihm, dass sie mich nicht verstehen würde.

Er schrie mich an. Ich verstand kein Wort von dem, was er mir da sagen wollte. Das machte ihn noch rasender. Er kam mir immer näher und wollte mich allen Anschein nach beschwichtigen. Ihm war nicht bewusst, dass er immer noch nackt war und sein beachtlicher Schwanz zur vollen Größe aufgerichtet war. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Irgendwann bemerkte er seine eigene Nacktheit und sprang aus dem Bett. Er pfiff nach etwas oder jemanden. Ich verstand überhaupt gar nichts mehr.

Ein junger Bursche betrat mit gebeugten Kopf das Zelt und sagte mir etwas völlig Unverständliches. Der Mann hatte sich mittlerweile eine Hose über gezogen und sprach hastig mit dem Jungen.

Der Junge wand sich zu mir und sprach: ‚Kannst du mich verstehen?‘

Ja konnte ich, ich nickte. Er sprach weiter, währenddessen der Mann im Hintergrund weiter vor sich hin zeterte. ‚Mein Herr, Fürst Utem möchte klarstellen, dass seine Erhabenheit dir kein weiteres Leid zu Teil werden lassen möchte. Du brauchst also keine Angst mehr zu haben, du bist hier in Sicherheit. Hast du das verstanden?‘

Ich nickte wieder.

‚Mein Fürst möchte deinen Namen erfahren.‘ meinte der Junge.

Ich versuchte meinen Namen in meinem Mund zu bilden, aber es kam kein Ton heraus. Der Junge kam einen Schritt näher, aber es kam weiter kein Laut aus meiner Kehle. Panisch zog ich den Jungen zu mir herab und drückte sein Ohr an meinen Mund. Ich brachte das Wort nur in Bruchstücken heraus: ‚E-el-le-eo-on-no-or-ra!

Der Junge wand sich aus meiner Umklammerung und wiederholte: ‚Eelleeoonnoorra? Ahh! Eleonora!‘

Ich nickte wieder.

Der Junge drehte sich zu seinem Herren und sagte wieder etwas unverständliches zu ihm, was ich bis auf meinen Namen nicht verstand. Bloß Fürst Utem schien bei meinem Namen ernsthafte Schwierigkeiten mit der Aussprache zu haben. Sie einigten sich auf Elen. Ich nickte einfach nochmal. Elen hatte mich meine Mutter immer genannt. Fürst Utem hatte sich mittlerweile vollständig angezogen. Der Junge brachte ihm seinen Tee, den er sich mit einem Schluck in den Rachen stürzte. Mit einer geschickten Handbewegung warf er dem Jungen den leeren Becher zu und dieser stellte ihn wieder auf dem Tablett ab. Irgendwie kam es mir so vor, als ob sie dieses Spielchen schon öfter gespielt hatten. Der Junge half seinem Herrn in seine Rüstung. Er redete weiter auf den Jungen ein, nun aber viel sanfter. Dann schritten sie beide zu mir herüber. Fürst Utem nahm meine Hand, ich stand aus Gewohnheit auf. Dann sagte er wieder etwas und der Junge übersetzte. ‚Mein Fürst, möchte dass ich dir sage, dass er nie eine schönere Frau erblickte, auch nicht in seinen Träumen und er möchte dass du weißt, dass es dir freigestellt ist zu bleiben. Er wäre aber sehr unglücklich darüber, wenn du dich entschließen würdest gehen zu wollen.‘

Fürst Utem küsste meine Hand, dann blickte er mich fragend an. Mir wurden die Knie weich und ich musste mich wieder setzten. Die Nähe zu ihm, wühlte mich zu sehr auf, um aufrecht stehen bleiben zu können. Er setzte sich neben mich aufs Bett und blickte mir fast durch den Kopf. Ich versuchte seinem Blick stand zuhalten, dabei schossen mir die Tränen in die Augen. Er packte mich und drückte mich fest an seine Rüstung. Der Junge erlaubte sich etwas zusagen, als er bemerkte, dass ich nach Luft schnappte. Blitzschnell löste er die Umarmung, hielt mich aber an beiden Schultern fest und beäugte mich so, als wäre er nicht sicher, ob er mich kaputt gemacht hätte. Ich versuchte zu lächeln. Mit einer hochgezogenen Augenbraue starrte er mich weiter unverwandt an, redete aber wieder mit dem Jungen.

‚Mein Herr will dich zu nichts drängen, aber wir müssen weiter ziehen.‘

Von draußen kamen Stimmen herein. Er sprang vom Bett auf, rannte in Richtung Zeltausgang und schrie wieder in seinem üblichen Tonfall. Mir stellte es wieder die Nackenhaare auf. Der Junge nahm mich bei der Hand, grapschte mit der anderen Hand nach den restlichen Brotstücken, die noch auf dem Tablett lagen und schleifte mich aus dem Zelt.

Mampfend sagte er zu mir: ‚Du brauchst wirklich keine Angst von ihm zu haben, er ist ein ganz ein Lieber.‘ Es kam mir so vor, als würde er von einem Tier reden und nicht von seinem Fürsten. Die Leute vor dem Zelt machten sich an den Abbau des fürstlichen Schlafzeltes. Es kam ein älterer Mann an einem Stock gestützt auf uns zu.

‚Das ist der Geistheiler des Fürsten. Vor ihm brauchst du auch keine Angst zu haben, er sagt du wärst eine weiße Hexe und das wäre immerhin ein ziemlich gutes Omen in den heutigen Zeiten.‘

Der alte Mann trat ganz nah an mich heran und sprach, mehr mit meinem Geist als mit seiner Zunge. ‚Der Fürst ist ein dummer Junge, dich wegschicken zu wollen. Meine Kräfte schwinden und wer, wenn nicht du, soll den Fürsten beschützen, wenn ich erst bei den Ahnen bin.‘

Ich nickte mehr automatisch, als gewollt und versuchte wieder zu reden, aber es gelang mir nicht. Es kam nur ein merkwürdiges Krächzen aus meiner Kehle. Der alte Mann nahm mich an meinem Kinn und zog mein Gesicht zu sich heran. Er schaute mir in den Mund.

Der Junge meinte nur: ‚Keine Angst, der alte Mann weiß schon was er tut!‘

Er schüttete den Inhalt eines kleinen Lederbeutels in meinen Hals und goss den Inhalt seines Trinkschlauches hinterher. Ich versuchte nicht daran zu ersticken und schluckte mehr oder weniger bereitwillig. Die Flüssigkeit war ein ziemlich übelriechender Kräuterschnaps gewesen, der schrecklich brannte, bis in meinem Magen und wieder zurück. Er steckte seine Utensilien wieder in seinen Gürtel, wo er sie davor wahrscheinlich hervor gezaubert hatte. Dann rieb er seine Hände und massierte meinen Hals, dabei sprach er mit dem Jungen, der daraufhin davon lief. Ich blickte ihm nach. Wenig später kam er mit zwei Pferden wieder. Der alte Mann löste sich von meinem Hals und hinkte zu seinem Pferd. Er zog etwas aus seiner Satteltasche und legte es mir um den Hals. Es roch nach Kräutern und gleich wurde es warm um meinem Hals.

‚Kannst du reiten?‘ fragte der Junge. Ich zuckte mit den Schultern. ‚Dann lernst du es jetzt.‘

Ich zog eine Augenbraue hoch und blickte auf den alten Mann. Dieser befestigte seinen Stab am Sattel und schwang sich so schwungvoll und behände, wie ein junger Krieger, aufs Pferd. Dieser alte Mann hatte es faustdick hinter den Ohren. Er gab seinem Pferd einen leichten Stoß und preschte zum Fürsten hinüber, um ihm dann mit der flachen Hand auf den Hinterkopf zu schlagen. Ich befürchte, dass er ihm genau dass sagen würde, was er eben zu mir gesagt hatte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich jedes Wort von ihm verstanden hatte. Das Zelt des Fürsten war bereits zusammengelegt worden und wurde auf einige Packpferde verteilt. Ansonsten war das ganze Lager bereits abgebrochen und teilweise zogen sie schon weiter. Es waren Frauen und Kinder unter ihnen, die alle auf Pferden vorüber ritten.

Der Fürst war auf sein Pferd gesprungen und kam zu uns hinüber geritten. Noch unterm Reiten sprang er vor uns vom Pferd und guckte mich wieder genauso fragend an, wie noch wenige Momente zuvor. Ich nickte einfach nur. Seine Gesichtszüge hellten sich auf und er strahlte, wie ein kleines Kind, dem man ein unglaubliches Geschenk gemacht hatte. Er machte wieder Anstalten, mich in den Arm nehmen zu wollen, stoppte aber in der Bewegung und nahm mich dann ganz vorsichtig in den Arm, küsste meine beiden Hände und dann schließlich meine Stirn. Dann löste er mich wieder von mir, gab dem Jungen einen Wink, der sich sogleich auf das zweite Pferd schwang. Dann hob der Fürst mich ganz behutsam hinter dem Jungen aufs Pferd.

‚Ich sagte doch du brauchst wirklich keine Angst von ihm zu haben, er ist ein ganz ein Lieber.‘